Samstag, 5. Mai 2012

Termine und Aktuelles Mai 2012

06.05. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst m. anschl. Essen (Predigt Klaus Sparla, Vineyard Nürnberg; Thema: "Der Umgang mit Enttäuschungen")

13.05. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste


19.05. 14.00 Taufgottesdienst in Hubmersberg

20.05. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Werdet wie die Kinder!")


27.05. 10.00 Uhr LKG Pfingsten Gottesdienst gemeinsam mit der JG St. Paul (Predigt Torben Friese, FCGF)


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Predigt von Norbert Wohlrab (20.04.12)

Die Taufe - ein Mysterium?!


1. Einleitung

Wie Ihr sicherlich schon mitbekommen habt, findet im Mai ein Taufgottesdienst statt. Wir haben vier Täuflinge, die sich zu Jesus Christus bekennen und sich dazu entschlossen haben, sich taufen zu lassen.

Im Vorfeld haben wir zwei Taufgespräche durchgeführt und zum Abschluss des Gesprächs habe ich sie dann immer gefragt, ob sie alles verstanden haben. Worauf sie immer mit „Ja“ geantwortet haben. Das fand ich dann immer sehr erstaunlich, weil ich für mich zugeben muss, dass ich noch nicht alles verstanden habe. Intellektuell nachvollzogen gewiss, aber nicht in seiner Gänze, in seiner Tiefe „erkannt“. Warum? Weil die Taufe irgendwie doch ein Mysterium ist.
Nicht im Sinne der Mysterienreligionen, sondern im Sinne eines Sakraments. Eine menschliche Handlung, ein Ritus, der eine geistliche Wirklichkeit bewirkt. (Die alte Kirche kannte übrigens nur zwei Sakramente: die Taufe und das Abendmahl.) Und diese geistliche Dimension zu erkennen - nicht nur in der Taufe, sondern in allen Inhalten des christlichen Glaubens - ist ein lebenslanger Wachstumsprozess.

Heute geht es also um die Taufe. Ich habe schon das ein oder andere Mal über die Taufe gepredigt, daher weiß ich jetzt nicht, ob ich allzu viel neues oder anderes heute sagen werde. Also wenn Ihr das Gefühl habt, das habt Ihr schon mal von mir gehört, dann bitte ich schon mal um Entschuldigung (im Sinne einer vorlaufenden Gnade).

In der weltweiten Christenheit besteht ja zumindest in einem Punkt Einigkeit: nämlich dass wir taufen sollen (mit Ausnahme der Heilsarmee, die meines Wissens überhaupt nicht taufen). Der Missionsbefehl ist hier eindeutig:

Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr diese tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ (Mt. 28, 19.20 Rev. Elb.)

Schwieriger wird es hier schon in der Frage, wie und wer getauft werden soll. Gläubige Erwachsene oder nicht glaubende Säuglinge, mit Untertauchen oder mit Besprengen. Kaum eine Frage hat die Christenheit so gespalten wie diese Frage. In der katholischen Kirche werden Säuglinge mit Wasser besprengt, in der orthodoxen Kirche werden sie ganz untergetaucht und in den protestantischen Kirchen dominiert die Glaubenstaufe (ca. 70%).

Könnte es sein, dass viele Streitigkeiten um die Taufe und viele Missverständnisse darauf zurückzuführen sind, dass wir sie - wie so vieles andere - vom jüdischen Hintergrund getrennt haben und daher missverstanden haben? Oder liegt es einfach daran, dass man sich so manche Theologie nach Gutdünken zurechtgezimmert hat?


2. Die Vorläuferhandlungen in Judentum

Auch wenn das Judentum an sich gar keine Taufe kennt, so gibt es doch verschiedene Vorläuferhandlungen.

