Sonntag, 22. Februar 2009

Predigt von Norbert Wohlrab (15.02.09)

Das Gleichnis vom vierfältigen Acker

1. Einleitung

Ich mache heute etwas, was ich nur sehr selten bis gar nicht mache: ich nehme als Grundlage der Predigt den Predigttext des heutigen Sonntages. Das hat verschiedene Gründe, aber letztendlich war ich v.a. der Meinung, dass es für uns aktuell passt, sich mit diesen Text einmal neu auseinanderzusetzen.

Predigttext (Lk. 8, 4-15 NGÜ):

„Die Menschen scharten sich in großer Zahl um Jesus, und von Ort zu Ort wurden es mehr, die mit ihm gingen. Da erzählte er ihnen folgendes Gleichnis: »Ein Bauer ging aufs Feld, um zu säen. Beim Ausstreuen der Saat fiel einiges auf den Wegrand, wo es zertreten und von den Vögeln des Himmels aufgepickt wurde. Einiges fiel auf felsigen Boden. Die Saat ging zwar auf, verdorrte aber bald, weil die nötige Feuchtigkeit fehlte. Einiges fiel mitten ins Dornengestrüpp. Die Dornbüsche wuchsen mit der Saat in die Höhe und erstickten sie. Und einiges fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfache Frucht.« Jesus schloss mit dem Ausruf: »Wer Ohren hat und hören kann, der höre!«

Die Jünger fragten Jesus, was dieses Gleichnis bedeute. Da sagte er: »Euch ist es von Gott gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen; den Übrigen jedoch werden sie nur in Gleichnissen verkündet. Denn ›sie sollen sehen und doch nicht sehen, sie sollen hören und doch nichts verstehen.‹ Das Gleichnis bedeutet Folgendes: Die Saat ist das Wort Gottes. Bei einigen, die es hören, ist es wie mit der Saat, die auf den Weg fällt. Der Teufel kommt und nimmt das Wort wieder aus ihrem Herzen weg, sodass sie nicht glauben und daher auch
nicht gerettet werden. Bei anderen ist es wie mit der Saat, die auf felsigen Boden fällt. Wenn sie das Wort hören, nehmen sie es mit Freuden auf. Aber sie sind wie Pflanzen ohne Wurzeln; zunächst glauben sie, doch wenn eine Zeit der Prüfung kommt, wenden sie sich wieder ab. Wieder bei anderen ist es wie mit der Saat, die ins Dorngestrüpp fällt. Sie hören das Wort, doch im Lauf der Zeit wird es von den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden, die das Leben bietet, verdrängt, sodass keine Frucht reifen kann. Bei anderen jedoch ist es wie mit der Saat, die auf guten Boden fällt. Mit aufrichtigem und bereitwilligem Herzen hören sie das Wort; sie halten daran fest, lassen sich nicht entmutigen und bringen Frucht.«“

Wir haben diesen Text wohl schon viele Male gehört oder gelesen. Und eigentlich ist er ja klar, Jesus legt ihn ja selbst aus: die einen sind offen für das Evangelium, die anderen nicht; die einen vollziehen eine tiefgehende Lebensübergabe und bringen Frucht, die anderen nur eine oberflächliche und fallen wieder vom Glauben ab. Da wir heute hier sitzen, sind wir noch dabei und gehören zu den Guten. Also brauchen wir uns damit gar nicht mehr auseinandersetzen, Punkt, aus, fertig, nächster Text. Irgendwelche Fragen? Danke, nein, dann kann ich mich ja wieder setzen. Es ist doch angenehm, wenn es Texte in der Bibel gibt, wo man guten Gewissens sagen kann, die habe ich schon abgehandelt, über diese Stufe auf meiner geistlichen Entwicklungsleiter bin ich schon drüber hinweg.

Aber könnte es nicht sein, dass der Text doch noch Aussagen enthält, die uns was zu Sagen haben?

2. Unser Herz

Ich denke, dass es durchaus noch wichtige Aussagen in diesem Text gibt. Ich denke, dass Jesus hier zu allererst eine Warnung ausspricht und diese Warnung lautet: Achte auf dein Herz! Achte auf dein Herz!

