Sonntag, 2. Dezember 2007

Predigt von Norbert Wohlrab (02.12.07)

Der Sauerteig

1. Hütet Euch!

Ich möchte heute morgen mit Euch zusammen etwas geistliche Verhütung betreiben. Es gibt einige wenige Stellen im NT, in denen Jesus uns zuspricht: „Hütet Euch!“.
Hütet Euch, passt auf, gebt obacht, Vorsicht! Und wenn der lebendige Gott seine Jünger, uns, in einer derartigen Weise warnt, dann ist es eine Warnung, die wir doch ernst nehmen sollten. Dann ist es eine Warnung, die eine andere Qualität hat, als wenn bspw. eine Mutter zu ihrem Kind sagt: „“Pass auf, dass Du dir deine Schuhe nicht schmutzig machst!“ oder „Pass auf, dass Du nicht in die Pfütze fällst.“ Hier warnt uns Gott höchstpersönlich und in dieser Warnung geht es nicht um Bagatellen, sondern hier geht es um existenzielle, geistlich existenzielle Gefahren.
Aber um das Beurteilen zu können, müssen wir uns erst einmal anschauen, vor was oder vor wem wir gewarnt werden.

Im Wesentlichen sind es drei verschiedene Warnungen.
1. Jesus warnt uns vor Habsucht. Er sagt in

Lk. 12,15 (NGÜ) „Nehmt euch in Acht! Hütet euch vor aller Habgier! Denn das Leben eines Menschen hängt nicht von seinem Wohlstand ab.“

Warum gerade vor Habsucht? Habsucht ist eine Gier, ist sogar ein Götzendienst (Kol. 3,5). Habsucht ist ein Gift, dass mein geistliches Leben langsam aber stetig vergiftet, dass am Ende keinen Platz mehr für Gott lässt, so dass es unmöglich ist Gott und dem Mammon zu dienen (Mt. 6,24).

2. Eine weitere Warnung umfasst die Sorgen und Verlockungen des Alltags.

„Hütet euch vor einem ausschweifenden Leben und vor übermäßigem Weingenuss und lasst euch nicht von den Sorgen des täglichen Lebens gefangen nehmen. Sonst wird euer Herz abgestumpft, und ihr werdet von jenem Tag überrascht werden wie von einer Falle, die zuschnappt. Denn er wird über alle Bewohner der Erde hereinbrechen.“ (Lk. 22, 34.35 NGÜ)

Das tägliche Leben mit seinen Verlockungen, aber v.a. auch mit seinen Sorgen birgt die Gefahr in sich das geistliche Leben zu erdrücken, es abzutöten. Nicht umsonst sagt Jesus im Gleichnis vom vierfachen Acker:

„Wieder bei anderen ist es wie mit der Saat, die ins Dorngestrüpp fällt. Sie hören das Wort, doch im Lauf der Zeit wird es von den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden, die das Leben bietet, verdrängt, sodass keine Frucht reifen kann.“ (Lk. 8,14 NGÜ)

Also sowohl Habsucht, ausschweifendes Leben, als auch Sorgen haben das Potenzial das geistliche Leben in uns zu ersticken. Diese beiden Warnungen enthalten genügend Stoff für eigene Predigten, doch nicht für heute morgen. Ich erwähne sie nur der Vollständigkeit wegen und um zu zeigen, dass die Gefahren vor denen Jesus uns warnt, alle einem ähnlichen Prinzip folgen. Dazu später.

3. Die dritte Warnung ist die Warnung vor bestimmten Menschengruppen. Diese Warnung ist fast in allen Fällen mit einem besonderen Bild aus dem jüdischen Alltag verbunden: dem Sauerteig. Jesus warnt uns vor dem Sauerteig. Diese Warnung spricht er mehrfach in verschiedenen Varianten aus.


2. Der Sauerteig

Zunächst die Frage: Was genau ist eigentlich Sauerteig?

Sauerteig ist ein Stück alter, gesäuerter (gegorener) Teig, den man vom letzten Backen im Wasser aufgehoben hatte. Dieser Rest wird dem neuen Teig zugesetzt. Dadurch wird der neue Teig ganz durchsäuert, gelockert und geht auf. Der Sauerteig wirkt somit als Treibmittel, ähnlich wie Hefe.

