Donnerstag, 25. Dezember 2014

Ein Weihnachtsgruß......

„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell…Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.“ (Jes. 9,1.5.6a) 

So lesen wir die Geburt Jesu im Propheten Jesaja beschrieben.

Es ist schon eine eigenartige Sache mit diesem Weihnachten. Irgendwie scheint dieses christliche Fest eine Kraft, ein Licht, eine Dynamik in sich zu haben, die Dinge verändert, die Verhärtungen löst oder zumindest lösen kann.

In der bekannten Kindergeschichte "Hilfe! Die Herdmanns kommem!", sind auf einmal aus Außenstehenden ganz besondere Menschen geworden. Menschen, die abgelehnt wurden, belächelt oder schief angeschaut wurden, standen auf einmal im Mittelpunkt und wurden wertgeschätzt.

Nun ist das nur eine Geschichte gewesen, aber auch in der Bibel geschieht im Umfeld der Geburt Jesu Ähnliches. Da sind es bspw. die Hirten, die als Außenstehende, Geringgeachtete und Randfiguren der Gesellschaft auf einmal in den Mittelpunkt des Weltgeschehens gerückt werden.

Etwas ganz Besonderes ist am Heiligabend vor 100 Jahren geschehen. Es war am Anfang des 1. Weltkriegs. Deutsche Soldaten lagen sich auf er einen und französische und britische Soldaten auf der anderen Seite in Schützengräben gegenüber. Alle hatten gedacht, bis Weihnachten ist der Krieg vorbei und man ist wieder zu Hause. Aber daraus ist nichts geworden. Ein jahrelanger Stellungskrieg stand ihnen stattdessen noch bevor. Aber an diesem Weihnachten ist es geschehen, dass ein deutscher Kammersänger namens Walter Kirchhoff angefangen hat Weihnachtslieder im Graben zu singen. Die französischen Soldaten waren davon so begeistert, dass sie Zugaben forderten und so entstand nach und nach ein gemeinsames Singen von Weihnachtsliedern. Mehr und mehr Soldaten haben ihre Schützengräben verlassen und sind im Niemandsland aufeinander zu gegangen. Man hat Vertrauen gefasst. Es wurde ein gemeinsamer mehrsprachiger Gottesdienst gefeiert. Es wurden Geschenke ausgetauscht: Tabak, Alkohol, Süßigkeiten. Man zeigte einander die Bilder seiner Lieben, es gab ein gemeinsames Fußballspiel. Und dies geschah gleichzeitig an mehreren Stellen der Westfront. Dieser Weihnachtsfrieden hielt teilweise sogar bis zum 6. Januar.

Weihnachten hat eine Kraft in sich. Die Kraft der Geburt Christi. Den Soldaten erschien ein großes Licht. Es war für die Beteiligten ein großes Wunder. Und es hatte Auswirkungen. Den meisten war es danach nicht mehr möglich auf die neu gewonnenen Freunde zu schießen. Wie sollte man denn auch die versuchen zu töten, mit denen man gerade sein Leben geteilt hat?!

Der Heeresleitung war dies natürlich überhaupt nicht recht. Auf allen Seiten. Da man aber nicht ganze Garnisonen erschießen lassen konnte wegen Verbrüderung mit dem Feind, blieb nichts anders übrig, als sie an andere Stellen der Front zu versetzen.

Heute würden wir aus unserer charismatisch geprägten Theologie heraus vielleicht sagen, da ist ein Stück vom Reich Gottes auf die Erde durchgebrochen. Da ist etwas sichtbar geworden von der Herrschaft Christi, von seinem Friedensreich.

Wenn wir heute in die Welt schauen, dann wissen wir, dass es noch viele Kriege und Konflikte, viel Ablehnung gibt. Wir brauchen gar nicht in den Nahen Osten schauen, wir brauchen nur nach Dresden - in den noch näheren Osten - schauen, Stichwort: Pegida. Aber auch in unserem Lebensumfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, gibt es Menschen die ausgegrenzt oder abgelehnt werden.

Aber wenn etwas deutlich wird bei diesem Weihnachtsfrieden des 1. Weltkriegs, dann ist es das, dass die Menschen es sind, dass wir es sind, mit denen Gott die Welt verändert, mit denen er sein Reich, seine Herrschaft, sein Friedensreich baut. Wie im Himmel, so auf Erden. Wie im Himmel, so auch da wo ich lebe, da wo ich stehe.

Ein afrikanisches Sprichwort lautet: „Der Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist.“ Wir haben diesen Glauben. Um uns herum ist oft Dunkelheit, aber wir haben eine andere Hoffnung, eine andere Zukunftserwartung, als diejenigen, die Jesus Christus nicht kennen. Wir wissen von der Liebe und der Güte Gottes, wir wissen von Christi Geburt und von seiner Wiederkunft. Diese Hoffnung gibt Licht in jede Dunkelheit.

„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3,16)

FROHE WEIHNACHTEN.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Termine und Aktuelles Dezember 2014

07.12.    10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste

14.12.    10.30 Uhr Arche Gottesdienst 

(Predigt Georg Schubert, Jugend mit einer Mission; Thema: "Vergebung")

21.12.    kein Gottesdienst


24.12.    15.00 Uhr Heiligabend
St. Paul Gemeindehaus Familiengottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)

28.12.    kein Gottesdienst


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50 

St. Paul Gemeindehaus = Dr. Martin-Luther-Platz 2

Sonntag, 23. November 2014

Predigt von Norbert Wohlrab (23.11.14)

Die Bindung Isaaks
 
Die Bindung Isaaks.mp3

1. Die Person Isaaks

Vor kurzem habe ich den Rundbrief von „Juden für Jesus“ erhalten und darin war u.a. nur in einem Nebensatz von der Akidat Yizhak (dem Binden Isaaks, der Bindung Isaaks) die Rede. Irgendetwas hat mich an diesem Bild angesprochen und so dachte ich, es wäre interessant dies etwas tiefer zu erkunden.

Doch zunächst erstmal zur Person Isaaks.

Aber erst mal ein Witz: Ein schöner Sommermorgen. Isaak spaziert im Stadtpark, ein Hündchen läuft hinter ihm her. Da kommt ein Polizist und sagt streng: „Nehmen Sie den Hund an die Leine! Sonst zahlen Sie Strafe!“ Isaak geht wortlos weiter. Der Polizist wird böse: "Wenn Sie nicht sofort den Hund an den´ Riemen nehmen, zahlen Sie eine Geldbuße!“ Isaak geht weiter. Da zieht der Polizist sein Notizbuch hervor, schreibt etwas hinein und reicht das Blatt Isaak mit dem Befehl: „Zehn Euro!“ Isaak bleibt stehen: "Warum soll ich zahlen? Das ist doch nicht mein Hund!“ "So? Und warum läuft er Ihnen nach?“ "Nun - Sie laufen mir doch auch nach und sind nicht mein Hund..."

Isaak erhält seinen Namen direkt von Gott (1. Mose 17,19). Evt. ist es die Kurzform von „Gott lächelt dem Kind zu“, „Gott hat gelacht“, „Gott hat gescherzt“, „Gott hat jmd. zum Lachen gebracht“. Er bedeutet soviel wie Gelächter, Lacher, man lacht o.ä.
Die Namenswahl geht wohl darauf zurück, dass sowohl Abraham als auch Sarah mehrfach bei der Ankündigung durch Gott, dass sie im hohen Alter noch ein Kind bekommen werden, gelacht habn, man kann fast sagen, Gott ausgelacht haben.

Von seinem Leben wird uns nur wenig berichtet:
- als Kind wurde er von seinem Halbbruder Ismael gehänselt und schikaniert (1. Mose 21,8) (etwa nach dem Motto „Du bist echt so ein Lacher!“)
- er ließ sich von seiner Mutter beschützen, er hatte wohl überhaupt eine intensive Mutterbeziehung (Spätgebärende)
- machte eine traumatische Erfahrung mit seinem Vater (dazu später)
- er war mit 40 noch nicht verheiratet, benötigte Hilfe bei der Suche nach einer Ehefrau
- er hatte die erste Liebesheirat der Bibel mit Rebekka, er lebte monogam, sie tröstete ihn über Verlust der Mutter
- es sind nur wenige Taten von ihm berichtet: er grub z.B. die von den Philistern verschütteten Brunnen seines Vaters Abraham wieder aus, er flehte erfolgreich zu Gott bzgl. der Unfruchtbarkeit von Rebekka
- er war wohlhabend und gesegnet
- er ließ sich im hohen Alter von seiner Frau und seinem Sohn Jakob täuschen, aber so konnte die Verheißung Gottes umgesetzt werden, dass der Ältere (Esau) dem Jüngeren (Jakob) dienen soll (1. Mose 25,23)

Isaak ist für mich persönlich eine eher sympathische Figur des AT. Einfach deshalb, weil er kein geistlicher Überflieger war. Er war nicht von dem Kaliber wie Abraham, Mose oder David. Er war eher Normal. Es gibt nicht viel zu berichten von ihm, damit ist er uns irgendwie ähnlich. Bei ihm gilt vielleicht auch, dass Gott gerne das Schwache erwählt (1. Kor. 1,27).

Aber: Isaak war der „Sohn der Verheißung“. Er ist der Erste in der langen Verheißungslinie der großen Nachkommenschaft Abrahams.

Und dann gab es dann noch dieses eine besondere, dramatische und traumatische Ereignis im Leben Isaaks. Die Fast-Opferung auf dem Altar durch seinen Vater Abraham.