Der Ackerboden in diesem Gleichnis ist ja unser Herz und da merkt man, dass Gleichnisse oft nicht bis ins letzte Detail übertragbar sind. Denn in der Natur kann ein Acker nichts dafür, ob er gut oder schlecht, weich oder hart, ob er ertragreich ist oder ob die Nährstoffe ausgewaschen sind. Aber wir, wir können etwas dafür, wie unser Herz ist. Wir können sehr wohl etwas dafür ob unser Herz „aufrichtig und bereitwillig“ (V.15) ist. Wen gegenüber? Dem Wort Gottes! „Die Saat ist das Wort Gottes.“ (V.11)

Aber der Reihe nach. Betrachten wir zunächst einmal, was die Bibel über das Herz des
Menschen sagt. Wenn die Bibel vom Herzens des Menschen spricht, meint sie nicht in erster Linie das Körperorgan, sondern das Herz als Sitz des geistigen und seelischen Leben des Menschen Das Herz als Zentrum des Denkens, Wollens und Fühlens. Während in unserem Sprachgebrauch das Herz ausschließlich für den emotionalen Bereich zuständig ist - im Gegensatz zum Denken, zum Kopf -, ist im bibl. Verständnis das Herz auch für die Erkenntnis zuständig:

Mose spricht zum Volk Israel in der Wüste: „Aber der Herr hat euch bis zum heutigen Tag weder ein Herz gegeben zu erkennen noch Augen zu sehen, noch Ohren zu hören.“ (5. Mose 29,3)

Erkannt wird also mit dem Herzen, es ist ein ganzheitliches Erkennen, kein rein vernunftgemäßes logisches Nachvollziehen von Wahrheiten. Mit dem Herzen wird erkannt. Deshalb kann ich auch - wenn ich bspw. in einer Astronomie-Zeitschrift lese - feststellen, mit meinem Verstand bring ich diese ganzen Entfernungen und Zeitangaben nicht auf die Reihe, aber mit meinem Herzen weiß ich, dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde ist.

Ich kann mich noch erinnern, dass am Tag nach meiner Bekehrung ich mich auf einer Party zurückgezogen habe, in den klaren Sternenhimmel geschaut habe und bei diesem herrlichen Anblick mir sofort die Gegenwart des Schöpfers bewusst war. Mit dem Herzen wird geglaubt!

„Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit“ (Röm. 10,10a)

Aber das Herz wird auch dargestellt als Quelle des Begehrens und zwar sowohl im Negativen, wie auch im Positiven. Es heißt ja zum einen:

„Habe deine Lust am Herrn, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt.“ (Ps. 37,4)

und zum anderen

„das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an.“ (1. Mo. 8,21)

Das Herz ist aber auch der Ort der Liebe zu Gott und der Kommunikation mit Gott. Was sagt Jesus über das größte Gebot? Wir sollen Gott lieben mit ganzem Herzen (Mt. 22,37)! Wieder das Herz. Im Herzen vollziehen sich Glaube und Gehorsam gegen Gott. So ist das Herz auch der Sitz des geistlichen Lebens. Und dies umso mehr wir ja eine neue Schöpfung geworden sind durch unsere Bekehrung. Der Heilige Geist wohnt nun in uns. Unser Geist ist erneuert und befähigt zur Kommunikation mit Gott. Aber wo wohnt der Heilige Geist? Auch er wohnt in unserem Herzen:

„der uns auch versiegelt hat und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.“ (2. Kor. 1,22)

Der Heilige Geist ist es, der in uns das neue Herz hervorbringt. Das Herz das fähig ist nach dem Willen Gottes zu leben. Glaube der nicht in das Herz sinkt und damit nicht das Denken, Wollen und Fühlen bestimmt, ist nur ein Teil-Glaube. Man könnte vielleicht sagen, so ein Glaube ist eigentlich nur Religion.

Trotzdem meine ich gilt auch uns „Neu-Beherzten“ noch die Ermahnung:

„Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz! Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.“ (Spr. 4,23)

Sei achtsam! Behüte dein Herz!

