Donnerstag, 25. Juni 2015

Predigt von Michael Koch (14.06.15)

Zahlen in der Schrift

Vor etwa einem Jahr habe ich in der Arche über Libellenlarven und ihre Entwicklung hin zu einer Königslibelle gesprochen. Das war anschaulich und greifbar, zumal ich eine verlassene Libellenlarvenhülle dabei hatte. Es ging um das Verlassen des Teichsumpfes und der gleichzeitigen Verwandlung in etwas Neues.


Ähnliches erleben wir, wenn wir uns zum lebendigen Glauben bekennen und Jesus in unser Herz und damit in unser Leben aufnehmen.
Und dann beginnt ja eigentlich erst die spannende Zeit der Veränderung.


Ich möchte an diese Predigt anknüpfen, aber auf eine völlig andere Weise, ich möchte mich heute einem für viele eher etwas nüchternen Thema zuwenden, ich will über Zahlen reden.


In der Bibel wird viel von Zahlen gesprochen. Und ich meine hier nicht die Zahlen, wie sie momentan Griechenland beschäftigen oder denke dabei an Spenden, sondern ich meine Zahlen, die in unserem Verhältnis zu Gott, zu Jesus oder dem Hl. Geist auftreten. Oder auch Zahlen, die im Verhältnis der Gemeinde zueinander eine Rolle spielen. Anhand dieser Zahlen möchte ich einige wesentliche Punkte für unseren Glauben aufgreifen.


Bereits im aktuellen Wochenspruch haben wir eine Zahl „ALLE“, die ist ziemlich groß.


"Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." (Mt. 11:28)


Das ist eine Einladung an wirklich jeden, unabhängig davon, ob er oder sie etwas mit Jesus anfangen kann oder es sich um einen Erstkontakt handelt.
„ALLE“ schließt niemanden aus, auch wenn an dieser Stelle ein Filter daraufgelegt ist, indem nur die angesprochen werden, die ein wie auch immer geartetes Problem haben, die mühselig und beladen sind. Wir dürfen kommen wie wir sind, ohne uns oder etwas beschönigen zu müssen. Es gibt nichts, was der HERR nicht schon wüsste.


Und wir dürfen unsere Erwartungen, Nöte, Schmerzen, aber auch Zorn und Wut mitbringen und vor den Herrn bringen.


Vor langer Zeit gab es das Lied „Gott nahm mir meine Last ab und rollte sie ins Meer,...“
Man kann sich auch vorstellen, wie sich die Schultern anfühlen, wenn man nach 4 Stunden Aufstieg endlich den Rucksack abnehmen darf.


Eine sehr bekannte kleine Zahl ist an anderer Stelle zu finden.


"Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." (Mt. 18:19-20)


Im ersten Moment fällt mir da die CGF ein. Aber wenn ich das neue Aufatmen-Heft aufschlage, merke ich schnell, dass es sich nicht um ein CGFspezifisches Thema handelt, sondern in vielen Gemeinden ein Thema ist.


In einem Artikel geht es konkret um das Thema Gemeinde und den Ursachen, warum so viele mit schwindenden Zahlen zu tun haben, sich immer weniger engagieren wollen oder können und wie man damit umgehen kann. Gemeinde wird als ADD-On zum Leben verstanden.


Als eine wesentliche Ursache wird dargestellt, dass erwachsene Christen, die schon viele Jahre ihren Weg mit Jesus gegangen sind, zwar den Wunsch haben, im Glauben zu wachsen, dieses Bedürfnis aber nicht mehr im Gottesdienst bedient bekommen. Und das liegt nicht an der Qualität der Gottesdienste, sondern daran, dass beim erwachsenen Christen das reine Konsumieren von Wahrheiten für weiteres Wachstum nicht ausreicht. Es kommt auf das Leben und Erleben im Alltag an, auf die Begegnungen im normalen Leben, die das theoretische Wissen vertiefen und real werden lassen. Es bedeutet, dass wir die Impulse für unser geistiges Wachstum nicht alleine aus dem Gottesdienst ziehen können, sondern anderes wie Stille und Einsamkeit vor Gott, Fasten oder auch Feiern, eine alltäglich eingeübte unspektakuläre Beziehungspflege mindestens genauso fruchtbringend ist wie der Gottesdienst.


Es geht hier um Erfahrungen, die meistens im kleinen Rahmen mit ZWEI oder DREI stattfinden, die EINS geworden sind im Namen Jesu. Das ist wie Schwarzbrot essen im übertragenen Sinn, also feste Nahrung. Aber es wird mir nicht einfach gereicht, ich muss es mir selbst holen. Ich muss mich freiwillig Gottes Gegenwart aussetzen, er zwingt mich nicht. Das ist die Eigenverantwortung, die wir als mündige Christen tragen.
(vergl. Aufatmen, 2/2015, S43ff. Gottesdienst-müde und JESUS-WACH von Jörg Ahlbrecht)


Aber diese zwei oder drei, die sich in Jesus Namen versammeln, sind gleichzeitig auch eine Zahl, die sich immer erreichen lässt, wenn wir wollen. Das kann z.B. im Hauskreis sein, denn auch hier gibt es das Phänomen der unregelmäßigen Teilnahme, sodass manchmal nur die zwei oder drei übrig sind.
Verstehen wir es als Chance, uns auf diese Verheißung zu stellen: Jesus ist da, der Hl. Geist ist da, sie sind mitten unter uns.