2. Das Beinahe-Opfer Isaaks

„Und es geschah nach diesen Dingen, da prüfte Gott den Abraham. Und er sprach zu ihm: Abraham! Und er sagte: Hier bin ich! Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und ziehe hin in das Land Morija, und opfere ihn dort als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir nennen werde! Da machte sich Abraham früh am Morgen auf, sattelte seinen Esel und nahm seine beiden Knechte mit sich und seinen Sohn Isaak. Er spaltete Holz zum Brandopfer und machte sich auf und ging an den Ort, den Gott ihm genannt hatte. Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort von fern. Da sagte Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr mit dem Esel hier! Ich aber und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurückkehren. Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak, und in seine Hand nahm er das Feuer und das Messer. Und sie gingen beide miteinander. Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham und sagte: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sagte: Siehe, das Feuer und das Holz! Wo aber ist das Schaf zum Brandopfer? Da sagte Abraham: Gott wird sich das Schaf zum Brandopfer ersehen, mein Sohn. Und sie gingen beide miteinander. Und sie kamen an den Ort, den Gott ihm genannt hatte. Und Abraham baute dort den Altar und schichtete das Holz auf. Dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben auf das Holz. Und Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sagte: Hier bin ich! Und er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Jungen, und tu ihm nichts! Denn nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest, da du deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast. Und Abraham erhob seine Augen und sah; und siehe, da war ein Widder hinten im Gestrüpp an seinen Hörnern festgehalten. Da ging Abraham hin, nahm den Widder und opferte ihn anstelle seines Sohnes als Brandopfer. Und Abraham gab diesem Ort den Namen "Der HERR wird ersehen (Jahwe Jireh)“, von dem man heute noch sagt: Auf dem Berg des HERRN wird ersehen. Und der Engel des HERRN rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel her zu und sprach: Ich schwöre bei mir selbst, spricht der HERR, deshalb, weil du das getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, darum werde ich dich reichlich segnen und deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist; und deine Nachkommenschaft wird das Tor ihrer Feinde in Besitz nehmen. Und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde dafür, dass du meiner Stimme gehorcht hast. Dann kehrte Abraham zu seinen Knechten zurück, und sie machten sich auf und zogen miteinander nach Beerscheba; und Abraham ließ sich in Beerscheba nieder.“ (1. Mose 22, 1-19 Rev. Elb.)

Das ist jetzt die sog. Bindung Isaaks, wohl eine der schwierigsten Stellen des AT.

Wie kann Gott sowas nur verlangen? Eigentlich unglaublich und unvorstellbar .

Hättest Du diese Prüfung bestanden? Ich hätte meine Familie gepackt und wäre wie Jona ans äußerte Ende der Welt geflohen. Ab mit Walexpress. Niemals hätte ich mein Kind geopfert. Ich wäre glatt durchgefallen. Aber Abraham war da ganz anders.

Aber schauen wir mal nicht auf Abraham, diesen großen Glaubenshelden, schauen wir mal auf Isaak. Was macht der eigentlich?

Isaak macht nichts, er ist sowas von passiv, er ergibt sich in seine Opferrolle. Okay, wir wissen nicht wie alt er war, war er ein Kind, ein Jugendlicher oder gar schon älter (in manchen jüd. Überlieferungen wird sein Alter gar mit über 30 angegeben). Aber egal wie alt er tatsächlich war, es kommt überhaupt kein Widerstand. Er lässt alles mit sich geschehen. Er reißt sich nicht vom Vater los, er schlägt nicht um sich (müsste mit Sicherheit stärker gewesen sein als ein über 100jähriger), er schreit nicht. Nichts.
Es steht auch nichts dort, dass er irgendwie betäubt wurde. Völlig fatalistisch ergibt er sich in sein Schicksal. Vielleicht hat er resigniert, vielleicht hat sich gedacht, jetzt ist sowieso alles wurscht, vielleicht war er so schockiert, dass er wie betäubt war, völlig katatonisch ….vielleicht war er aber auch voller Glauben oder voll Heiligen Geistes, dass er auf einen positiven Ausgang gehofft hat. Wir wissen es nicht. Es scheint auf jeden Fall kein gutes Vater-Sohn-Ding gewesen zu sein, es hat vielleicht seine Beziehung zu seiner Mutter nur verstärkt. Wir lesen später nur von seiner Liebe zur Mutter in der Bibel. Aber wir wollen hier nicht psychologisieren und nichts hinein interpretieren.

Was mir aufgefallen ist: wenn man sich so vorstellt, wie Isaak gebunden auf dem Opferaltar liegt, dann kann er überhaupt nichts mehr tun. Als „Opfertier“ verschnürt, hat er keine Chance mehr, kann er gar nichts tun, er hat überhaupt keine Möglichkeit mehr sich selbst zu befreien, sich selbst aus der Misere zu erlösen. Ab dem Zeitpunkt wo er zur Opferung bereitet ist, geht nichts mehr. Ab diesem Zeitpunkt ist er abhängig von der Gnade anderer, von der Gnade des Vaters und der Gnade Gottes.

Wir deuten ja dieses alt. Geschehen als ein Bild für das später tatsächlich vollzogene Opfer Jesu am Kreuz (z.B. trägt Isaak sein Holz für die Opferung genauso wie Jesus das Holz, an dem er gekreuzigt wurde). Ich möchte es ein bisschen anders deuten, einen geringfügig anderen Akzent setzen: ich sehe Isaak hier als ein Bild für uns, für den erlösungsbedürftigen Menschen.

Genauso wenig wie der gefesselte Isaak, haben wir irgendeine Möglichkeit irgendetwas zu unserer Rettung beizutragen. Gebunden am Opferaltar gibt es keine Möglichkeit irgendwelche gottgefälligen Werke zu vollbringen. Lesen wir dazu einmal ein Gleichnis Jesu:

„Jesus wandte sich nun an einige, die in ´falschem` Selbstvertrauen meinten, ´in Gottes Augen` gerecht zu sein, und die deshalb für die anderen nur Verachtung übrig hatten. Er erzählte ihnen folgendes Beispiel: »Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer und der andere ein Zolleinnehmer. Der Pharisäer stellte sich selbstbewusst hin und betete: ›Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie die übrigen Menschen – ich bin kein Räuber, kein Betrüger und kein Ehebrecher, und ich bin auch nicht wie jener Zolleinnehmer dort. Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften.‹ Der Zolleinnehmer dagegen blieb in weitem Abstand stehen und wagte nicht einmal, aufzublicken. Er schlug sich an die Brust und sagte: ›Gott, vergib mir sündigem Menschen meine Schuld!‹ Ich sage euch: Der Zolleinnehmer war ´in Gottes Augen` gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; aber wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.«“ (Lk. 18, 9-14 NGÜ)

Genauso wie bei diesem Zöllner. Er wusste, er ist schuldig, gebunden in seiner Sünde, er kann nichts tun um Gottes Rechtfertigung zu erwirken. Er kann nur auf Gott vertrauen.

Isaak hätte auch keine Möglichkeit gehabt sich seine Freiheit zu erkaufen. Was hätte er denn seinen Vater Abraham anbieten können? Alles was er hatte, hat er ja sowieso nur von ihm gehabt. Genauso wenig wie ein Reicher sich den Zugang zum Himmel hätte erkaufen können, so wie es Jesus in einem anderen Gleichnis darstellt. (Mk. 10, 17-27)

Die einzige Wahl ist sich zu demütigen und das eigene Unvermögen, die eigene Schuld, die Unfähigkeit zur Selbsterlösung annehmen wie ein kleines Kind.

(Jesus)… sagte: »Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Darum: Wer sich selbst erniedrigt und wie dieses Kind wird, der ist der Größte im Himmelreich.“ (Mt. 18, 3.4 NGÜ)

Ein kleines Kind kann nichts Großes für Gott vollbringen. Es ist schwach, verletzlich, hilfebedürftig, abhängig. Schwach, verletzlich, hilfebedürftig und abhängig beschreibt die Situation Isaaks. Er weiß, er kann nichts mehr tun.

Vielleicht war er voll kindlichen Vertrauen. Nur eine Frage von ihm ist berichtet auf dem gemeinsamen Weg nach Morija: Vater, Feuer und Holz ist da, aber wo ist das Opfertier?
Und Abraham antwortet: „Mein Sohn, Gott wird für ein Lamm zum Brandopfer sorgen!“  (1. Mose 22,8 Schlachter 2000)

Und Gott hat für ein Lamm als Brandopfer gesorgt. Statt Isaaks wurde ein Widder geopfert und für uns wurde Christus, das Lamm Gottes geopfert.

Der Widder verfängt sich mit seinem Horn. Nach jüdischer Überlieferung wurde die Welt durch den Ruf Gottes durch das Schofar, das Widderhorn erschaffen. Der Lebensatem Gottes strömt durch das Horn und erzeugt dabei einen bestimmten Klang („Kol“). Und nur durch diesen Klang kann etwas erschaffen werden. Das ist jetzt rabbinische Mystik, aber man kann es durchaus auf Jesus deuten: das Horn war hier bei Isaak die Voraussetzung für die Erlösung, so konnte das Opfertier gefangen werden. Und Jesus Christus ist das von Gott ausgegangene Wort, das Fleisch wurde zu unserer Erlösung.

Es wird auch angenommen, dass dieser Berg im Land Morija der Ort ist, auf dem später der Tempel in Jerusalem erbaut wurde (2. Chr. 3,1).


3. Nachfahren Isaaks - Kinder der Verheißung

„Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak, Kinder der Verheißung.“ (Gal. 4, 28 Rev. Elb.)
Wir sind Kinder der Verheißung wie Isaak. So schreibt es Paulus. Es gibt also auch einen neutestamentlichen Bezug zu Isaak. Interessant ist, wir finden diese Stelle im Galaterbrief. Dort also wo Paulus sich auf´s Schärfste gegen jegliche Verbindung mit dem Gesetz zur Wehr setzt.

Er stellt dort dar, dass wir Kinder der Freien (Sarah) sind, durch die Verheißung geboren und nicht Kinder von der Magd (Hagar) sind, die durch das Fleisch geboren wurden. Die Magd ist die Leibeigene, das ist ein Bild für das Gesetz, für den Bund des Fleisches, der in die Abhängigkeit führte.

Isaak war frei, nachdem der Widder für ihn geopfert wurde und seinen Platz am Altar eingenommen hat. Isaak wurde als Kind der Verheißung geboren, aber nur durch das Opfer konnte er (weiter) darin leben. Das Leben eines Freien und Gesegneten.

Sein Platz wurde vom Widder eingenommen.

Ähnlich war es bei Barrabas und Jesus. Barrabas hätte gekreuzigt werden sollen, er hätte den Tod verdient. Aber die Menge wählte Jesus. So wurde Jesus für ihn gekreuzigt. Er hat seinen Platz eingenommen. Er hat den Platz für ihn besetzt. So wie in der U-Bahn oder auf der Toilette der Platz manchmal besetzt ist. Und so hat Jesus Christus unseren Platz eingenommen und ihn dauerhaft für uns besetzt.

Und so leben wir als Kinder der Freien, freigesprochen und gerechtfertigt durch das stell-vertretende Opfer Christi. Wir können nichts leisten und es gibt auch nichts mehr zu leisten, denn Jesus hat alles geleistet. Das ist - könnte man sagen - das Evangelium nach Isaak.