3. Die ersten beiden Ackerböden

Dies ist also das Herz, das Jesus im Gleichnis vom Ackerboden im Blick hat. Jesus beschreibt hier vier verschiedene Herzen (= Ackerböden) bzw. Menschen. Lasst uns zunächst einmal einen Blick auf die ersten beiden Typen werfen:

1. Die Desinteressierten oder Hartherzigen

Hier fällt die Saat auf den Wegrand. Sie wird zertreten oder von den Vögeln aufgefressen. Jesus erklärt, dass das Gehörte vom Teufel wieder geraubt wird. Es sind Menschen, die das Evangelium zwar hören, aber kein Interesse daran haben, ihm keine Relevanz beimessen.
Ich denke, solche Menschen kennen wir alle und diejenigen unter uns, die nicht von Kindesbeinen an durchgehend geglaubt haben, waren auch mal solche Menschen. Ich kann mich noch sehr gut an die ersten Bekehrungsversuche erinnern, als man mich in eine Jugendevangelisation schleppte und ich dem Ganzen überhaupt nichts abgewinnen konnte. Nicht, dass ich die Leute verachtet hätte, aber es hat mich einfach überhaupt nicht interessiert. Aber es hat wohl jmd. weiter gebetet.

Interessant finde ich hier auch das Bild von den Vögeln des Himmels. Die Bibel und jüd. Überlieferungen sprechen ja von mehreren Himmeln. Der zweite Himmel wird hier als Sitz der satanischen Mächte angesehen. So kann dieses Bild Zufall sein, aber es ist auch möglich, dass Jesus hier mit den Vögeln auf diese Mächte verweist. Auf jeden Fall scheint es ihnen erlaubt zu sein das Gehörte wieder zu rauben.

Könnte es nicht auch sein, dass unsere Gebete und auch die Antworten erst diesen Himmeln durchdringen müssen und dadurch manches oft so schwer geht. Zumindest die Geschichte aus Daniel mit dem Engel der berichtet aufgehalten worden zu sein, erlaubt eine derartige Interpretation (vgl. Dan. 10).

2. Die Oberflächlichen oder Wetterwenderischen

Die Saat fällt auf felsigen Boden, sie geht zwar schnell auf, aber sie vertrocknet mangels Feuchtigkeit, sie bildet keine Wurzeln aus. Es sind Menschen, die sich in Zeiten der Anfechtung wieder vom Glauben abwenden. Der Glaube wird nicht mit der nötigen Nahrung versorgt. Das Wort Gottes, das Gebet, die Gemeinschaft, der Gottesdienst wird nicht in der nötigen Art und Weise gepflegt, so dass dem Glaube der Saft abgedreht wird. Und so ist der Mensch den Schwierigkeiten schutzlos ausgeliefert und kann nichts dagegen setzen. Es sind Menschen, deren Quelle der „Rat der Gottlosen“ ist und die nicht an den „Wasserbächen“ des Wortes Gottes gepflanzt sind, wie es im Psalm 1 beschrieben wird. Es ist wichtig wo meine Quellen sind. Gerade für die Jugendlichen, denen es oft noch an Stabilität und Fundament mangelt, ist dies eminent wichtig.

Ich habe Menschen erlebt, die sehr schnell begeistert waren vom Glauben, sich bekehrt
haben, sogar innerhalb von wenigen Tagen die Glaubenstaufe vollzogen haben und als sie dann nach weiteren Tagen gemerkt haben, dass die Nachfolge mit Konsequenzen verbunden ist, das man bspw. nicht alle paar Tage in einem anderen Bett aufwachen sollte (ich rede jetzt nicht von Hotels!), haben sie sich schnell wieder dafür entschieden den alten Lebensstil zu folgen.
Bevor wir uns den nächsten beiden Menschentypen bzw. Ackerböden zuwenden, schauen wir uns an von welcher Art eigentlich die Saat ist.

4. Die Saat

Jesus sagt: „Die Saat ist das Wort Gottes“ (V. 11.). Aus unserer gemeindlichen Perspektive
bedeutet das im allgemeinen die Lehre von der Errettung durch den Glauben an Jesus. Und wirklich spricht Jesus ja auch bei der ersten Gruppe davon, dass sie „nicht glauben und daher auch nicht gerettet werden“ (V. 12). Und so interpretieren wir das ganze Gleichnis hinsichtlich Bekehrung und Errettung. Vielleicht ist es ja auch so gedacht. Ich denke aber, dass Jesus dem Gleichnis noch eine umfangreichere Bedeutung zugedacht hat.