Weil uns nun aber daran liegt, dass ihr im Glauben erwachsen werdet, wollen wir nicht bei den Anfangslektionen der Botschaft von Christus stehen bleiben, sondern uns dem zuwenden, was zur Reife im Glauben gehört. Wir wollen nicht von neuem über die Dinge reden, die das Fundament bilden: über die Abkehr von Taten, die letztlich zum Tod führen, und über den Glauben an Gott, über die Bedeutung der Taufe im Unterschied zu anderen Waschungen und über die Handauflegung, über die Auferstehung der Toten und über das letzte Gericht mit seinem ewig gültigen Urteil. Nein, wenn Gott es zulässt, wollen wir jetzt weitergehen.“ (Hebr. 6, 1-3 NGÜ)

Hier wird darauf hingewiesen, dass es im Judentum des Alten Bundes verschiedene Waschungen, verschiedene Reinigungsrituale gab.

Wir wissen alle zur Genüge, egal wie gut man das Auto putzt und reinigt, es wird immer wieder dreckig. Schlamm und Dreck spritzen hoch, Insekten hinterlassen ihr Testament bevor sie ihr Dasein aufgeben, Vögel kacken drauf, die lästigen Fußgänger, die bei Rot über die Ampel gehen hinterlassen Schleifspuren (joke) usw.

Ähnlich war es bei den Juden: sie wussten, dass sie unrein waren (z.B. durch den Kontakt mit bestimmten Tieren, mit Aas, mit Toten, mit Blut, Eiter, Samen, Aussatz, der Geburt usw.) und dass sie Gott (z.B. im Tempel) nur begegnen konnten, wenn sie rein waren. Daher gab es verschiedene Reinigungsvorschriften und Ritualbäder im Außenbereich des Tempels um sich rituell zu reinigen.

Aber wir wissen auch, dass es eigentlich nicht die äußeren Dinge sind, die uns verunreinigen, sondern die Sünden, die aus uns herauskommen.

Jesus sagt: „Was aber aus dem Mund herausgeht, kommt aus dem Herzen hervor, und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen; diese Dinge sind es, die den Menschen verunreinigen, aber mit ungewaschenen Händen zu essen, verunreinigt den Menschen nicht.“ (Mt. 15, 18-20 Rev. Elb.)

Das schönste polierte und blitzende Auto ist doch nichts, wenn der Innenraum völlig verdreckt ist. Deshalb führte Johannes, eine Tauf der Buße ein. Er wies daraufhin, dass ein Veränderung des Lebens notwendig sei. Seine Taufe der Buße stellte im Leben des einzelnen den Beginn eines auf Gottes Gebote hin ausgerichteten Lebens dar.

Auf diesem historischen Hintergrund basierte das Taufverständnis s der ersten Christen. Die Waschungen des Alten Bundes waren nicht gleichzusetzen mit der Taufe auf den Namen Jesus Christus. Aber sie verstanden, dass die Taufe eine - wie auch immer geartete - reinigende Bedeutung hatte und dass sie einen Neuanfang markiert.


3. Der Beginn des Christseins

Es gibt vier Eckpfeiler, die den Beginn des Christseins markieren. Dazu eine Bibelstelle aus der Pfingstpredigt des Petrus:

Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt. Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Brüder? Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ (Apg. 2, 36 – 38 Rev. Elb.)

Hier werden vier Eckpfeiler deutlich: Buße, Glaube (auch wenn das Wort hier nicht vorkommt, so ist es doch aus der Reaktion der Hörer auf die Botschaft ersichtlich), Taufe und Geistestaufe bzw. Geistempfang. Diese vier Eckpfeiler stehen idealerweise in einem engen zeitlichen Zusammenhang und idealerweise in dieser Reihenfolge. Aber bereits in der Apostelgeschichte wird gelegentlich vom Idealfall abgewichen, z.B. bei der Taufe der ersten Heiden im Haus des Cornelius, als Gott den Heiligen Geist souverän auf die Heiden fallen ließ, damit Petrus ihnen die Wassertaufe nicht verwehren konnte (Apg. 10, 47.48) oder als Paulus auf die Jünger in Ephesus traf, die weder die Taufe auf den Namen Jesus hatten, noch etwas vom Heiligen Geist wussten und beides schleunigst nachgeholt werden musste (Apg. 19, 1-7).