Nur müssen wir aufpassen, dass wir auch tatsächlich als Kinder der Freien leben. Juan Carlos Ortiz (ein argentinischer Pastor) hat einmal gesagt: „Das Gesetz ist ein Witwer, der eine Freundin sucht, und sie ohne Probleme in der Gemeinde findet.“ (1961)

Und so hielt in die Gemeinden vom Beginn der Kirchengeschichte bis heute immer wieder der morbide Gestank des todbringenden Gesetzes Einzug. Der Fluch des Gesetzes. Der „Dienst des Todes mit Buchstaben in Steine eingegraben“ (2. Kor. 3, 7), sagt Paulus. Damit meinte er die zehn Gebote.

Immer wieder, 2000 Jahre Kirchengeschichte hindurch, lebten die Gemeinden eine Mischform aus Neuem und Alten Bund, angefangen beim Judaismus zur Zeit der Apostel bis zur Gegenwart. Die Freiheit durch Glauben vermengt mit einer mehr oder weniger großen Prise Gesetz. Manchmal ist es sogar eher umgekehrt: Gesetz gewürzt mit einer Prise Gnade. Gerechtfertigt aus Glauben, durch das Opfer Jesu? Ja, aber für den Alltag bitte das Leben nach dem Gesetz (bspw. Zehnten, Sonntag nicht arbeiten, nicht ins Kino, in den Gottesdienst..…, Kleiderordnungen, kein Alkohol usw.).

Und Paulus sagt: Nein, Stopp! Ihr seid Kinder Isaaks! Kinder der Freien! Kehrt nicht zurück zur Sklaverei des Gesetzes! Das Gesetz erfüllte seinen Zweck bis der verheißene Nachkomme kam, bis Jesus kam (Gal. 3,19). Von da an gilt:

„In Wirklichkeit jedoch ´habe ich mit dem Gesetz nichts mehr zu tun;` ich bin durch das Urteil des Gesetzes dem Gesetz gegenüber gestorben, um ´von jetzt an` für Gott zu leben; ich bin mit Christus gekreuzigt.“ (Gal. 2,19 NGÜ)

Der Platz am Kreuz wurde durch Jesus nicht nur besetzt, sondern ich wurde mit hineingenommen. Ich war in Christus immanent. Und so bin ich allen Forderungen abgestorben.

Wir müssen uns das folgendermaßen vorstellen: Heutzutage spielt Ernährungsberatung, gesunde Ernährung, Fitness, Gesundheitsvorsorge eine große Rolle. Und es ist ja auch wichtig auf seinen Körper und seine Gesundheit zu achten. Setzen wir diese Gesundheitsvorsorge mal mit dem Gesetz gleich. Aber wenn Du jetzt als Gesundheitscoach im Einsatz bist und findest einen frisch Verstorbenen und dann anfängst seinen BMI zu bestimmen und ihm Vorträge über gesunde Ernährung zu halten, dann macht das überhaupt keinen Sinn. Er ist völlig unerreichbar für jeglichen Diät- oder Fitnessplan; er ist absolut unansprechbar in Bezug auf jedes der 613 Gebote des Alten Bundes. So abgestorben sind wir den Forderungen des Gesetzes (Röm. 7, 4.6).

Und nun dürfen wir als Kinder der Verheißung, als Söhne und Töchter der Freien, unsere Freiheit dazu verwenden um unsere Mitmenschen zu lieben (1. Tim. 1,5.9; Röm. 13, 9.10):

„Denn das ganze Gesetz ist in einem einzigen Wort zusammengefasst, in dem Gebot: „Du sollst deine Mitmenschen lieben wie dich selbst.““ (Gal. 5,14 NGÜ)
Darum geht es in unserem Leben als Christ, als Sohn und Tochter der Verheißung, als Erbe der Verheißung.

Umso länger ich Christ bin, umso mehr konzentriert sich alles auf so einfache Aussagen: liebe! …und glaube an Jesus Christus, das ist der einfache Wille Gottes, so schreibt es Johannes. (1. Joh. 3,23).


4. Schluss - Die Isaak-Gemeinden

Ich habe vor ein paar Jahren mal eine Predigt von Mathias Hühnerbein gehört über die Isaak-Generation. Da ging es noch um einen ganz anderen Aspekt im Leben Isaaks. Er war mittendrin zwischen den großen Männern des Glaubens, zwischen Abraham und Jakob und Josef und er selber spielte keine große Rolle, wie anfangs erwähnt.

Uns geht es in unseren Gemeinden vielleicht ähnlich. Wir blicken zurück auf die großen Männer des Glaubens, die viel aufgebaut haben in der JG St. Paul und in der CGF, auf die ruhmreichen Zeiten und fetten Jahre, sehen dann den Mangel der Gegenwart und sehen - wenn wir uns vergegenwärtigen, dass unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihr Zuhause größtenteils südlich von uns gefunden haben (ihr habt sie mittels eurem DISCO-Konzept mit der FCGF outgesourct, wir haben sie als Kuckuckskinder verteilt) - dass es eigentlich keine Zukunft gibt, nach menschlichem Ermessen. Wenn alles normal weiter läuft, wird es irgendwann keine JG St. Paul und keine CGF mehr geben. Und die Jüngeren werden ihren Glauben fulminant in anderen Gemeinden leben.

Haben wir unseren Zweck verfehlt? Nein, Isaak hatte seine Bedeutung. Ohne Isaak, kein Jakob, Josef…..Jesus. Er hat seinen Glauben eingesetzt, dass es überhaupt Jakob und Esau geben konnte. Und er hat die Brunnen Abrahams ausgegraben, aus denen frisches Wasser geschöpft werden konnte.

Auch wir haben geistliche Quellen entdeckt und davon weiter gegeben, untereinander, an unsere Kinder, an Außenstehende und Suchende und geben noch davon weiter.
Irgendwann ist vielleicht unsere Zeit als Organisation, als Gemeinde oder Gemeinschaft abgelaufen, aber wir haben zwischenzeitlich viel weiter gegeben, viel gesät und geerntet. Und dieser Dienst, diese Aufgabe, hört erst auf mit unserem letzten Atemzug. Bis dahin dürfen wir Wasser schöpfen und weiter geben. Kombiniert mit unserer Lebenserfahrung und geistlicher Weisheit haben wir unermesslich (unerträglich) viel davon weiter zu geben. Gerade auch an jüngere Menschen und junge Christen. (Die es am meisten nötig haben, wollen es leider oft nicht hören. Aber das war auch schon zu unserer Zeit so.) Keinesfalls aber ist unsere Zeit abgelaufen. Unser Verfallsdatum liegt noch in der Zukunft.

Dazu helfe Gott uns allen, dass wir weiterhin von unseren Quellen weitergeben und Oasen sind.

AMEN.

Sonntag, 2. November 2014

Termine und Aktuelles November 2014

30.10.-02.11.    CGF-Gemeindefreizeit in Kastell Windsor (mit Klaus Sparla, Vineyard Nürnberg, Thema: "jesusmäßig")

09.11.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Hans Heidelberger)


16.11.    kein Gottesdienst


23.11.    10.00 Uhr St. Paul Gemeindehaus (gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul) (Predigt Norbert Wohlrab; Thema: "Die Bindung Isaaks")


30.11.    10.30 Gottesdienst Arche (Predigt Birgit Oechsle)



LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50 

St. Paul Gemeindehaus = Dr. Martin-Luther-Platz 2

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Termine und Aktuelles Oktober 2014

05.10.    10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen auf der Kirchweih (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Die Bedeutung des christlichen Sonntags")

12.10.    10.00 Uhr St. Paul Gemeindehaus (gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul)


19.10.    10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste


26.10.    10.30 Uhr Gottesdienst Arche (Predigt Bob Lidfors, Dynamis)

30.10.-02.11.    CGF-Gemeindefreizeit in Kastell Windsor (mit Klaus Sparla, Vineyard Nürnberg, Thema "jesusmäßig")


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50 

St. Paul Gemeindehaus = Dr. Martin-Luther-Platz 2

Montag, 25. August 2014

Termine und Aktuelles August/September 2014

03.08. 11.00 Uhr Open-Air-Gottesdienst der Evang. Allianz im Stadtpark (Predigt Norbert Wohlrab)

--- Sommerpause ---


14.09. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste


21.09. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Knöll, Vaterhaus)


28.09. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Claus Buschmann, Giedeons)

Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste)
auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Freitag, 4. Juli 2014

Termine und Aktuelles Juli 2014

06.07. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Andrea Gabler)

13.07. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst (entfällt)


20.07. 10.30 Uhr dezentrale Hausgottesdienste


22.07. 19.30 Uhr Gebetsabend


27.07. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst
mit anschl. Essen (Predigt alle)
 
Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste)
auf Wunsch per Email.

LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Dienstag, 3. Juni 2014

Termine und Aktuelles Juni 2014

01.06.  10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Thomas Herrmann, JG St. Paul mit anschl. Weißwurst-Essen)

08.06.  10.00 Uhr Pfingsten LKG Gottesdienst (Predigt Hans Heidelberger)

15.06.  Gemeindeausflug

22.06.  dezentrale Hausgottesdienste

24.06. 19.30 Uhr Gebetsabend 

29.06.  kein Gottesdienst (wegen Marathon) 



Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Dienstag, 27. Mai 2014

Predigt von Norbert Wohlrab (25.05.14)

Götzendienst


1. Einleitung

Ich möchte mit einem der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Gemeinde beginnen: mit dem 1. Konzil in Jerusalem. Dort wurde festgelegt, dass den Heiden, die sich zu Jesus Christus bekehrt haben, keine weiteren Lasten, also kein Gesetz und auch keine Beschneidung aufzuerlegen sind.

„Deshalb urteile ich, man solle die, welche sich von den Nationen zu Gott bekehren, nicht beunruhigen, sondern ihnen schreiben, dass sie sich enthalten von den Verunreinigungen der Götzen und von der Unzucht und vom Erstickten und vom Blut.“ (Apg. 15,19 Rev. Elb.)

Keine Beschneidung und kein Gesetz gilt für die Heidenchristen. Der Glaube ist ausreichend. Wegen der Tisch-Gemeinschaft von Heiden- mit Judenchristen wurden ihnen aber spezielle Regeln auferlegt (vgl. Kritik an Petrus in Galaterbrief): Ersticktes und Blut war den Juden ein Gräuel, genauso wie bestimmte im Gesetz verbotene Verwandtenehen (sind hier wahrscheinlich mit Unzucht gemeint). All dies hat Paulus nie in den Briefen explizit erwähnt, auch beim Götzenopfer (Verunreinigungen der Götzen) galt die christliche Freiheit (Verantwortung vor Gewissen). Aber es gibt durchaus Warnungen vor Götzendienst in den Briefen des NT.

„Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst!“ (1. Kor. 10,14 Rev. Elb.)

Was hat es mit dem Götzendienst auf sich? Wo lauert die Gefahr? Wie sieht Götzendienst in der Bibel aus? Wie schaut moderner Götzendienst aus? Was sind eigentlich Götzen?

Definition: die Bibel versteht darunter a) andere Götter oder b) deren Abbilder.

Im Hebr. gibt es viele verschiedene Worte, oft wird in diesen die Nichtigkeit der Götzen deutlich. Sie werden als Nichtse, Hauch oder Mistdinger (von Kot abgeleitet, also Scheißdinger) bezeichnet. Das gr. Wort ist „eidolon“ = Schattenbild, davon ist unser Begriff Idol abgeleitet.

Die Bibel sagt diese Götter sind Nichts, so sehen wir heute auch nur noch Steinhaufen ihrer Tempel in den antiken Städten Italiens und Griechenlands. Auch von Odin/Wodan ist nichts mehr übrig.

Trotzdem sind Götzen eine Gefahr, denn hinter den Götzen stecken Dämonen, sagt Paulus. Götzendienst nährt die Mächte der Finsternis.

„Was sage ich nun? Dass ein Götze etwas sei, oder dass ein Götzenopfer etwas sei? Nein, sondern dass die Heiden das, was sie opfern, den Dämonen opfern und nicht Gott! Ich will aber nicht, dass ihr in Gemeinschaft mit den Dämonen seid.“
(1. Kor. 10, 19.20 Schlachter 2000)


Betrachten wir mal ein paar Stellen zum Thema Götzendienst in der Bibel.



2. Götzendienst im AT

Zunächst wird deutlich: im AT zeigt sich ein kompromissloser Umgang mit Götzen, denn
unser Gott ist ein eifersüchtiger Gott.

„Du sollst keine andern Götter haben neben mir. - Du sollst dir kein Götterbild machen, auch keinerlei Abbild dessen, was oben im Himmel oder was unten auf der Erde oder was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott…“ (2. Mose 20, 3-5a Rev. Elb.)


Im Bereich fremde Götter/Götzen gilt bei Gott die Null-Promille-Grenze. In anderen Religionen konnte man mehrere Götter haben, nebeneinander, dort gab es Arbeitsteilung unter ihnen. Bei JHWH geht das nicht.

Welche Bsp. aus dem AT fallen Euch ein?

- der Wettkampf Elias mit den Baalspriestern auf dem Karmel, Gott hat gewonnen, am Ende heißt es:

„Und Elia sagte zu ihnen: Packt die Propheten des Baal, keiner von ihnen soll entkommen! Und sie packten sie. Und Elia führte sie hinab an den Bach Kischon und schlachtete sie dort.“ (1. Kön. 18,40 Rev. Elb.)

Es gab keine Gnade für die Baalspriester, keine Gefangenen, keine Kompromisse.

- die Berufung des Gideon

„Und es geschah in jener Nacht, da sprach der HERR zu ihm: Nimm einen Stier von den Rindern, die deinem Vater gehören, und zwar den zweiten Stier, den siebenjährigen! Und reiße den Altar des Baal, der deinem Vater gehört, nieder und die Aschera, die dabeisteht, haue um! Und baue dem HERRN, deinem Gott, einen Altar auf dem Gipfel dieser Bergfeste in der rechten Weise! Und nimm den zweiten Stier und opfere ihn als Brandopfer mit dem Holz der Aschera, die du umhauen sollst! Da nahm Gideon zehn Männer von seinen Knechten und tat, wie der HERR zu ihm geredet hatte. Und es geschah, da er sich vor dem Haus seines Vaters und vor den Männern der Stadt fürchtete, es bei Tag zu tun, tat er es bei Nacht.“ (Ri. 6, 25 - 27 Rev. Elb.)

Bevor Gideon berufen werden konnte, musste er erst für Klarheit im eigenem Haus sorgen. Wieder gilt: keine Kompromisse.

- das goldene Kalb (2. Mose 32)

Die wohl bekannteste Stelle, während Mose auf dem Berg bei Gott ist, will das Volk sich ein Götterbild machen. Sie wollen etwas Sichtbares zum Anbeten. Der Jungstier (abwertend Kalb) soll ein Bild für JHWH sein, kein fremder Gott. Dennoch ist es Götzendienst, denn ein Bildnis von Gott machen, um es anzubeten, ist genauso ein Götze. Israel hinkt in seiner Geschichte immer wieder auf beiden Seiten, sie wollen JHWH dienen aber trotzdem die fassbaren Götterbilder der umliegenden Völker, Bildnisse zum Anfassen und Ansehen, haben. Aber auch hier bei dem Tanz um das goldene Kalb gilt wieder die Null-Toleranz-Grenze.

„da trat Mose in das Tor des Lagers und rief: Her zu mir, wer für den HERRN ist! Daraufhin versammelten sich bei ihm alle Söhne Levis. Und er sagte zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder lege sein Schwert an die Hüfte! Geht im Lager hin und zurück, von Tor zu Tor, und erschlagt jeder seinen Bruder und seinen Freund und seinen Verwandten! Die Söhne Levis nun handelten nach dem Wort des Mose; und es fielen vom Volk an jenem Tage etwa dreitausend Mann.“ (2. Mose 32, 26 - 28 Rev. Elb.)

Gnadenlos, erschreckend. Es zeigt die Heiligkeit Gottes, die Unvereinbarkeit von Gott und Götze.

Gott ist immer noch der gleiche gestern und heute, und auch morgen. Am Ende der Bibel heißt es immer noch: kein Eintritt für Götzendiener! (Offb. 21,8)

Der Unterschied ist, dass wir in Jesus vor Gott stehen, und damit gerechtfertigt und unantastbar vor Gott sind, aber Gott ist immer noch der heilige Gott.


3. Götzendienst im NT

Wie hat Götzendienst in den Erdenjahren Jesu in Israel ausgeschaut?

Interessanterweise kommt das Wort in den Evangelien nicht einmal vor. Israel war wohl endlich mal nicht gefährdet mit fremden Göttern zu huren, aber es gab trotzdem Formen von Götzendienst.

- Mammon

Mammon bedeutet in etwa Vermögen. Jesus warnt vor dessen Macht. Er ist kein religiöser sondern ein materieller Götze, er hat die Macht gefangen zu nehmen, uns von Gott zu entfernen. Genauso wie bei den Götzen des AT gilt: man kann nicht auf zwei Seiten hinken (Mt. 6,24). Hier haben wir schon eine Relevanz zur Gegenwart. Diese Warnung gilt auch uns. Der beste Umgang mit dem Mammon ist freigiebig und großzügig zu sein.

- Religiosität/Selbstgerechtigkeit

Dass Pharisäertum war eine Form von Götzendienst. Ihre Religiosität, die Einhaltung ihrer Regeln war ihnen wichtiger als Gott. Sie haben sich selbst gerechtfertigt, sie haben sich damit mit Gott auf eine Ebene gesetzt.

Und in den neutestamentlichen Gemeinden?

- fremde Götter

Hier war Götzendienst wieder eine große Gefahr, denn in der damaligen Welt war alles voller Götter. Durch die soziale und kulturelle Nähe und Verquickung konnte man sich nicht einfach dem Einfluss entziehen. Der Umgang mit Götzenopferfleisch war nur eine Gewissensherausforderung, aber darüber hinaus sind einige wieder in die Tempel gegangen, sei es um dort soziale Kontakte zu pflegen (Einladungen fanden bspw. im Tempel statt), aus Unbedarftheit oder weil sie auch wieder sichtbare Götter haben wollten. Hier ist Paulus kompromisslos.


„Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst! Ich rede als zu Verständigen. Beurteilt ihr, was ich sage! Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot. Seht auf das Israel nach dem Fleisch! Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar? Was sage ich nun? Dass das einem Götzen Geopferte etwas sei? Oder dass ein Götzenbild etwas sei? Nein, sondern dass das, was sie opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilnehmen und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir den Herrn zur Eifersucht reizen? Sind wir etwa stärker als er?“ (1. Kor. 10, 14-21) 


Manche Korinther dachten sich, wenn sie Christus gehören, können sie ja zur Prostituierten oder in den Tempel gehen, es macht ja nichts, denn Christus ist ja stärker. Paulus sagt hier nein, es muss genau umgekehrt sein: gerade weil man zu Christus gehört, darf man keine Gemeinschaft mit anderen Göttern (oder der Prostituierten) eingehen.


4. Götzendienst in der Gegenwart

Nun die interessante Frage zum Schluss: wie schaut Götzendienst heute aus?

- Materialismus (s.o.)
fremde Götter (wirken auch heute noch, keine Artemis, Jupiter und Wodan, aber z.B. im Bereich der Esoterik, auch hier gilt: Null-Toleranz, gerade für Menschen die sich aus diesem Bereich heraus bekehrt haben ist dies wichtig, es geht nicht um den Verzehr von Produkten)
- politische Ideologien und Parteien (lebe ich nur noch für die Partei?)
- Idole (Sport, Musik, Kultur…)
- Arbeit (kann Götze werden, mache ich meinen Job und fühle ich mich dabei wohl oder sagen mir die Leute, dass ich besessen von meiner Arbeit bin? beschäftigt sie mich immer und überall? habe ich ihr meine Familie, meine Gesundheit untergeordnet?, heute werden die Opfer um Schlechtes fern zuhalten nicht Steinfiguren gebracht, sondern in Bürogebäuden)
- Familie (selbst die Familie kann mein Götze sein, denke ich immer nur an ihren Vorteil? ordne ich alles immer ihr unter? ist sie mir wichtiger als Gott?)
- Körper/Schönheit (es gibt gerade unter den jungen Leuten einen absoluten Körperkult, klar ist es schön wenn das Sixpack nicht nur im Kühlschrank steht, aber die Intensität die heute auf körperliche Fitness und Aussehen gelegt wird, ist absoluter Götzendienst)
- Ernährung (hier gibt es jetzt schon das entsprechende Krankheitsbild, Orthorexia nervosa, wenn man sich zwanghaft gesund ernähren muss)
- Gemeinde (wird in manchen Gemeinden zum Götzen, der Leib wird zum Haupt, alles muss der Gemeinde dienen, alles wird ihr untergeordnet, sie ist über alle Kritik erhaben und sowieso die beste, sie bestimmt mein Leben rund um die Uhr)
- Pastoren oder Theologien (Starkult um Pastoren, die theologische Überzeugung wichtiger als Gott, eine Gemeinde hat sich gespalten weil im Foyer ein Bild von Adam und Eva aufgehängt wurde, das Problem war nicht ihre Nacktheit, sondern ihre Bauchnabel….)
- ICH (Ich kann selbst zum Götzen werden….)