Im AT ist der Sauerteig mit dem Passahfest verbunden. Weil Israel beim Auszug aus
Ägypten keine Zeit mehr hatte Sauerteig zuzubereiten, sollen sie zur Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten, eine Woche lang vor dem Passahfest keinen Sauerteig backen und auch keinen im Haus haben. Im Spätjudentum hat sich daraus dann die Tradition entwickelt das ganze Haus auszufegen. Der Vater hatte dann den Auftrag zu überprüfen, ob alles ordnungsgemäß erledigt wurde. Dazu wurde ein Rest Brot versteckt. Wenn dieses gefunden wurde, war die Zeremonie erfolgreich beendet und das Haus galt als gereinigt. Aus dieser Tradition sind wahrscheinlich sowohl der Frühjahrsputz, als auch das Ostereiersuchen abgeleitet.

Im NT ist das Bild vom Sauerteig meist ein Bild für das unauffällige, doch gründliche und durchdringende Eindringen des Bösen.

„Habt ihr vergessen, dass schon die kleinste Menge Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? ...Sauerteig der Bosheit und der Schlechtigkeit...“ (1. Kor. 5, 6b .8 NGÜ) schreibt Paulus an die Korinther.

Wenn Jesus uns also vor dem Sauerteig warnt - und erinnern wir uns, es geht nicht um eine Warnung vor nassen Füßen -, dann warnt er uns vor einer Gefahr, die fähig ist klein und unauffällig zu beginnen, aber uns trotzdem total zu durchdringen.
Und dies hat auch eine Ähnlichkeit mit den anderen vorhin bereits erwähnten Warnungen vor Habsucht, Sorgen etc.: alle beginnen klein und unscheinbar, aber legen uns letztlich geistlich lahm.

Also nochmal. Jesus sagt uns: Hütet Euch! Alarmstufe rot!

Schauen wir uns nun an welche Menschengruppen es sind, die diesen Sauerteig ausbreiten und vor denen wir gewarnt werden.

„»Nehmt euch in Acht!«, schärfte Jesus ihnen ein. »Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes!«“ (Mk. 8,15 NGÜ) und

„Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!“ (Mt. 16,6b NGÜ)

An anderer Stelle warnt Jesus auch noch vor den Schriftgelehrten und vor falschen Propheten, aber meines Wissens nicht im Zusammenhang mit Sauerteig, so dass ich diese beiden Gruppen heute einmal außer acht lasse.

Was ist nun das Gefährliche an diesen Menschen bzw. an ihrer Lehre?


3. Die verschiedene Arten des Sauerteigs

1. Die Pharisäer

Die Gruppe, die uns noch am ehesten bekannt sein dürfte, sind die Pharisäer. Die Pharisäer (die Abgesonderten) waren eine religiöse Strömung innerhalb des Judentums, die eine legalistische Einhaltung (also eine wortgetreue Einhaltung ohne auf den eigentlichen Sinn zu blicken) der 613 Gebote der Thora und weiterer selbstauferlegter Vorschriften, wie das Verzehnten von allen mögliche Kräutern und Gemüse (Mt. 23,23) und zusätzlicher Reinhaltungsvorschriften, pflegten. Dabei distanzierten sie sich von den einfachen und sündigen Menschen. Daher kritisierten sie Jesus permanent wegen seiner Tischgemeinschaft mit Sündern, Zöllnern, Prostituierten und dergleichen Leute.
Ist ihr Bemühen nach den Geboten Gottes zu leben an sich ja noch positiv, so bringt Jesus doch heftige Kritik gegen sie vor. Zum einen gegen ihre Selbstgerechtigkeit (Lk. 18, 9-14), gegen ihren Legalismus (sie reinigten ihre Becher, aber nicht ihre Herzen; Lk. 11, 37 - 54) und gegen die Lasten, die sie den Menschen zusätzlich auferlegten und sie so letztlich hinderten zu Gott zu kommen (Mt. 23,13).
Die Pharisäer lebten ein erstarrtes religiöses Leben. Ihre Frömmigkeit kam nicht aus dem Herzen, sondern war in eine tote Form gepresst. „Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“ (2. Kor. 3,6b) schreibt Paulus an anderer Stelle. Die Pharisäer lebten in einer religiösen Erstarrung des Buchstabens.

Was kennzeichnet die Sadduzäer und Herodes?