Kommen wir zu einer anderen Zahl: SIEBEN, nein 70 mal SIEBENmal, die in einem wichtigen Thembereich genannt wird:


"Da trat Petrus zu ihm und sprach: HERR, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist genug siebenmal? Jesus sprach zu
ihm: Ich sage dir: Nicht siebenmal, sondern 70 mal siebenmal." (Mt. 18:21-22)


Das ist schon zugegebenermaßen eine Aussage, die nicht so ganz einfach ist in der Umsetzung. Wenn man genau liest, dann steht da: meinem Bruder, der an mir sündigt. Also der Bruder, der sündigt immer noch an mir und hat noch nicht aufgehört damit. Das ist schon dreist und Jesus verlangt dann so einfach, dass wir ihm das vergeben sollen und zwar immerzu. Kann man das überhaupt?
Ich denke, es geht hier um die Annahme des anderen, so wie er ist. Es muss einen Raum geben, wo ein anderer eine andere Meinung haben darf als ich.


Andere zu verletzen und von ihnen verletzt zu werden, gehört zum Leben dazu, selbst unter Freunden. Wichtig ist aber, dass wir die Wunde nicht offen halten, sondern uns immer wieder in Vergebung üben. Das ist es, was Jesus dem Petrus gesagt hat. Eine nicht vergebende Haltung schadet v.a. meiner eigenen Seele. Es hilft, loszulassen. So wie der Staat Übeltaten verjähren lässt, darf es auch hier statt lebenslänglich ein zeitliches Ende geben. Und es macht frei, sich anderen Dingen zuzuwenden.


Je besser wir das können, je schneller wir Verletzungen an Jesus abgeben, unabhängig davon, ob der Schuldige seinen Teil zur Sühne beiträgt oder nicht, umso schneller geht es uns wieder gut. Ich bin überzeugt, dass man das üben kann und es so zu einer Art Lebenshaltung werden kann.


Wenden wir uns einem anderen Zahlenraum zu, die zueinander in engem Zusammenhang stehen {5000, 2, 5, 12} in Lk. 9:1-17:


Die Jünger waren von Jesus mit Vollmacht und Kraft ausgestattet worden. Er sandte sie aus ohne irgendetwas einzupacken oder vorzubereiten, und sie haben die gute Botschaft verkündet und heilten die Kranken. Sie zogen von Dorf zu Dorf und erfüllten ihren Auftrag. Wo sie nicht freundlich aufgenommen wurden, blieben sie nicht unnötig, sondern sind, wie von Jesus aufgefordert, ohne Aktionen weiter gezogen. Als sie wieder zurück zu Jesus kamen, zog
sich Jesus mit ihnen in die Wüste in der Nähe von Betsaida zurück. Das Volk ging mit und Jesus redete zu ihnen über das Reich Gottes und heilte die Kranken. Abends dann kommen die Jünger zu ihm und wollen, dass er die Leute wegschickt. Das macht Jesus aber nicht, sondern er fordert sie auf, dass sie den Menschen zu essen geben sollen... und dann kommen diese Zahlen ins Spiel: Speisung von 5.000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen, die restlichen Brocken füllen 12 Körbe.


Wir kennen alle diese Geschichte und ich möchte einfach nur daran erinnern, wie der Ablauf war:
• Jesus war eine Weile mit den Jüngern zusammen, sie vertrauten ihm
• Jesus gibt seinen Jüngern Vollmacht, in seinem Namen Wunder zu
wirken
• er schickt sie los, genau das zu tun und sie folgen seinem Auftrag
• als sie wieder zu ihm kommen, sind sie voller guter Erfahrungen und
erzählen ihm von ihren Erlebnissen
• sie zweifeln trotzdem daran, dass man mit 5 Broten und 2 Fischen 5000
Menschen satt bekommt, selbst wenn Jesus dazu auffordert
• aber Jesus belehrt sie eines Besseren, indem er die Speise segnet,
und am Schluss die 12 Körbe mit Brotbrocken übrig bleiben.


Auch wir sind immer wieder mit Aufgaben konfrontiert, bei denen wir uns nicht vorstellen können, dass sie zu schaffen sind. Wir erleben leider nur selten so eine Phase wie die Jünger sie hier gerade hinter sich hatten. Aber trotzdem dürfen wir wissen, dass Jesus uns den Hl. Geist geschickt hat, damit wir gestärkt werden. Wir dürfen unser Vertrauen auf ihn richten und ihn in jeden Bereich unseren Alltags hineinnehmen. Dabei ist nicht garantiert, dass immer
alles so abläuft, wie wir uns das vorher ausgedacht haben. Das war auch bei den Jüngern nicht so. Das soll uns aber nicht entmutigen und daran hindern, unseren Alltag mit Jesus zu gestalten.


Es gibt noch viele weitere Stellen in der Bibel, wo Zahlen von Bedeutung sind, aber ich will es dabei bewenden lassen. Es sind eigentlich auch nicht die Zahlen selbst, die wichtig sind, sondern der Kontext, in dem sie genannt werden.


Das ist es, was ich euch heute mitgeben möchte:

Schaut nicht so sehr darauf, wie groß unsere Schar hier ist, das ist nicht wirklich ausschlaggebend.

Wichtig ist,
• dass du Jesus in deinen Alltag hineinnimmst und ihm dort Raum gibst,
• auch für ganz persönliche Zeiten zwischen dir und ihm.
• dass du ihm vertraust
• und darum bittest, dass er dich mit einer vergebenden Haltung
gegenüber deiner Familie, deinen Mitmenschen oder Kollegen
ausstattet.
• und dass du damit rechnest, dass Jesus in dir und durch dich wirken
möchte, so wie er es durch seine Jünger getan hat.
• und nicht vergessen: perfekt waren die auch nicht (3-facher Gockel).


AMEN.