Im Oktober 1995 soll sich Folgendes zugetragen haben. Ort Neufundland. Ob dieses Ereignis tatsächlich stattgefunden hat, ist nicht bewiesen, die Geschichte lehrt uns aber etwas Grundlegendes. Hier ein angeblicher Auszug eines Protokolls des Funkverkehrs zwischen einem amerikanischen Kriegsschiff und der kanadischen Küstenwache. Es beginnt die U. S. Navy:„Würden Sie bitte den Kurs um 15 Grad nach Norden ändern, um eine Kollision zu vermeiden. Over.“ „Würden vielmehr Sie bitte Ihren Kurs um 15 Grad nach Süden ändern, um eine Kollision zu vermeiden. Over.“ „Hier spricht der Kapitän eines Kriegsschiffes der amerikanischen Navy. Ich wiederhole: Ändern Sie Ihren Kurs. Over.“ „Nein, ändern Sie bitte Ihren Kurs. Ich ersuche Sie darum. Over.“ „Hier spricht der Flugzeugträger ‘USS Abraham Lincoln‘ der Flotte der Vereinigten Staaten von Amerika, Wir werden von drei Zerstörern, drei Kreuzern und weiteren Begleitschiffen eskortiert. Ich ersuche Sie, Ihren Kurs um 15 Grad nach Norden zu ändern, oder wir müssen Zwangsmaßnahmen zur Sicherung unseres Verbandes ergreifen. Over.“ „Hier ist ein Leuchtturm. Over.“ (Schweigen)
aus „Leuchttürme der Welt“ von Marie-Haude Arzur, Edition Maritim

Das Problem v.a. der westlichen Christenheit ist ein narzisstisches Christsein. Vor der Bekehrung geht es meistens zuerst um mich, wir leben selbstbestimmt, bei der Bekehrung sagen wir: nun gehört alles Dir, Du bist Herr, Du sollst bestimmen, alles wird Jesus untergeordnet. Aber dann im Laufe unseres Christseins fängt Jesus ganz unmerklich an sich um mich zu drehen. Vieles was wir im Laufe unseres Christenlebens in Gemeinden und Seminaren gelernt haben (Entdeckung der Gaben, DIENST, Erziehung, Seelsorge, Beratung, Innere Heilung heil, heiler, am heilesten, diverse Programme, Lobpreis der mir guttut, die Gemeinde die mir gefällt usw.), all dies hat mich zum Mittelpunkt, dass es mir besser geht, dass ich mich geistlich optimal verwirkliche. Es geht zunehmend um mich und nicht um Jesus Christus.

All diese Dinge sind gut und wichtig, aber sie können uns auch verderben und zum Götzen werden bzw. uns sogar zum Götzen machen. „Ich komm zurück zum Herz der Anbetung“ singt Matt Redman in „When the music fades“, es soll wieder um Jesus gehen, nicht um mich.


5. Lösungsvorschlag
 

„Alles, was uns wichtiger ist als Gott, was unsere Gedanken und Gefühle mehr gefangen nimmt als er, und von dem wir uns das versprechen, was nur Gott geben kann, ist ein Götze.“ (Timothy Keller/Es ist nicht alles Gott, was glänzt)

Unsere Seele ist ein Schlund (Kegle), sie sucht danach gestillt zu werden. Der Mensch sucht nach Sinnfindung und Erfüllung, denn jeder braucht etwas Besonderes in seinem Leben. Das liegt auch an der Sehnsucht nach Ewigkeit, die Gott in uns hineingelegt hat.

„Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt“ (Pred. 3,11a Rev. Elb.)

Der Mensch wird immer nach Götzen suchen, wenn Jesus nicht den Schlund stillt. Es ist leicht für unsere Seele nach Götzen zu suchen, da wir in einer absoluten Götzenfabrik leben. Ständig produziert unsere Gesellschaft neue Götzen.

Als wir zum Glauben gefunden haben, war der Schlund gestopft, wir waren begeistert von Jesus, er war genug für uns, aber er ist heute immer noch genug.
Es ist notwendig neu zu erkennen, was Jesus getan hat, uns neu daran zu erinnern, wer er ist, wir haben uns an vieles gewöhnt. Das Vakuum in unserem Herzen, den Schlund der Seele kann nur Jesus stillen, er muss wieder groß werden für uns, sein Werk ist das absolut größte was im ganzen Universum jemals geschehen ist, wir dürfen daran teilhaben, wir brauchen keine komplizierte Theologie, er ist genug, lasst uns ihn mehr anschauen und immer wieder neu groß werden lassen.

„Jesus, heilig und gesalbt bist Du.“ (Lied)

AMEN.

Donnerstag, 1. Mai 2014

Termine und Aktuelles Mai 2014

04.05. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Birgit Oechsle)

11.05. dezentrale Hausgottesdienste

18.05. 10.00 Uhr Gottesdienst gemeinsam mit der JG St. Paul, Gemeidehaus St. Paul (Predigt Christiane Schönberger)

20.05. 19.30 Uhr Gebetsabend

25.05. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst m. anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab)


Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Freitag, 4. April 2014

Termine und Aktuelles April 2014

06.04. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (entfällt wegen Krankheit)

13.04. dezentrale Hausgottesdienste

20.04. 10.00 Uhr Ostern LKG Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab; Thema: "Hoffnung")

22.04. 19.30 Uhr Gebetsabend

27.04. dezentrale Hausgottesdienste



Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Sonntag, 23. Februar 2014

Termine und Aktuelles März 2014

02.03. dezentrale Hausgottesdienste

09.03. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Bericht von Elisabeth Merz, Hilfe für die Massai)

16.03. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Georg Schubert, Jugend mit einer Mission)
im Anschluss (ca. 12.15 Uhr JHV des Vereins) 

23.03. gemeinsamer Brunch

25.03. 19.30 Uhr Gebetsabend 

30.03. 19.30 Uhr LKG Lobpreis & Segnung


Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Samstag, 15. Februar 2014

Predigt von Norbert Wohlrab (09.02.14)

Berufung trotz Alter


1. Einleitung

Ich möchte heute da weiter machen, wo ich vor zwei Wochen aufgehört habe. Ihr erinnert Euch sicherlich, wir haben uns gemeinsam die Jahreslosung angeschaut:

„Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ (Ps. 73.28 EÜ)

Wir haben die Überlegungen und den Erkenntnisprozess des Psalmisten Asaph verfolgt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es nicht nur ihm, sondern auch uns gut tut, wenn wir der Nähe Gottes Raum geben in unserem Leben.
Bspw. beim Beten, Stillsein, Bibel lesen, Abendmahl, Gemeinschaft, Gutes tun und sich Gutes tun lassen, soaken, erfüllt werden mit Heiligen Geist usw. Und mein Schlussgebet, mein Auftrag und Wunsch für mich und für uns alle war, dass es uns in diesem Jahr ganz besonders gelingt - trotz der vielen Herausforderungen und v.a. auch Ablenkungen des Alltags - dass wir, uns immer wieder neu in die Nähe Gottes zu begeben.

Mehr zur Jahreslosung kann man in der letzten Predigt nachlesen.

Viele von uns sind ja jetzt so um die fünfzig und da ist die Frage schon mal erlaubt: Wer denkt schon manchmal ans Rentenalter? Wer wünscht es sich denn manchmal herbei?

Das ist ja so eine paradoxe Sache mit dem ersehnten Ruhestand. Die meisten von uns haben jetzt schon deutlich die Halbzeit der Berufstätigkeit überschritten und manchmal stöhnen wir schon unter der beruflichen Belastung und sehnen uns nach Ruhe. Danach endlich selbst über die eigene Zeit zu bestimmen.
Paradoxerweise ist es aber so, dass eigentlich jeder alt werden will, aber niemand alt sein will. D.h. keiner weiß ja, ob er später noch so gesund und fit ist, dass er auch noch was vom Rentnerdasein hat. Wir alle haben schon tragische Geschichten gehört von Menschen, die nur wenige Tage nach Eintritt in den Ruhestand verunfallt oder verstorben sind.

Bei solchen Gedanken wird einem das eigentliche Alter deutlich und dann fragt man sich, zumindest ich frage mich, habe ich mit meinem Leben schon das erreicht, schon das umgesetzt und verwirklicht, was Gott für mich vorgesehen hat oder gibt es vielleicht noch Bereiche und Herausforderungen, die ich noch nicht angegangen bin, die ich noch völlig übersehen habe oder vor denen ich mich gedrückt habe.

Oder anderes ausgedrückt: Was entsteht in uns und aus uns aus diesem Sein in der Nähe Gottes, wie es der Psalmist beschrieb? Dreh ich mich da nur wieder um mich selbst - alles hat zu seiner Zeit seine Berechtigung - oder entsteht aus der Gegenwart Gottes eine neue geistliche Kreativität, eine Freisetzung von neuem geistlichen Potenzial, ein neuer Startschuss ins Reich Gottes hinein mit vielleicht völlig neu und anders gelagerten Berufungen, als wir sie bisher gewohnt waren?

Ich glaube, so lange wir noch nicht senil oder dement sind, hat Gott noch viele Projekte, Aufträge und geistliche Dimensionen für uns, in die es einzutreten gilt.
Wie finden wir heraus, was Gott mit uns noch vor hat?
Ich denke hier gibt es zwei Antworten:

Antwort A: Wie im Psalm beschrieben: nur aus der Nähe Gottes heraus, aus dem Heiligtum entsteht eine neue geistliche Dynamik. Da braucht man nicht viel darüber reden. Ohne diese Nähe gewinnen meine eigenen Gedanken die Oberhand und es entsteht oft nur Holz, Heu und Stroh, anstatt Gold, Silber, Edelsteine (1. Kor. 3,12). Ich denke diese Erfahrungen haben wir alle schon mal gemacht. Wir meinten etwas gut, aber es war nicht geistgewirkt, nicht von Gott geboren.