2. Die Sadduzäer

Die Sadduzäer setzten sich hauptsächlich aus Schriftgelehrten und Aristokraten zusammen. Sie bildeten die Oberschicht und besetzten die oberste Ämter im Tempeldienst. Weiter hatten sie eine sehr orthodoxe Schriftauslegung. Sie lehnten jegliche mündliche und alltagsspezifische Auslegung der Thora ab (im Gegensatz zu den Pharisäern). Sie glaubten nicht an die Auferstehung, Engel und persönliche Führung Gottes und anerkannten nur die Gesetzesbücher als Gottes Wort. Auch ihre Religiösität war rein formalistisch.
Beide Gruppen lebten letztlich mit wenigen Ausnahmen ihren Glauben ohne Gott, lebten sozusagen eine atheistische Form ihres Glaubens.

3. Herodes

Schwieriger ist es bei der Gruppe des Herodes, v.a. da es ja mehrere Herodes gab. Ich nehme mal an, dass Jesus den aktuell meinte, wobei sie sich letztlich kaum unterschieden. Die Lebensphilosophie des Herodes war die der eigenen Stärke, selbst ist der Mann, man braucht keinen Gott, aber auch einer Lebensphilosophie der eigenen Werte, was Ethik und Moral ist wird selbst definiert, Eigenständigkeit, Unabhängigkeit.

All diese Sauerteige, diese Lehren und Lebenseinstellungen haben gemeinsam, dass sie in ihrem Wesen zutiefst humanistisch sind, sie fokussieren sich auf den Menschen, sie sind egozentrisch, sie haben das was Menschen leisten können im Mittelpunkt. Diese Lebenseinstellungen waren die vorherrschenden Lehren und Überzeugungen zur Zeit Jesu - und sind es zumindest z.T. noch heute, auch wenn sie heute anders heißen.


4. Die Gefahr des Sauerteigs im Leben der Gläubigen

Betrachten wir nun mal eine Stelle genauer, in der Jesus diese Warnung vor dem Sauerteig ausspricht.

Die Situation: zum zweiten Mal speist Jesus eine große Menge an Menschen mit Hilfe einer übernatürlichen Brot- und Fischvermehrung. Die Jünger waren zum zweiten Mal Zeuge eines großen Wunders. Nicht nur Zeuge, sondern sogar tatkräftig beteiligt. Denn wenn wir die Ereignisse genau lesen, stellen wir fest, dass die Speise sich nicht in den Händen Jesu beim Dankgebet, sondern in den Händen der Jünger, nämlich beim Austeilen, vermehrt hatte. Wenn Jesus den Jüngern den Auftrag gegeben hat: Gebt ihr ihnen zu essen, haben sie ihn wohl zunächst noch unwissend, aber doch tatsächlich ausgeführt.
Nun sind die Jünger also nach diesem erneuten Wunder mit Jesus im Boot unterwegs in ruhigere Gefilde. Und nun heißt es:

„Die Jünger hatten vergessen, Brot mitzunehmen; nur ein einziges Brot hatten sie bei sich im Boot. »Nehmt euch in Acht!«, schärfte Jesus ihnen ein. »Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes!« Da machten sie sich untereinander Gedanken darüber, dass sie kein Brot bei sich hatten. Als Jesus merkte, was sie beschäftigte, sagte er: »Warum macht ihr euch Gedanken darüber, dass ihr kein Brot habt? Versteht ihr immer noch nichts? Begreift ihr denn gar nicht? Sind eure Herzen so verschlossen? Ihr habt doch Augen – könnt ihr nicht sehen? Ihr habt doch Ohren – könnt ihr nicht hören? Erinnert ihr euch nicht daran, wie ich die fünf Brote für die Fünftausend in Stücke brach? Wie viele Körbe voller Reste habt ihr damals aufgesammelt?« – »Zwölf«, antworteten sie. »Und als ich die sieben Brote für die Viertausend in Stücke brach, wie viele Körbe voller Reste habt ihr da aufgesammelt?« – »Sieben«, antworteten sie. Da sagte er zu ihnen: »Begreift ihr immer noch nichts?«“ (Mk. 8, 14 - 21 NGÜ)

Lassen wir die Symbolik von Zwölf und Sieben mal außer Acht. Was hätten sie denn begreifen sollen? Inwiefern sind ihre Herzen hartherzig und verschlossen? Und was hat das mit dem Sauerteig der Pharisäer und des Herodes zu tun?

Sie haben die Versorgung Gottes erlebt und hätten erkennen sollen: Alles ist möglich! Mit Gott ist alles möglich. Im Reich Gottes ist alles möglich.
„Für den, der glaubt, ist alles möglich.“ (Mk. 9,23 NGÜ) sagt Jesus. Da wo das Reich Gottes hereinbricht, braucht man keine Versorgungsdefizite befürchten.