Wenn Jesus der Sämann ist, stellt sich die Frage welches Wort Gottes sät er denn aus? Die Propheten des AT haben auf den Erlöser hingewiesen. Die Apostel des Neuen Bundes erklären und vermitteln das Erlösungswerk Christi. Und Jesus? Jesus hat dieses Erlösungswerk eigentlich nur am Rand gelehrt, es war nicht seine zentrale Botschaft. Er hat es gelebt. Er hat es vollbracht. Und er war das Erlösungswerk in Person. Aber gelehrt hat er v.a. ein anderes Thema: die Botschaft vom Reich Gottes.

Und so kann er auch zu den Jüngern sagen, als sie ihn fragen, was das Gleichnis zu bedeuten hat: „Euch ist es von Gott gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen“ (V. 10.).

Der Same der hier gesät wird ist nach m.M. das Wort vom Reich Gottes. Und damit erhält dieses Gleichnis eine umfangreichere Bedeutung. Es geht hier nicht nur speziell um das Annehmen der Erlösungsbotschaft, es geht um das Annehmen der Botschaft vom Reich Gottes, in der die Botschaft von der Errettung ja enthalten und das grundlegende Element ist.

5. Die zentralen Aussagen der Lehre vom Reich Gottes

Erinnern wir uns an einige zentrale Botschaften vom Reich Gottes:
a) Jesus ist der König über das Reich Gottes (darauf weisen v.a. die at. Prophetien hin)
b) das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt, es ist übernatürlich, es ist innerlich und es ist zwischenmenschlich (Lk. 17,20.21; Joh. 18,36)
c) das Reich Gottes ist gleichzeitig bereits da, im Werden und noch in der Zukunft
d) die Botschaft vom Reich Gottes ist die zentrale nt. Verkündigung (es wird nach Johannes bis ans Ende der Zeit verkündet; Lk. 16,16; Mt. 24,14; Apg. 1,3; 8,12)
e) das Reich Gottes zeigt sich in Kraft (sowohl Jesus, als auch die Jünger und Apostel
demonstrieren die Autorität im Reich Gottes über Dämonen und Krankheiten; Mt. 12,28, Lk. 10,9; 1. Kor. 4,20)
f) die zentrale Methode im Reich Gottes ist der Glauben (es wird im kindlichen Glauben angenommen; Mk. 10,14.15; Wunder werden im Glauben gewirkt und empfangen)
g) das Reich Gottes soll das Zentrum unseres Strebens sein (wir sollen zuerst an seine
Umsetzung und seine Gerechtigkeit denken; Mt. 6,33; und dabei nicht zurücksehen; Lk. 9,62)

6. Der Lebensstil im Reich Gottes

Und: das Reich Gottes hat eine eigene Ethik, es hat einen eigenen Lebensstil. Vieles davon ist in der Bergpredigt beschrieben.

Jesus verdeutlicht immer wieder, das im Reich Gottes andere Maßstäbe gelten. So streiten sich die Jünger bspw. darum wer der Größte unter ihnen ist. Jesus hält dagegen wer der Größte sein will, der soll der Sklave oder der Diener der anderen sein (Mt. 20, 26.27) und gibt selbst durch sein Leben das passende Beispiel. Es geht im Reich Gottes nicht um Ehre und Anerkennung, es geht um Dienen und Demut. Eine völlig neue Ethik.

Oder Jesus verdeutlicht, dass es nicht nur auf Reichtum nicht ankommt, sondern das im Gegenteil überhaupt nicht danach gestrebt werden soll, denn ein Reicher wird es schwer haben ins Reich Gottes hineinzukommen (Mt. 19,23). Vielmehr geht es darum Schätze im Himmel sammeln (z.B. durch Geben, Großzügigkeit, Barmherzigkeit), denn da wo der Schatz ist, ist auch das Herz. Und wie ich vorhin ausgeführt habe ist das Herz das Zentrum all meines Denkens und Wollens. Der Mammon verführt das Herz, er nimmt es gefangen, er verändert es (Mt. 6, 19-24).
Bereitwillig geben, teilen, freiwillige Armut (Sozialarbeiter!) statt dem Streben nach Reichtum. Auch wieder ein völlig neuer Maßstab. Viele haben jetzt im Zuge der Bankenkrise erkennen müssen, dass die Gier nach Profit letztlich ein dem Mammon Nachjagen ist. Im Reich Gottes gilt nicht reich sein im Nehmen, sonder reich sein im Geben.