Antwort B: Was sind die verborgenen Träume und Visionen meines Herzens, die ich im Lauf der Jahre verschüttet habe? Dinge, die mir Gott im Laufe meines Christseins auf´s Herz gelegt hat, aber nie Wirklichkeit geworden sind. Darüber möchte ich jetzt mit Euch reden, bevor wir uns später eine Zeit nehmen um auf das Reden Gottes zu hören.


2. Unser Herz


Das Alter war - zumindest zur Zeit der Patriarchen - keine Einschränkung für Gottes Berufung. Abraham war ein alter Mann, Mose wurde mit 80 berufen. Es geht eher um geistliche Fitness und nicht um physisches Alter. Entscheidend war für Gott immer das Herz.

Im Hauskreis lesen wir gerade den Römerbrief und da wurde uns diese Woche besonders ein Vers wichtig:

„Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, noch ist die äußerliche Beschneidung im Fleisch Beschneidung; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und Beschneidung ist die des Herzens, im Geist, nicht im Buchstaben.“ (Röm. 2, 28.29a Rev. Elb.)

Paulus schreibt hier von der Beschneidung des Herzens durch den Heiligen Geist.  Er meint damit eine ganzheitliche Hinwendung zu Gott, die bei der Bekehrung seinen Anfang nimmt und ein Leben lang andauert.

Unser Herz ist beschnitten worden durch den Heiligen Geist. Es ist nicht mehr vergleichbar mit dem bösen Herzen, aus dem die schlechten Dinge hervorgehen, von denen wir in verschiedenen Aufzählungen in der Bibel lesen (1. Mo. 8,21; Mt. 15,19). Wenn gleich wir - solange wir Menschen sind - natürlich immer noch zu allem fähig sind. Aber vom Grundsatz her ist unser Herz ein neues Herz, ein verändertes, gereinigtes Herz, dass Gott in uns hineingegeben hat.

Denn Hesekiel hat vorausgesagt:

„Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben; und ich werde machen, dass ihr in meinen Ordnungen lebet und meine Rechtsbestimmungen bewahrt und tut.“ (Hes. 36, 26.27 Rev. Elb)

Ein neues Herz hat Gott in uns hineingegeben. Und wenn Gott uns ein neues Herz gibt, dann ist dies logischerweise ein gutes Herz. Ein guter Baum bringt gute Früchte hervor. Gott kann keine schlechten Früchte hervorbringen, das ist unmöglich. Also haben wir ein neues, ein gutes Herz bekommen, als wir Jesus unser Leben gegeben haben.


„Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung: das Alte ist vergangen, siehe, Neues, ist geworden.“ (2. Kor. 5,17 Rev. Elb.)
Und aus dieser neuen Schöpfung, aus diesem neuen Menschen, aus diesem neuen und beschnittenen Herzen,  kommen viele Ideen, Visionen und Träume, die von Gott initiiert worden.


3. Die Träume des Herzens

Erinnerst Ihr Euch noch an so manche Träume Eures Herzens? Dinge, die Ihr bewegt habt, die Euch eine Not, ein Anliegen waren. Ich meine jetzt nicht den Traum von einem Porsche oder der Ferienwohnung in Spanien. Es gibt ja manchmal Christen, die dazu tendieren zu denken, dass Gott nur für sie da ist.

Mir geht es jetzt um deine Träume für das Reich Gottes. Erinnerst Ihr Euch noch an Eure Visionen über Euren Platz im Reich Gottes? Lebt Ihr sie oder sind sie schon so weit weg, dass sie schon Geschichte sind – nicht gelebte Geschichte, das ist die traurigste Form der Geschichtsschreibung, die Geschichte der ungelebten Berufungen. „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ Sicher es waren auch manche Luftschlösser dabei, von denen es besser war, dass sie nicht verwirklicht worden sind. Aber manche Träume und Visionen, die in unserem Herzen entstanden sind, haben wir nie weiter entwickelt, nie weiter „gesponnen“, nie umgesetzt.

Vielleicht haben wir gedacht, wir sind nicht begabt genug? Vielleicht hatten wir nie jmd., der uns ermutigt hat, der uns herausgefordert oder angestupst hat?
Oder wurden sie uns vielleicht sogar ausgeredet, ausgetrieben von Entmutigern? Heute morgen ist der Zeitpunkt um sie wieder neu auszugraben, sie wieder neu Gott hinzugeben, sich neu von Gott dafür entzünden zu lassen. Heute ist der Tag neu Träume festzumachen!

Manche Visionen und Träume wurden ausgebremst, weil man sich nicht getraut hat oder entmutigt wurde. Vielleicht war da mal ein Traum für ein Kinderprojekt in der Nachbarschaft oder in der Südstadt oder in Rumänien oder - ganz exotisch - vielleicht sogar für ein Projekt in der Gemeinde (früher als wir noch mehr waren). Oder für einen Alpha-Kurs unter Arbeitskollegen. Oder Du fühlst den Drang zum Predigen und hast Dich nie getraut, weil Dir niemand gesagt hat, dass Du es mal probieren sollst. Oder vielleicht hast Du es nur 1 x probiert und Dir dann gedacht, dass war so grottenschlecht, dass mach ich nie wieder, weil Dir niemand gesagt hat, dass es gut war und Du wieder predigen sollst.

Oder Du wolltest in die Mission gehen oder Du hattest ein evangelistisches Projekt am Herzen oder wolltest Dich mehr um die Jugendlichen in Deiner Nachbarschaft kümmern oder wolltest mehr Menschen in Not helfen und ein soziales Projekt starten oder oder oder.....Egal was es war, Du wurdest immer irgendwie ausgebremst und Du bist in den Startlöchern steckengeblieben.
Vielleicht hast Du auch gedacht, Du bist nicht begabt genug. AMEN. Sind wir alle. Oder noch zu sündig. AMEN. Sind wir alle. Oder zu unerfahren. AMEN. Sind wir alle. Und ich sage Dir dann bist Du genau richtig.

„Denn seht, eure Berufung, Brüder, dass es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind; sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache. Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache, dass sich vor Gott kein Fleisch rühme.“ (1. Kor. 1, 26 – 29 Rev. Elb.)
Also wenn wir uns so fühlen, zu schwach und zu dumm und zu jung und zu alt und..., dann sind wir genau richtig. Denn so kann Gott uns gebrauchen. Andersrum wird´s schwieriger. Wenn wir uns stark fühlen und denken, dass wir Gott gar nicht brauchen. dann müssen wir erst einmal auf die Schnauze fallen.

Und warum ist das so? Ich hab´s schon gesagt: weil Gott auf unser Herz schaut. Gott spricht zu Samuel:

„Sieh nicht auf sein Aussehen und auf seinen hohen Wuchs! Denn ich habe ihn verworfen. Denn der Herr sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, aber der Herr sieht auf das Herz.“ (1. Sam. 16,7)

Es spielt keine Rolle vor Gott, ob man schön und stark und erfolgreich und tough oder sonst was ist. Er schaut nur auf das, was in unserem Herzen brennt.

Wir haben hier ein wunderbares Klima der Ermutigung in der CGF. Jeder soll in seine Berufungen hineinfinden, sie ausprobieren und leben, im Beruf, in der Nachbarschaft, auf der Straße oder sonst wo. Lass Dich vom Geist Gottes leiten. Du bist frei. Frei auch zum Fehler machen und auch zum Scheitern.

Sicher nicht jeder Gedanke kommt von Gott, manches erkennt man aber erst, wenn man es ausprobiert. Manchmal ist auch nur der Weg oder das Timing falsch.

Manchmal meint man etwas alleine starten zu müssen und übersieht, dass es noch andere mit derselben Vision gibt. Und manchmal hat man einfach nur einen falschen Zeitplan im Kopf.

David wurde zum König gesalbt. Aber seine Ideen für seine Königsherrschaft konnte er nicht gleich umsetzen. Er musste noch Jahre warten, Jahre voller Kampf, Entbehrungen und Verstecken. Seine Berufung ließ sich nicht so „en passant“ (nebenbei, beiläufig) umsetzen.

Und wie war es bei Mose? Moses Herz brannte für sein Volk. Er sagte zu sich: Ich kann das Unrecht und Leid nicht länger ertragen. Ich kann nicht länger zusehen. Und was macht er? Er erschlägt im Übereifer einen Ägypter. So was tut man nicht.
40 Jahre später begegnet ihn Gott und sagt: Ich kann das Unrecht und Leid nicht länger ertragen. Ich kann nicht länger zusehen. Gott und Mose brennt die selbe Not im Herzen. Sie haben dieselbe Vision: Befreiung für Israel. Das Herz des Mose und das Herz Gottes kommen zusammen. Nur das Timing ist ein anderes.

Andererseits gibt es auch Visionen, die man nicht erst 40 Jahre auf die lange Bank schieben darf. Es geht weder darum sofort loszustolpern, bevor Gott zu Ende geredet hat, noch darum Dinge immer wieder aufzuschieben. Es gibt kein allgemeingültiges Konzept, wann es dran ist eine Vision praktisch umzusetzen. Das richtige Timing erkennt man nur in der Nähe Gottes. Im Hören auf ihn, im immer wieder neu auf ihn ausrichten. Aber wenn man im Herzen sicher ist, dann gilt es damit anzufangen.
Visionen setzen sich nicht von selbst um. „Gott hat uns eine Vision gegeben, und er wird sich schon um den Rest kümmern. Wenn Gott spricht, dann kümmert er sich selber darum!“ Diese Haltung finden wir eher selten in der Bibel. In Ausnahmefällen stimmt dies, aber nicht in der Regel. Sieh auf die Kämpfe von Mose, von David, von Josua usw., ja auch von Jesus. Auch Jesus musste kämpfen (siehe Gethsemane) und seinen Weg aktiv beschreiten.

Ein Bauer hatte einen schönen Garten. Ein Pfarrer kam vorbei und sagte zu ihm: „Weißt du auch, dass dein schöner Garten Gottes Garten ist?“ Der kluge Bauer antwortete: „Sie sollten den Garten mal sehen, wenn er nur Gottes Garten wäre!“

Die richtige Einstellung lautet: „Gott, wenn du mir eine Vision gibst, kannst du mit mir rechnen. Ich werde mein Möglichstes tun, um ihr den nötigen Glanz zu verleihen!“
Und um aus einer Wildnis einen schönen Garten zu machen ist harte Arbeit nötig.