Auffällig ist: es wurde nachgeholt! Sowohl für Petrus, als auch für Paulus war es wichtig, dass die Initiation (Christwerdung) vollständig vollzogen wurde: die Taufe im Heiligen Geist war vorhanden, aber die Wassertaufe wurde nachgeholt, die Jünger in Ephesus folgten Jesus bereits nach und hatten schon die Taufe des Johannes, aber die Taufe auf den Namen Jesus und die Geistestaufe wurden sofort nachgeholt. Die Christwerdung musste vollständig sein. So praktizierten es die Apostel, die von Jesus zur Belehrung und Gründung der Gemeinden bevollmächtigt wurden. Beide Elemente sind wohl in Gottes Gnade nicht heilsnotwendig, denn Jesus sagt ja nur, dass der, der nicht glaubt, nicht errettet wird und nicht der nicht wasser-/geistgetauft ist (Mk. 16,16), aber sein Wille soll ja auch hier auf der Erde geschehen und nicht nur im Himmel.

Eine Anmerkung noch, auch wenn die Reihenfolge von Taufe und Geistestaufe unterschiedlich war, so gibt es doch kein Beispiel im NT wo die Reihenfolge von glauben und taufen umgedreht wird.

Der Kämmerer aus Äthiopien in Apg. 8 hat keine Minute gezögert und sich gleich taufen lassen. Ich selbst war echt ein Weichei und hab 4 Jahre gebraucht, von der Bekehrung bis zur Taufe. Ich konnt´s gar nicht glauben, habe extra am Freitag meine Taufurkunde noch mal raus gesucht. Vier Jahre bis ich bereit war diesen Schritt gegen alle kulturellen und religiösen Widerstände zu gehen. Mit der Geistestaufe ging´s dann glücklicherweise schneller.


4. Das Geschehen in der Taufe

4.1 Die Taufe ist keine Magie

Was geschieht eigentlich in der Taufe?

Zunächst einmal was nicht geschieht. Die Taufe ist keine magische Handlung. Dazu ein passender Witz:

Ein Jude zog in eine sehr katholische Gegend. Jeden Freitag wurden die Katholiken sehr nervös, denn während sie ihren Fisch aßen, saß der Jude im Garten und grillte Steaks. Also machten sie sich daran, ihn zu konvertieren. Schließlich, mit Bitten und Drohungen, schafften sie es. Sie brachten ihn zu einem Priester, der besprenkelte ihn mit gesegnetem Wasser und sprach: "....geboren als Jude....aufgewachsen als Jude....jetzt ein Katholik."
Die Katholiken waren begeistert. Keine verführerischen Gerüche mehr am Freitag.
Aber am nächsten Freitag zog der Grillgeruch wieder durch die Nachbarschaft. Die Katholiken rannten alle zum Haus des Juden um ihn an seine neue Diät zu erinnern. Sie fanden ihn am Grill stehend, wo er Wasser über das Fleisch sprenkelte und sagte:"....geboren als Kuh....aufgewachsen als Kuh....jetzt ein Fisch."

Was der Witz verdeutlicht: ohne Glaube macht die Taufe keinen Sinn. Taufe ohne Glaube ist Tauche! Man kann niemand durch eine Zwangstaufe - wie es in der Geschichte allzu oft passiert ist - zum Christen machen.

Bei der Christianisierung der Sachsen durch Karl dem Großen hatten die unterworfenen Sachsen die Wahl sich taufen zu lassen und zu leben oder ihre alte Religion zu behalten und zu sterben.
Auf dem Missionsfeld gab es Auswüchse, dass Missionare heimlich Säuglinge getauft haben um sie dadurch zu Christen zu machen. Dies alles impliziert ein magisches Verständnis der Taufe, d.h. die Taufe selbst könne etwas vollbringen, ohne die Zustimmung des Täuflings. Die Taufe allein kann aber keine Sünden vergeben!