Jesus hat uns gelehrt, dass wir nicht unser Recht durchsetzen sollen, sondern nachgeben sollen. Die andere Backe hinhalten, wenn wir beleidigt werden; freiwillig die zweite Meile gehen, wenn wir genötigt werden; den Mantel noch dazu geben, wenn man uns verklagt; nicht nur die Freunde, sondern auch die Feinde lieben (Mt. 5, 38-48). Eine völlig neue Form des menschlichen Verhaltens. Keiner macht so was doch freiwillig. (Ich habe diese Woche bei Ebay zwei Kunden angemahnt, weil sie nicht gezahlt hatten. Hinterher habe ich mir gedacht, wäre das richtige Verhalten - gemäß der Ethik des Reiches Gottes - nicht gewesen, nachzufragen, ob sie vielleicht Zahlungsaufschub benötigen oder ob wir den Kaufvertrag in beiderseitigen Einverständnis stornieren wollen, anstatt sie in Zahlungsverzug zu setzen?)

Oder Jesus verdeutlicht uns, dass es nicht auf die eigene Stärke, nicht in erster Linie auf das eigene Schaffen ankommt, sondern darauf dass wir unsere Bedürfnisse Gott anvertrauen und in allem auf seine Versorgung vertrauen, anstatt uns in materielle Sorgen zu verstricken. Ein Leben im Glauben und Vertrauen. Auch dies ist eine neue Verhaltensethik.

Nicht die Mächtigen, sondern die Verfolgten erben das Reich Gottes; nicht die Reichen,
sondern die Armen usw. Es gibt noch viele Aussagen Jesu, die verdeutlichen, dass ein Leben nach der Gerechtigkeit des Reiches Gottes etwas ganz andersartiges ist. Anders als es die Pharisäer zu Jesu Wirkenszeiten zu leben pflegten. Keine Selbstgerechtigkeit des Buchstabens, sondern eine geistgewirkte des Herzens.

Dies alles ist ein Teil der Saat, die Jesus aussät. Und es wird deutlich, dass es um ein sehr ganzheitliches und umfassendes Christsein geht. Ich glaube ein Leben nach der Gerechtigkeit des Reiches Gottes enthält noch viel mehr radikale Freisetzungsqualität, als wir schon erkannt haben.

7. Die Dynamik des Reiches Gottes

Es wird deutlich, es geht nicht nur um ein Abnicken, um ein einmaliges Ja-Sagen, es geht um eine lebensdurchdringende Maßnahme. Dies wird auch in zwei anderen Gleichnissen Jesu verdeutlicht, im Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig.

„Dann sagte Jesus: »Mit welchem Bild lässt sich das Reich Gottes darstellen? Womit soll ich es vergleichen? Es ist mit dem Reich Gottes wie mit einem Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten sät. Es geht auf und wächst und wird zu einem Baum, in dessen Zweigen die Vögel nisten.«
Jesus fuhr fort: »Womit kann ich das Reich Gottes noch vergleichen? Es ist mit dem Reich Gottes wie mit dem Sauerteig. Eine Frau nimmt eine Hand voll davon, mengt ihn unter einen halben Sack Mehl, und am Ende ist die ganze Masse durchsäuert.“ (Lk. 13, 18-21 NGÜ)

In diesen beiden Gleichnissen werden m.M. mach zwei Prinzipien deutlich:

1. Das Reich Gottes hat in sich das Potenzial das ganze Leben eines Menschen umzukrempeln. Ich interpretiere das Bild vom Senfkorn nicht auf ein globales Wachstum, sondern bezogen auf das Wachstum innerhalb des Menschen. Ein einfaches kleines Ja zu Jesus, ein Senfkorn, ein bisschen Sauerteig, beinhaltet - wenn es ernst gemeint ist - die Dynamik und die Kraft die ganze Person, das ganze Leben, das ganze Herz umzukrempeln. Und wenn wir an Aspekte des Lebens im Reich Gottes denken, wie Dienen, Geben, Glauben, die Dimension der Kraft, dann entsteht dadurch eine völlig neue Lebensqualität.