Jede Umsetzung einer Vision ist harte Arbeit und in der Regel mit Schwierigkeiten verbunden. Z.B. wenn wir von Problemfahndern umgeben sind. Uns brennt etwas am Herzen, wir sehen unsere Vision schon vor uns und dann kommen Leute daher und sagen bspw. „Das Auto wird nicht anspringen,“ und springt es dann an, sagen sie: „Das Auto wird nicht fahren.“ Fährt es dann, sagen sie: „Pass auf, das Auto kann jeden Augenblick stehen bleiben.“ Jede Vision gebiert Schwarzdenker und Entmutiger.

So ähnlich muss es David gegangen sein, als er eine Vision für den Kampf gegen Goliath hatte. Er kommt zum Schlachtfeld und sein Bruder sagt: „Was willst du hier, du Schafskopf. Geh heim zu den Schafen. Wir brauchen hier keinen Romantiker. Du bist nicht ausgebildet für den Krieg.“ (1. Sam 17,28). Und was macht David? Das einzig richtige:

„Und er wandte sich von ihm ab, einem andern zu“ (1. Sam. 17,30)
Unser Problem sind oft weniger Entmutiger um uns herum: wir haben seine sehr positive Atmosphäre. Sondern die Entmutiger, die Stimmen in uns drin.
Satan möchte unsere Visionen ausbremsen. Er sät Schwierigkeiten und Ablenkungen. Und er flüstert uns ein, dass wir es nicht schaffen, nicht können, dazu nicht taugen.

Und dann gibt es noch den großen Entmutiger in uns selbst, der immer wieder zögert und zweifelt und sich nichts zutraut.

Lass nicht zu, dass ein äußerer oder innerer Entmutiger Dein Potenzial bremst!
Lass nicht zu, dass ein Entmutiger etwas ausbremst, dass Gott in dich hineingelegt hat!

Es gibt keinen Sieg ohne Kampf. Kein Erreichen des Ziels ohne Hindernisse. Schwierigkeiten sind eine Verheißung. Wir können ihnen aus dem Weg gehen, ein bequemes Leben leben und an vielem vorbei leben oder uns ihnen stellen und sie mit gegenseitiger Unterstützung angehen.


4. Schluss

Gott hat und ein neues Herz gegeben. Eine neue Identität. Christus lebt in uns. Unser Herz schlägt für ihn.
Viele von uns haben spezielle Berufungen bereits erhalten, andere können sich danach noch ausstrecken. Berufungen die ganz individuell sind. Dinge, für die vielleicht ganz speziell nur Dein Herz schlägt, die nur Du bewegst und sonst gar niemand.

Wir wollen uns jetzt zum Abschluss etwas Zeit nehmen um Gott zu bitten, dass er neu zu uns spricht und Dinge, die verloren gegangen sind, neu belebt und nach oben bringt.

AMEN.

Dienstag, 4. Februar 2014

Termine und Aktuelles Februar 2014

02.02. dezentrale Hausgottesdienste

04.02. 19.30 Uhr Gebetsabend

09.02. 10.00 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab)

16.02. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Bob Hatton, HOPE)

23.02. 10.00 Uhr gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul, Gemeindehaus St. Paul, (Predigt Heinz Trompeter)


Weitere Infos zu den Veranstaltungen (z.B. zum jeweiligen Ort der Hausgottesdienste) auf Wunsch per Email.


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft in der Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50

Sonntag, 26. Januar 2014

Predigt von Norbert Wohlrab (26.01.14)

Jahreslosung „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ (Ps. 73,28a EÜ)


1. Einleitung

Ich möchte heute - passend zum Jahresbeginn - zu Euch über die Jahreslosung sprechen. Ein sehr schöner Vers, der sowohl ermutigend, als auch herausfordernd ist: „Gott nahe zu sein ist mein Glück“ (Ps. 73,28a EÜ). Gott nahe zu sein ist mein Glück! So jedenfalls steht es in der Einheitsübersetzung, die für die diesjährige Jahreslosung gewählt wurde. In anderen Übersetzungen steht es etwas anders, aber dazu später.

Bei der diesjährigen Jahreslosung ist etwas passiert, dass es in der ganzen Geschichte der Jahreslosungen noch nie gegeben hat. Die Jahreslosung entsteht ja nicht von selbst, sondern sie wird gewählt und zwar von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB). Da gibt es einen komplizierten Modus, in dem diskutiert, ausgewählt, gebetet und abgestimmt wird und an dessen Ende dann die neue Jahreslosung steht. So weit so gut. Nur diesmal war es so, dass die ausgewählte Losung in einem zweiten Treffen noch einmal nachträglich modifiziert werden musste, weil nämlich die Verlage protestiert hatten, die die Losung auf Tasse, Kugelschreiber und Kalender drucken wollten.

Was war der Anlass? Eigentlich lautet der Vers nämlich: „Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück“. Aber das war ihnen zu sperrig und so musste nachträglich die Losung um dieses „Ich aber -„ gekürzt werden.

Nun kann man sagen: was soll´s? Es ist immer noch Wort Gottes…und außerdem steht sowieso oft nur ein Teil eines Verses in den Losungen…und die Jahreslosung ist ja ohnehin kein Orakel, aus dem ich meine Zukunft, mein Leben im Jahre 2014 ablesen kann. Also egal, alles nicht so schlimm.

Schlimm ist es sicherlich nicht, aber zumindest schade, denn dieses „Ich aber“ ist ein Bekenntnis, dass im Gesamtzusammenhang des Psalms eine sehr wichtige Bedeutung hat.
Lesen wir ihn mal zusammen.


2. Psalm 73 (EÜ)

Der Psalm ist von Asaf. Asaf war ein Levit und der führende Lobpreismusiker Davids. Er wird auch als Seher bezeichnet, also ein Mann, der von Gott Visionen empfangen hat und sein Reden vernommen hat (2. Chr. 29,30).

[Ein Psalm Asafs.] Lauter Güte ist Gott für Israel, für alle Menschen mit reinem Herzen.
2 Ich aber - fast wären meine Füße gestrauchelt, beinahe wäre ich gefallen.
3 Denn ich habe mich über die Prahler ereifert, als ich sah, dass es diesen Frevlern so gut ging.
4 Sie leiden ja keine Qualen, ihr Leib ist gesund und wohlgenährt.
5 Sie kennen nicht die Mühsal der Sterblichen, sind nicht geplagt wie andere Menschen.
6 Darum ist Hochmut ihr Halsschmuck, wie ein Gewand umhüllt sie Gewalttat.
7 Sie sehen kaum aus den Augen vor Fett, ihr Herz läuft über von bösen Plänen.
8 Sie höhnen, und was sie sagen, ist schlecht; sie sind falsch und reden von oben herab.
9 Sie reißen ihr Maul bis zum Himmel auf und lassen auf Erden ihrer Zunge freien Lauf.
10 Darum wendet sich das Volk ihnen zu und schlürft ihre Worte in vollen Zügen.
11 Sie sagen: «Wie sollte Gott das merken? Wie kann der Höchste das wissen?»
12 Wahrhaftig, so sind die Frevler: Immer im Glück, häufen sie Reichtum auf Reichtum.
13 Also hielt ich umsonst mein Herz rein und wusch meine Hände in Unschuld.
14 Und doch war ich alle Tage geplagt und wurde jeden Morgen gezüchtigt.
15 Hätte ich gesagt: «Ich will reden wie sie», dann hätte ich an deinen Kindern Verrat geübt.
16 Da sann ich nach, um das zu begreifen; es war eine Qual für mich,
17 bis ich dann eintrat ins Heiligtum Gottes und begriff, wie sie enden.
18 Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Grund, du stürzt sie in Täuschung und Trug.
19 Sie werden plötzlich zunichte, werden dahingerafft und nehmen ein schreckliches Ende,
20 wie ein Traum, der beim Erwachen verblasst, dessen Bild man vergisst, wenn man aufsteht.
21 Mein Herz war verbittert, mir bohrte der Schmerz in den Nieren;
22 ich war töricht und ohne Verstand, war wie ein Stück Vieh vor dir.
23 Ich aber bleibe immer bei dir, du hältst mich an meiner Rechten.
24 Du leitest mich nach deinem Ratschluss und nimmst mich am Ende auf in Herr-lichkeit.
25 Was habe ich im Himmel außer dir? Neben dir erfreut mich nichts auf der Erde.
26 Auch wenn mein Leib und mein Herz verschmachten, Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig.
27 Ja, wer dir fern ist, geht zugrunde; du vernichtest alle, die dich treulos verlassen.
28 Ich aber - Gott nahe zu sein ist mein Glück. Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen. Ich will all deine Taten verkünden.


Wie Ihr den Versen entnehmen konntet, hat Asaf ein Problem. Von klein auf hat er gelernt, derjenige, der nach den Gesetzen Gottes lebt, ist gesegnet, dem geht es gut. Nun muss er feststellen, dass es in seinem Umfeld genau andersrum ist: die Gottlosen scheinen gesegnet zu sein, sie sind es, die in Überfluss leben und Gott scheint es gleichgültig zu sein, sie scheinen keinerlei Strafe befürchten zu müssen. Sie sind fern von jeder Moral, kümmern sich nicht um das Gesetz, lügen und betrügen, lästern Gott, sind hochmütig und eingebildet…und leben trotzdem im Reichtum, sind gesund und wohlernährt und kennen weder Schmerz noch Qual.

„Oh Gott, was ist hier los? Das ist ungerecht! Ich lebe nach deinen Geboten und mir geht es beschissen!“ Und Asaf ist neidisch und bitter geworden, er war in einem Zustand durchdringender Verzweiflung und er hat angefangen an Gott und seiner Gerechtigkeit zu zweifeln. Seine ganze Theologie, seine Weltsicht hat nicht mehr gestimmt.

Wir wissen nicht, welche Qualen Asaf erleiden musste, wenn er schreibt, dass er alle Tage geplagt war und jeden Morgen gezüchtigt worden ist (V. 14). War er krank, litt er Mangel, wurde er depressiv oder schreibt er hier vielleicht auch nur stellvertretend für all die Gottesfürchtigen, die die verschiedensten Entbehrungen zu tragen haben?
Und schreibt er damit nicht auch für uns: hier tut´s weh und da bin ich krank, auf meiner Arbeitsstelle läuft´s bescheiden oder vielleicht hab ich ja gar keine mehr, in meiner Familie gibt es die und die Probleme oder vielleicht ist ja gar keine Familie (mehr) da. Aber dem Kollegen oder dem Nachbarn usw, der kann alles, dem gelingt alles, der verdient massig Kohle, ist topgesund, hat eine super Familie und interessiert sich nicht die Bohne für Gott. Im Gegenteil, der ist bekennender Atheist, betrügt und lügt den ganzen Tag und schert sich überhaupt nicht um die Weisungen Gottes. Wie kann das sein?