Aber auch wenn sie keine magische Handlung ist, ist sie doch mehr als ein Symbol. Der Tod Jesu am Kreuz war nicht nur symbolisch. Die Gabe des Geistes ist nicht nur symbolisch. Die persönliche Umkehr ist nicht nur symbolisch. Und auch die Taufe ist nicht nur symbolisch. Wir dürfen das Geistliche nicht einfach vom Physischen trennen. Es gehört zusammen.


4.2 Die Taufe ist ein Gehorsamsakt und ein Bekenntnis

In den Versen aus der Apostelgeschichte, die ich eingangs gelesen haben, wird deutlich: die Taufe ist ein Gehorsamsschritt. Die Menschen waren zutiefst bewegt und betroffen als ihnen Jesus als der Sohn Gottes, der für ihre Sünden gestorben und wieder auferstanden ist, vor Augen gemalt wurde. Sie fragen: „Was müssen wir tun?“. Petrus sagt: „Kehrt um und lasst euch taufen in dem Namen Jesus Christus zur Vergebung der Sünden.“ Mit anderen Worten: Zeigt eure Bereitschaft unter der Herrschaft Jesu in Gottes Reich zu leben, indem ihr euch von der Sünde und eurem alten Leben abwendet und jetzt unter der Herrschaft Jesu in eine Beziehung mit dem Vater tretet. Dies drückt dann durch eure Taufe aus. Es war eine Art Befehl oder Appell. Die Leute gehorchen und gehen im Glauben diesen Schritt der Taufe.

Die Taufe ist ein Ausdruck des radikalen Herrschaftswechsels vom alten Leben ohne Gott zu einem neuen Leben mit Gott.

Das was heute vielfach durch das Übergabegebet (eine relativ moderne Erfindung!) ausgedrückt wird, wurde früher mit der Taufe ausgedrückt. Die Taufe auf den Namen Jesus war der Ausdruck für die Lebensübergabe.

Ich muss nicht alle Offenbarungen über die Taufe haben, um mich taufen zu lassen, aber ich muss Glauben haben, dass Jesus mich von der Herrschaft der Sünde erlöst hat und mir ein neues Leben aus Gott schenkt. Viele der ntl. Stellen über die Taufe aus den Briefen (z.B. Römerbrief) wurden an bereits Getaufte geschrieben, damit sie im Nachhinein das Taufgeschehen besser begreifen. Deshalb taufen wir im Mai auch Jugendliche, die sicherlich im Laufe ihres Lebens noch mehr und mehr über die Taufe erkennen werden, aber jetzt erkennen, dass sie Jesus brauchen und zu ihm gehören wollen.

So ist die Taufe gleichermaßen ein Gehorsamsakt, als auch ein öffentliches Bekenntnis vor der sichtbaren und der unsichtbaren Welt (vor Zeugen, mit Rechtsgrundlage): ich gehöre zu Jesus, ich trete aus der Herrschaft des Teufels und der Sünde in das Reich Gottes hinein. Und die anwesenden Christen bezeugen dies, und die anwesenden Engel bezeugen dies....und die anwesenden Dämonen zittern und beben, weil hier wieder neue Krieger Gottes berufen werden.


4.3 Die Taufe ist ein Begräbnis

Der Beginn der Taufe ist das Begräbnis des alten Menschen.

In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschehen ist, sondern im Ausziehen des fleischlichen Leibes, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch mit auferweckt durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.“ (Kol. 2, 11.12 Rev. Elb.)

Das Begräbnis im Wasser ist das entscheidende Bindeglied zwischen dem Gestorbensein des Gläubigen - gegenüber seinem alten Leben - mit Christus am Kreuz und seiner Auferstehung zu neuem Leben.

Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein, da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sein, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.“ (Röm. 6, 3 – 7 Rev. Elb.)

Die Taufe ist ein Begräbnis. Wir anerkennen, nehmen in Anspruch, dass unser alter, von der Sünde beherrschter Mensch mit Christus gestorben ist. Jesus hat dort am Kreuz nicht nur unsere Sünden, sondern auch unseren alten, von der Sünde zerstörten Menschen weggenommen, neutralisiert. In der Taufe wird nun unser altes, sündiges Leben mit Christus begraben. Es hat nun keine Macht mehr über uns. Dieses alte Leben kann uns nicht mehr beherrschen und bestimmen. Dies beinhaltet auch eine juristische Dimension, d.h. wir sind der Herrschaft der Sünde und der Herrschaft des Teufels abgestorben. Das Gesetz hat kein Recht mehr an uns; die Anklage kann nicht mehr greifen. Einem Toten kann man nichts mehr anhaben. Ich bin frei!

In den meisten Bibelstellen über die Taufe hat die Sprache nicht symbolische, sondern instrumentale Funktion, d.h. sie ist nicht wie ein Begräbnis, sie ist ein Begräbnis. Das Zeichen vollbringt das, was es bedeutet. Die Taufe ist zwar Symbolik, aber sie ist mehr als das.


4.4 Die Taufe ist eine Einpflanzung in Christus

Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein“ (Röm. 6,5 Rev. Elb.)

Denn die Taufe ist auch Auferstehung: Nachdem die Herrschaft der Sünde über unser Leben gebrochen ist, sind wir frei durch Gottes Kraft in ein neues Leben zu gehen.

Dieser Bedeutung wird durch den Akt des Untertauchens und Auftauchens - begraben und auferstanden - entsprochen (es wäre andererseits auch ungünstig den Täufling längerfristig unter Wasser zu lassen).

Wir vollziehen den Wechsel vom Sünder zum Gerechten!

Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen.“ (Gal. 3,27 Rev. Elb.)

Wir werden in Christus hineingepflanzt. Wir sind eins mit ihm. Völlig verwoben mit Christus. Ich in Christus; Christus in mir. Deswegen macht es auch Sinn, wenn es in der Apg. heißt: Lasst euch in den Namen Jesus Christus taufen. Lasst euch in Christus hineintaufen. So wie ein Samenkorn in den Boden gepflanzt wird und erstirbt und eine neue Pflanze entsteht, eine neue Identität entsteht, so gibt uns die Taufe eine neue Identität in Christus.

Im Altertum war es üblich, dass alle, die zu einem königlichen Mahl geladen worden sind, zunächst ein Bad nehmen und sich dann in ein neues, geschenktes Gewand kleiden. Wer sich geweigert hätte, hätte den König beleidigt und hätte nicht in die Gemeinschaft kommen dürfen (vgl. Mt. 22, 1-14). So hat der Christ in der Taufe grundsätzlich sein altes Leben abgelegt und Christus angezogen. Er trägt nun das Kleid der Gerechtigkeit. Wenn Gott auf uns blickt, sieht er jetzt zuerst Christus, vollkommen und rein.

Manche erleben bei ihrer Taufe überwältigende Veränderungen, andere nicht. Ähnlich wie die Lebensübergabe bei manchen spektakulär ist und bei anderen nicht. Gerade in Afrika scheint es der Fall zu sein, dass bei Taufen viele Dämonenaustreibungen geschehen, weil hier oft eine dramatische Abkehr vom okkulten Leben geschieht.

So wie man bei der Taufe in Christus eingepflanzt wird, wird man such in seinen irdischen Leib hineingeplfanzt.

Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ (1. Kor. 12,13 Rev. Elb.)

Durch die Taufe werde ich zu einem Teil am Leib Christi. Was auch die Zugehörigkeit zu einer Ortsgemeinde beinhaltet (Merkt Euch das für die Zukunft. Wenn es such bei uns nicht mehr gefällt oder Euch Euer Lebensweg woanders hinführt!)