2. Die Entwicklung des Reiches Gottes in mir benötigt meine aktive Beteiligung
(=
Arbeit), zumindest aber mein aktives Zulassen. Das zweite Prinzip scheint jetzt fast ein Widerspruch zum ersten zu sein, aber Jesus benutzt verschiedene Bilder zum Reich Gottes, die sich durchaus ergänzen können. Wie komme ich darauf. Wenn man eine Handvoll Sauerteig in 40 Kg Mehl einarbeitet, dann erscheint mir dies doch erstmal Arbeit zu sein. Damit er gleichmäßig durchmengt wird, bevor der Sauerteig seine Kraft gleichmäßig entfalten kann, ist erstmal Handarbeit notwendig. Ich muss mich aktiv daran beteiligen, wenn ich will das sich die Dimension des Reiches in allen meinem Lebensbereichen verwirklicht.

8. Die letzten beiden Ackerböden

Und jetzt schließe ich meinen Kreis und komme zu den letzten beiden Ackerböden. Erinnern wir uns, der erste war der Desinteressierte. Der zweite war der Oberflächliche. Der dritte ist der Geteilte, der Halbherzige. Die Dornen verdrängen die Saat. Durch die „Sorgen, dem Reichtum und den Freuden, die das Leben bietet“ (V.14). Die Saat kann lange Zeit wachsen, es ist ein langandauernder Prozess, sie konkurriert mit den Dornen, aber sie kann sich nicht entfalten und das Wachstum von Frucht wird verhindert, wird minimiert und letztlich wird das Leben in der Gerechtigkeit und in der Kraft und in der Qualität des Reiches Gottes nicht in Fülle freigesetzt. In anderen Bildern ist davon die Rede, dass der Feind dieses Unkraut sät. Er ist es der uns daran hindern will, dass sich göttliche Lebensqualität freisetzt.

Dies ist die Stelle, die uns zuruft: Achtet auf Euer Herz. Wir alle laufen Gefahr uns zu verstricken in Sorgen, Materiellem, sich irgendwelchen Dingen des Lebens in einem Umfang hinzugeben, der alles Geistliche erstickt. Es können Dinge sein, die an sich nicht schlecht sind. Kein säkularer Mensch würde sich etwas dabei denken. Ich denke nicht dass Jesus hier irgendwelche Perversionen im Blick hat, sondern eher alltägliche Dinge. Freundschaften, Hobbys, Arbeit, Genuss. Alles was in sich gut ist, kann zu einem Dornengestrüpp werden und mein geistliches Leben ersticken, wenn das Geschenk die Position des Schenkenden einnimmt. Es muss mich ja gar nicht ganz ersticken, aber es kann die Frucht minimieren.

Der vierte Typ ist nun endlich der fruchtbare Boden. „Mit aufrichtigem und bereitwilligem Herzen hören sie das Wort; sie halten daran fest, lassen sich nicht entmutigen und bringen Frucht.“ (V.15)

Festhalten, es bewahren, sich nicht entmutigen lassen, ausharren. Das sind die Eigenschaften dieses Menschen. D.h. es gibt genug Grund entmutigt zu sein, verzweifelt sein. Aber er hat den richtigen Boden. Er ist an den Wasserbächen gepflanzt. Hier kann die Pflanze ihre Wurzeln ausstrecken und Frucht bringen. Hundertfach.

Wollen wir nicht alle so sein? - und oft sind wir es auch. Aber wir dürfen und sollen und müssen immer wieder neu zu unserem Herrn kommen und ihm sagen, dass wir seine Hilfe brauchen, damit die Wurzeln wieder richtig ausgerichtet werden, dass die Dornen entfernt werden sollen, dass der Boden bearbeitet werden muss.

Lasst uns gemeinsam daran festhalten, dass uns das Streben nach dem Reich Gottes, nach seiner Kraft und nach seiner Gerechtigkeit immer wieder neu zum Wichtigsten in unserem Leben wird und lasst uns gemeinsam entdecken welch großen Schatz der Lebensdynamik und Qualität es noch zu entdecken gibt.

AMEN.

Sonntag, 1. Februar 2009

Termine und Aktuelles Februar 2009

So 01.02. 10.00 Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Günther Kerschbaum, Thema: Wo ist Euer Glaube?)

Sa 07.02. 19.30 Alpha-Fest (Predigt Norbert Wohlrab)

So 15.02. 10.00 Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)

Di 17.02. 19.30 Gebetsabend

So 22.02. 19.30 Lobpreis & Segnung