„Macht euch also keine Sorgen! Fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um diese Dinge geht es den Heiden, die Gott nicht kennen. Euer Vater im Himmel aber weiß, dass ihr das alles braucht. Es soll euch zuerst umGottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazu gegeben. “ Mt. 6, 31-33 NGÜ)

Was machen die Jünger? Stattdessen sorgen sie sich wieder um ihre Mahlzeit. Ihr Denken war noch durchsäuert mit dem Sauerteig des Herodes und der Pharisäer, wo Gott auf das menschlich Machbare reduziert wurde.
Das ist die Gefahr dieses Sauerteigs: er verhindert das Denken in Gottes Möglichkeiten, er verhindert das Denken in der Realität des Reiches Gottes, er verhindert das Erfassen und die Umsetzung der Gedanken Gottes. Wobei ich denke dass Jesus hier „alles ist möglich“ kein Wunschkonzert wie bei der guten Fee meint, sondern die Abhilfe der aktuellen Not im Blick hat.

Paulus spricht in diesem Zusammenhang von Festungen und Gedankengebäuden, die der Erkenntnis Gottes entgegenlaufen und mit geistlichen Waffen bekämpft werden müssen (2. Kor. 10, 4.5). Es sind jahrzentealte Denkmuster, die sich zu dämonischen Festungen ausgebildet haben und gegen die Wahrheit Gottes in unserem Leben ankämpfen, die uns den Blick vernebeln für das Reich Gottes.

Ich habe in den letzten Wochen so viele Zeugnisse und Predigten gehört über die Wunder, die aktuell geschehen im Reich Gottes, auch in Deutschland, dass ich weiß, dass das was wir hier (nicht) erleben, noch nicht Gottes Weisheit letzter Schluss ist. Und ich werde Euch vielleicht irgendwann damit nerven, aber ich werde nicht aufhören vom Reich Gottes zu predigen, bis wir es hier in einer neuen Dimension erleben. Nicht weil ich es vielleicht schon ergriffen hätte und ihr noch nicht, sondern weil ich weiß, es ist der Wille Gottes für die Christenheit und ich habe angefangen mich auf dem Weg zu machen und die Umsetzung zu suchen und hoffe, dass noch viele eine ähnliche Unzufriedenheit mit dem status quo packt. Wir werden hier demnächst im Gottesdienst noch einmal eine DVD-Predigt uns ansehen, die uns hoffentlich diesbezüglich sehr ermutigen wird.

Zurück zu den Gedankenfestungen. Was ist so eine Festung und wie wirkt sie sich aus?
Im Jakobusbrief lesen wir, dass wir im Glauben bitten sollen, ohne zu zweifeln, sonst werden wir nichts empfangen (Jak. 1, 5.6). Wenn ich an anderen Stellen im NT lese, dass bereits ein Senfkornglaube ausreichend ist um einen Berg zu versetzen (Mt. 17,20), dann denke ich, dass das Problem nicht ist, dass der Glaube vielleicht zu klein ist, sondern das er überwuchert wurde vom falschen Sauerteig und nicht zur Entfaltung kommt. Und dieser Sauerteig in unserem Denken ist es, der in uns ein falsches Bild von Gott, ein falsches Bild vom vom Reich Gottes, ein falsches Bild von uns selbst erzeugt.
Der Himmel ist voller Vertrauen zu Gott, die Welt ist voller Misstrauen. Und dieses Misstrauen unterwandert uns, durchsäuert uns. Unser Denken steht aktiv unter dem Einfluss dieser Welt, steht es auch aktiv unter dem Einfluss des Denken Gottes? Lassen wir uns immer wieder neu mit den Wahrheiten Gottes füllen? Oder erlauben wir den Lügen uns den Sieg zu rauben. Denkt daran, Satan ist der Vater der Lüge.


5. Lügengebäude

Ein Beispiel für solche Lügengebäude: Am Ende einer der letzten Gebetsabende sind wir irgendwie darauf zu sprechen gekommen, wer wir vor Gott sind. Und dann wurde die Aussage in den Raum gestellt, dass wir Sünder wären. Dies ist eine der gemeinsten Lügen des Feindes. Du bist kein Sünder! Du bist ein Gerechter! Wenn ich glaube, dass ich noch ein Sünder bin, ist dies praktischer Atheismus, dann zweifle ich nämlich an dem Heilswirken und Heilszusagen Gottes. Was lesen wir in seinem Wort:

Röm. 5, 8.19 „Gott hingegen beweist uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren...Genauso, wie durch den Ungehorsam eines Einzigen alle zu Sündern wurden, werden durch den Gehorsam eines Einzigen alle zu Gerechten.“

Wir waren Sünder, nun sind wir Gerechte. Wir sind in einem neuen Stand, einem neuem Bund, sind eine neue Schöpfung. Wir sind der Sünde abgestorben. Können wir noch sündigen? Gewiss, aber wir sündigen als Gerechte, nicht als Sünder. Das ist der Unterschied. Das ist das Erlösungswerk Christi. Das ist das Evangelium. Ich habe die Bibel durchgeforstet, man wird im NT keine Bibelstelle finden, wo Gerechte als Sünder bezeichnet werden (mit evt. einer Ausnahme im Jakobusbrief, die aber wohl anders verstanden werden muss.) Mit Sündern wird immer der Stand vor der Bekehrung bzw. die unbekehrten Menschen bezeichnet. Luther hat teilweise das Verb „sündigen“ mit dem Substantiv „Sünder“ übersetzt und damit sicherlich zu einem falschen Verständnis beigetragen.

Noch ein Bild dazu: ein Freund von mir ist im Kongo geboren. Ist er noch Kongolese? Nein, er ist Deutscher! Er hat einen deutschen Pass! Die Staatsgewalt des Kongo kann ihm nichts mehr anhaben. Kann er deshalb noch kongolesisch kochen, sprechen, fluchen etc.? Ja, aber deshalb bleibt er trotzdem Deutscher.

Warum ist das wichtig? Das Bewusstsein unseres Standes ist wichtig um von Gott etwas zu erhalten. Im Glauben bitten ohne zu zweifeln heißt es im Jakobusbrief. Ich glaube nicht, dass es daran scheitert, dass Gott uns nichts geben möchte, sondern daran, dass wir nicht eintauchen in die Realität des Reiches Gottes, in die Realität der Versorgung Gottes. Wir stehen in einem permanenten Kampf, das Bewusstsein der Gegenwart Gottes, die Realität des Reiches Gottes über unseren Verstand zu stellen.

Uwe Dahlke vom CZK schreibt auf glaube.de:
„Wir alle haben nie wirklich gelernt, so zu denken! Wir haben uns bei unserer Bekehrung für Gott geöffnet und ein neues Herz empfangen, das glauben kann und vertrauend glauben möchte. Aber das Wollen alleine reicht nicht aus. Wir müssen unser Herz täglich mit dem Wesen und den Absichten Gottes füllen, nicht mit all unseren Zweifeln, Sorgen, Ängsten und negativen Erfahrungen. Da die meisten unserer Zweifel aber auf der Logik dieser Welt fußen und wir darin erzogen wurden, haben wir ein sehr großes Problem mit unserem Denken! Es ist voller Gedankenfestungen, die ein Leben lang in uns hineingekommen sind und so unser Unterbewusstsein (Herz) beherrschen. Es geht uns wie den Jüngern: wir glauben bis zu einem gewissen Grad und dann setzt unser Verstand ein und wir können nicht fassen, was Gott tun könnte. Unser Herz ist durch unsere angelernte Lebenslogik verhärtet.“

Wir sehen das auch im Gleichnis des verlorenen Sohns. Der verlorene Sohn kommt heim und wird von Vater mit Liebe überschüttet, mit Geschenken überhäuft und ein Fest wird gefeiert. Er erinnert mich an die Situation von Neubekehrten. Sie sind voller Feuer, weil sie eine tiefe Erfahrung der Liebe Gottes machen, voller Vertrauen zu ihrem Vater im Himmel und erleben in der ersten Zeit oft die tollsten Gebetserhörungen, als ob Gott Party mit ihnen feiert. Und manch langjähriger Christ blickt neidisch auf ihn. So auch der ältere Sohn. Er kommt nach Hause und beschwert sich:

„›So viele Jahre diene ich dir jetzt schon und habe mich nie deinen Anordnungen widersetzt. Und doch hast du mir nie auch nur einen Ziegenbock gegeben, sodass ich mit meinen Freunden hätte feiern können! Und nun kommt dieser Mensch da zurück, dein Sohn, der dein Vermögen mit Huren durchgebracht hat, und du lässt das Mastkalb für ihn schlachten!‹ – ›Kind‹, sagte der Vater zu ihm, ›du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir. Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen; denn dieser hier, dein Bruder, war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.‹“ (Lk. 15, 29 - 32 NGÜ)

Ich frage Euch, haben beide Söhne den selben Vater? Ja, haben sie, beide haben den gleichen Vater der Liebe. Der Unterschied ist nur der, dass der Vater auf den jüngeren Sohn zugeht, damit er wieder nach Hause kann und dann seiner Freude Ausdruck verleiht. Der Ältere war ja schon zu Hause, er hätte den Vater kennen müssen und wissen, dass er jederzeit über alles nach seinen Wünschen verfügen kann, da er ja bereits in seiner vollkommenen Liebe lebt, aber er kannte ihn nicht, auch sein Denken war durchsäuert. Er war eher Knecht als Sohn.