4.5 Die Taufe ist eine Inanspruchnahme der Reinigung

Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!“ (Apg. 22,16 Rev. Elb.)

So berichtet es Paulus über seine Bekehrung. Bewirkt die Taufe die Reinigung von den Sünden? Ich glaube, dass hier Paulus den Vorgang einfach knapp zusammenfasst hat, denn es heißt:

das Blut Jesu...reinigt uns von jeder Sünde.“ (1. Joh. 1,7b Rev. Elb.)

Vielmehr ist es so, dass ich diese Reinigung in der Taufe in Anspruch nehme, genauso wie ich für mich persönlich in Anspruch nehme, dass mein alter Mensch gestorben und begraben ist und ich in Christus hineingepflanzt bin, auferstanden zu neuem Leben.
Diese Identifizierung mit dem Wirken Jesu und mit ihm selbst nehme ich in der Taufe in Anspruch und bezeuge sie. Die Taufe ist das irdische Zeichen, der im Himmel vollzogenen Reinigung.


5. Säuglingstaufe - ein praktikabler Weg?

Wenn man sich nun die ganzen Aspekte der verschiedenen geistlichen Bedeutungen der Taufe vergegenwärtigt, wenn man sich die Praxis im NT anschaut, findet man dann noch irgendwelche Aspekte, die man - ohne die Bibel zu verdrehen oder neue Theologien zu entwerfen - auf die Taufe von Säuglingen anwenden kann?

Man kann vielleicht diese Meinung haben, aber man kann sie nicht biblisch begründen. Diese Meinung vertraten auch die Reformatoren (Luther, Calvin, Zwingli).

Luther hat gesagt: „Die Taufe hilft niemand, ist auch niemand zu geben, er glaube denn für sich selbst, und ohne eigenen Glauben niemand zu taufen ist. Der Glaube muss vor oder je in der Taufe sein...wo wir nun nicht können beweisen, dass die jungen Kinder selbst glauben und eigenen Glauben haben, da ist es mein treuer Rat und Urteil, dass man stracks abstehe, je eher, desto besser, und taufe nimmermehr kein Kind, damit wir nicht die Hochgelobte Majestät Gottes mit solchen Alfanzen und Gaukelwerk, dahinter nicht ist, spotten und lästern.“ (Kirchenpostille von 1521)

Calvin hat gesagt: „Da Christus es ihnen auferlegt zu lehren, bevor sie taufen, und will, dass niemand als nur Gläubige zur Taufe zugelassen werden, scheint es, dass die Taufe nicht recht dargereicht ist, wenn nicht vorher der Glaube kommt.“ (Commentaires sur l´harmonie des évangiles Bd. 3)

Warum haben sie ihre Meinung dann wieder geändert? Ganz einfach: Politik.
Der Erfolg der Reformation beruhte auf einer Allianz zwischen Kirche und Staat und war daher nur möglich, wenn Staatsbürgerschaft gleich Kirchenmitgliedschaft war. Es war „unmöglich eine “nationale“ Kirche erhalten, ohne all diejenigen darin willkommen zu heißen, die in eine Nation hineingeboren werden. Die Taufe wird zu einem vertragsmäßigen Siegel der bürgerlich-religösen Zugehörigkeit zu einer Nation, die als ein „neues Israel“ unter Gott betrachtet wird.“ (David Pawson, Wiedergeburt)

Wie wurde dies theologisch begründet? Mit ähnlichen Verdrehungen der Bibel, mit denen schon im Altertum die Säuglingstaufe begründet wurde und die Luther selbst noch als Gaukelei bezeichnet hatte.

Ende des zweiten Jahrhunderts hat eine Irrlehre Einzug in die Christenheit gehalten. Zuerst hat sie nur punktuelle Veränderungen nach sich gezogen, aber im 4. Jahrhundert war das ganze Christentum damit infiziert und dadurch die Säuglingstaufe überall verbreitet.