Ich weiß nicht, ob jmd. unter uns ab und zu so denkt, aber es sind zumindest gesellschaftliche Realitäten. Denen, denen es augenscheinlich gut geht, das sind nicht immer die gottesfürchtigen Menschen.

Aber so ein Denken offenbart auch noch etwas anderes: es offenbart Religion. Wenn ich dieses und jenes für Gott tue, dann hat er mich (gefälligst) hier und dort zu segnen. Aber so ist Gott nicht. So einen Handel geht er mit uns nicht ein. Mal davon abgesehen, dass wir unseren Part nie erfüllen könnten.

Wenn wir versprechen könnten: „Wenn Du an Jesus Christus glaubst, dann bist du nur noch glücklich und alles gelingt Dir, von früh bis spät!“, hätten wir wahrscheinlich immer volle Gottesdienste, aber so läuft der Hase nicht.

Asaf hat dann ein Aha-Erlebnis. Er kam in die Gegenwart Gottes, er betrat das Heiligtum (V. 17) und hat erkannt, dass sein bisheriges Denken dumm wahr, dass er nicht richtig nachgedacht hatte, dass er nur natürlich gedacht hatte, dass seine Wahrnehmung die, eines Tieres war (V. 22).

Er hat dann zwei Dinge erkannt: zum einen war seine Wahrnehmung wohl etwas einseitig, denn auch die Gottlosen ernten oft in ihrem Leben, das was sie säen und zum anderen, das Entscheidende kommt am Schluss: es geht nicht darum, ob man hier immer und überall erfolgreich ist, sondern es geht darum, ob man am Schluss erfolgreich bei Gott in seiner Herrlichkeit ist (V. 24) und dann hat das Diesseits auf einmal nicht mehr so viel Gewicht.

Und dann kommt Asaf zu dieser starken Aussage: „Soll es den anderen, den Gottlosen doch gut ergehen, egal, ich mache es ihnen nicht nach, ich folge ihnen nicht in ihrem Treiben, ich aber entscheide mich Gott nahe zu sein, denn das allein ist mein Glück.“


3. Glück

Glück?! Glück ist jetzt ja kein Begriff, der oft in der Bibel vorkommt.

Ist jetzt hier Glück im Sinne von einem positiven Ausgang bei einem zufälligen Geschehen gemeint? Würfelglück, Glück beim Pokern oder Glück in der Liebe? Oder hat jetzt etwa der neuzeitliche Glückswahn Einzug in die Bibelübersetzungen gehalten. Alle müssen immer glücklich sein, alles wird dem persönlichen Glück untergeordnet, egal ob es den anderen vielleicht schadet, ich muss glücklich sein, ich habe ein Recht auf mein Glück, auch wenn es die Ehe kostet oder sonst etwas. Das Recht nach seinem Glück zu streben, ist ja sogar Teil der amerikanischen Verfassung.

Das ist alles nicht damit gemeint. Und es ist tatsächlich so, dass man diese Stelle auch ganz anders übersetzen kann. Aber was ist hier gemeint?
Interessant finde ich, dass Glück vom mittelhochdeutschen „gelücken“ abgeleitet eigentlich bedeutet, dass eine Sache gut ausgeht bzw. gut ausgegangen ist. Also auch ein Betrachten vom Ende her, das passt schon zu der Sichtweise des Asafs. Wenn ich am Schluss bei Gott in der Herrlichkeit bin, dann ist es „gelücket“, dann ist es geglückt, dann ist es gut ausgegangen.

Wir Christen dürfen heute immer in dieser Gewissheit leben, dass es - durch Jesus - nicht nur glücken wird, also gut ausgehen wird, sondern vielmehr schon geglückt ist, schon gut ausgegangen ist, weil er schon alles getan hat. Wer den Sohn hat, der hat das Leben! (1. Joh. 5,12a)

Aber wie gesagt, man kann den Vers auch anders übersetzen. Im Hebräischen steht hier nämlich kein Substantiv, sondern ein Adjektiv. Dort steht nämlich einfach das Wörtchen „gut“. Und so heißt es bspw. in der Elberfelder Bibel, die hier wie immer sehr nahe am Urtext ist:

„Ich aber: Gott zu nahen ist mir gut.“ (Rev. Elb.)

Gott zu nahen ist mir gut. So redet bloß keiner. Man könnte dann etwas moderner formulieren: Gott zu nahen tut mir gut. (Bsp. vom Zivi „Knut tut gut!“) Gott tut gut! Gott nahe zu sein, tut mir wohl. Gottes Nähe macht mich froh. Gott zu nahen beglückt mich. Gott nahe zu sein, macht mich heil. Und noch viele andere Übersetzungsvarianten gibt es, die allesamt gültig wären und doch jeweils andere Aspekte verdeutlichen.

Und es wird deutlich, dass es hier nicht nur um Glück vom Ende her betrachtet geht - das ist der eine Aspekt, sondern auch um Auswirkungen auf das Hier und Jetzt. Denn leben tue ich ja immer im Jetzt, -  es sei denn ich habe die Gabe der Zeitreise - und so brauche ich ja auch gerade im Jetzt die Erfahrungen der Gegenwart Gottes.

Gott zu nahen tut mir gut. Gottes Nähe ist mein Glück.

Und ich denke uns ist allen klar, dass wenn hier von Glück die Rede ist, dann ist damit nicht eine unbegrenzte Ausschüttung von Endorphinen gemeint, die einen dann nur noch dümmlich grinsend durch die Gegend laufen lässt, wie es vielleicht bei manchen Sektenmitgliedern von „Wort und Geist“ oder von Scientology der Fall ist.


4. Gottes Nähe

Asaf wurde verändert durch die Nähe Gottes, dadurch dass er Gott nahe war. Und ich denke es ist jetzt irrelevant, ob man übersetzt „Gott zu nahen“, also als ein aktiver Prozess, der von mir ausgeht oder „Gottes Nähe“ als Ergebnis, denn entscheidend ist das Ergebnis, die Nähe Gottes. Und hier sind wir endlich an dem Punkt, an dem dieser Vers für uns neutestamentliche und neuzeitliche Gläubige im Hier und Jetzt seinen stärksten Bezug bekommt.

„Ich aber - entscheide mich in diesem Jahr 2014 ganz besonders, mich (immer wieder neu) in die Nähe Gottes zu begeben!“

Und das ist bei den vielfältigen Zerstreuungen und Verpflichtungen des Alltags gar nicht immer so einfach. Albert Frey hat letzten Sonntag bei seinem Konzert in der Früher Stadthalle ganz offen erzählt, dass er - obwohl er ja jmd. ist, der unheimlich tief gehende Lobpreislieder schreibt und komponiert - kein Mensch ist, der sich mit Nähe im Allgemeinen und mit der Nähe Gottes im Speziellen, leicht tut.

Es gibt viele verschiedene Wege, wie ich Gott nahe sein kann:

- wenn ich ihm im Gebet mein Herz ausschütte
- wenn ich anbete oder Lobpreislieder singe
- wenn ich ihm danke
- wenn ich Lobpreismusik höre oder soake
- in der Stille
- beim Bibellesen
- beim Aussprechen von biblischen Wahrheiten
- in der Gemeinschaft mit Geschwistern
- wenn mich sein Heiliger Geist im Alltag leitet
- wenn ich seinen Segen empfange oder weiter gebe
- wenn ich mich neu mit Heiligen Geist erfüllen lasse
- im Abendmahl
- wenn ich anderen Gutes tue oder mir Gutes tuen lasse
- beim Staunen über die Schönheit der Natur
uvm. ……

Der Weg zur Nähe Gottes steht uns offen durch Jesus. Trotzdem ist sie kein willkürlich verfügbares Gut. Vor 100 und vor 75 Jahren wurden von Deutschland aus Soldaten in zwei Weltkriege geschickt und jedes mal begleitet von der vermessenen Zusage „Gott mit uns“.
Falsche Wege lassen sich nicht heiligen. Man kann Gottes Nähe nicht manipulieren um eigene Interessen durchzusetzen.

Mein Wunsch für uns alle ist, dass wir dieses Jahr immer wieder neu und beständig die Nähe und Gegenwart Gottes suchen und finden.

AMEN.
Hier das Lied zur Jahreslosung von Arne Kopfermann:

http://www.scm-shop.de/shop/promotions/das-lied-zur-jahreslosung/lied-zur-jahreslosung-2014-von-arne-kopfermann.html

Mittwoch, 1. Januar 2014

Termine und Aktuelles Januar 2014


05.01. kein Gottesdienst

Gebetswoche der Evangelischen Allianz vom 12.01. - 19.01.
Nähere Infos hier:  http://www.ead.de/gebet/allianzgebetswoche/allianzgebetswoche-2014.html 


So 12.01. 17.30 Uhr Allianz-Gottesdienst in der LKG Gebhardtsraße 19 (Markus Klein, LKG Rosenstr.)
Mo 13.01. 19.00 Uhr Hardenberg-Gymnasium (mit New Generation und Gideons)
Di 14.01. 19.00 Uhr Gemeindehaus St. Paul (Martin Adel, St.Paul)
Mi 15.01. 19.00 Uhr Rathaus Fürth (Matthias Weber, FeG)
Do 16.01. 10.00 Uhr LKG Rosenstr. (Ursula Hartmann, Heilsarmee)
Do 16.01. 18.00 Uhr Klinik-Kapelle (mit Hilmar Pahlke und Uta Müller-Rehkatsch)
Fr 17.01. 19.30 Uhr FeG (Jugendgottesdienst mit Gabriel Skibitzki, FCGF)
Sa 18.01. 10.00 Uhr Heilsarmee (mit Uta Müller-Rehkatsch)
So 19.01. 10.00 Uhr Allianz-Gottesdienst in der FeG (Predigt Matthias Rapsch, LKG) 
So 19.01. 17.00 Uhr Stadthalle Abschlusskonzert mit Albert Frey und Andrea Adams-Frey
(weitere Infos zum Konzert und zum Vorverkauf hier: http://www.stadthallefuerth.de/index.php?option=com_jevents&task=icalevent.detail&evid=1872&Itemid=30&year=2014&month=01&day=19)

26.01. 10.30 Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab, Thema: "Jahreslosung 2014, Psalm 73,28")


Weitere Infos zu den Veranstaltungen auf Wunsch per Email.


Arche = Christlicher Kindergarten Arche in der Theaterstraße 50