Paulus schreibt:
„ Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, wenn wir beten: ´Abba, Vater!´ Ja, der Geist selbst bezeugt es uns in unserem Innersten, dass wir Gottes Kinder sind.“ (Röm. 8, 15.16 NGÜ)

Söhne keine Knechte. Jesus sagt, dass ja selbst schlechte Menschen ihren Kindern Gutes tun. Wieviel mehr wird dann der Vater im Himmel Gutes geben.
Letztes Jahr waren wir ja mit einem kleinen Team in Röhrenbach um mal aus erster Hand "Wort und Geist" zu erleben. Manches war beeindruckend und ermutigend, manches etwas merkwürdig. Besonders merkwürdig war der bayrische Schunkel-Lobpreis. An ein Lied kann ich mich noch erinnern: „Mir san die Aller-Allerbesten.“ Das Lied gefällt mir immer noch nicht, aber die haben es erkannt: in Gottes Augen sind wir alle die aller-allerbesten Söhne und Töchter. Sich dieser Wahrheit bewusst zu werden, dass der Vater immer für mich ist, fördert unumstößlich den persönlichen Glauben.
Beim Vater der Lichter ist keine Veränderung, noch eines Wechsels Schatten (Jak. 1,17). Gott ist die Liebe.
Jesus will uns in die Fülle des Lebens hineinführen.
Er ist der Geber der guten Gaben.
Er kann nichts Schlechtes geben, weil er das gar nicht hat. Er segnet uns weder mit Krankheit, noch mit Schmerz, noch mit Tod, noch mit sonstigem Leid. Diese Dinge sind in der Welt, weil die Welt unter der Sünde stöhnt und ächzt und der Teufel, der Lügner und Mörder von Anfang an, versucht oft mit Erfolg noch was drauf zu packen. Aber wir können uns wehren, wenn wir lernen unser Denken zu erneuern (Röm. 12,1) und lernen in den Wahrheiten Gottes zu denken.

Auch das Reich Gottes wird mit einem Sauerteig verglichen (Lk. 13, 18 - 21). Auch das Reich Gottes hat diese Dynamik. Aber genauso wie der schlechte Sauerteig gelebt wird, multipliziert wird, verkündet wird, muss auch die Botschaft vom Reich Gottes verkündet, immer wieder neu aufgenommen, neu durchdacht, neu verinnerlicht werden, damit es seine Dynamik mehr und mehr entfalten kann.
Wollen wir uns dahin auf den Weg machen?

DEIN REICH KOMME. AMEN.

Samstag, 1. Dezember 2007

Termine und Aktuelles Dezember 2007

So 02.12. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen
(Predigt Norbert Wohlrab; Thema: Der Sauerteig)

So 09.12. 19.30 entfällt wg. Erkrankung

So 16.12. 10.00 Gottesdienst
(Predigt Hans Heidelberger)

Di 18.12. 19.30 Gebets- und Infoabend

Mo 24.12. 15.00 Familiengottesdienst
(Predigt Norbert Wohlrab; mit einem Theaterstück und musikalischen Darbietungen)


So 30.12. kein Gottesdienst

Freitag, 9. November 2007

Termine und Aktuelles November 2007

So 04.11. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen
(Predigt Karin Tschaftary über Psalm 23)
hier gibt es ein Video: www.myvideo.de/watch/820114

So 11.11. 10.00 Gemeinsam für die Stadt-Gottesdienst in der FCGF
(Predigt Raul Reyes/Argentinien und Bericht von Roman Fertinger/Polizeidirektor Stadt Fürth)

So 18.11. 10.00 Gottesdienst
(Predigt Martin Bühlmann/Vineyard Bern - DVD von der Vineyard-Konferenz in Speyer)

Di 20.11. 19.30 Gebets- und Infoabend

So 25.11. 19.30 Lobpreis und Segnung