Die falsche Lehre war die Lehre von der Taufwiedergeburt und ein falsches Verständnis von Erbsünde (ein Begriff der übrigens in der Bibel nicht zu finden ist).

Das Verständnis der Erbsünde war folgendes: seit Adam steht jeder Mensch - egal ob er selbst schon gesündigt hat oder nicht - unter der Erbsünde. Diese wird bei der Zeugung durch den Samen des Mannes vererbt. Diese Erbsünde wird in der Taufe abgewaschen. (Also nicht am Kreuz!) Damit nun auch die Kinder von der Erbsünde befreit werden können, sind sie wegen der hohen Säuglingssterblichkeit kurz nach der Geburt zu taufen. Denn sonst kommen sie in den limbus infantum - in die Vorhölle.
Weder Jesus, noch die Apostel haben sich um diese Erbsünde geschert und deshalb schnell - husch husch - Säuglinge getauft um sie vor dem limbus zu retten.

Diese Theologie und gleichzeitig die Einführung des Staatschristentums unter Konstantin, in dem Kirchenmitgliedschaft und damit auch die Säuglingstaufe (Luther: „Ungläubigentaufe“) zur Pflicht wurden, waren für deren Einführung verantwortlich.

Die Reformatoren hatte den selben Staatszwang und eine ähnliche Theologie - nur positiv formuliert: die vorlaufende Gnade. Kein Retten vor der Vorhölle wie bei den Katholiken, sondern ein Zusprechen der Gnade Gottes.
Mal davon abgesehen, dass Gnade immer „vorläuft“ besteht hier das Problem, dass die Taufe im ntl. Sinne der Vollzug der Inanspruchnahme der Gnade ist. Sie ist der Punkt wo die Gnade zusammentrifft mit der Antwort des Gläubigen.

Bei allen theologischen Entscheidungen gibt es nur eine Autorität und das ist die Bibel. Man kann in manchen Punkten anderer Meinung sein - solange man auf dem Boden der Schrift bleibt. Dieser Boden wurde im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder - beabsichtigt und unbeabsichtigt - verlassen. Das Prüfen aller Theologien jedoch ist eine Aufgabe, die mit einem allgemeinen Priestertum verbunden ist. Wir machen es uns zu einfach, wenn wir etwas übernehmen nur weil es kirchliche Lehre ist. Und wir machen es uns zu einfach, wenn wir an etwas festhalten, nur weil wir vielleicht schon 40, 50 oder 60 Jahre daran festhalten.

Wir haben hier seit jeher ein tolerantes Miteinander, rund ein Drittel wird glaubensgetauft sein, ein weiteres Drittel hat bei seinen Kindern zumindest auf die Säuglingstaufe verzichtet, ein anderes Drittel hält für sich aus Überzeugung an den kirchlichen Überlieferungen fest.

Die Eltern unserer Täuflinge haben sich dafür entschieden ihren Kindern den Weg selbst gehen zu lassen, sie selbst entscheiden zu lassen und sie haben nun diese Entscheidung getroffen ein Leben mit Jesus zu leben. Standen die Kinder dann in der Gefahr im Falle ihres Todes im limbus zu landen? Nein, denn sie waren geheiligt durch die Eltern (1. Kor. 7,14), so führt es Paulus aus.

Von der Britischen Bibelgesellschaft gibt es Berichte, dass dort wo Menschen die Bibel bekamen und ohne Auslegung durch einen Missionar gelesen haben und wo in der Folge christliche Gemeinschaften entstanden sind, sie alle ausnahmslos die Gläubigentaufe praktiziert haben. Die Schrift ist einfach zu verstehen, wenn man ihr nicht Gewalt antut.

In diesem Sinne: vielleicht möchte ja jmd. am 19.5. seine an ihm vollzogene Säuglingstaufe durch eine Glaubenstaufe vervollständigen. Im Wasser ist Platz genug.


AMEN.