Samstag, 27. Februar 2016

Predigt von Hans Heidelberger (21.02.16)


Am Ende wird die Liebe in Vielen erkalten

"Und weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten." (Mt 24,16)

Einleitung 

Wie komme ich auf dieses Thema? Schon seit Monaten bewegt mich dieses Thema. Im Zusammenhang mit der Flüchtlingssituation und der Reaktion vieler Christen wurde mir diese Bibelstelle wichtig:

"Und weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten." (Mt 24,16)

Aber ich hab mich dann auch auf mich bezogen gefragt: Wie sieht es mit meiner eigenen Liebesfähigkeit im Moment aus? Es geht in dieses Bibelstelle ja um Menschen, die Gott kennen.

Großwetterlage: Klimawandel – auch in unserem Land: In dieser Welt erwärmt sich zwar das Klima – das emotionale Klima kühlt aber ab. Ich will jetzt nicht all die Kriege, Nöte und dieser Welt aufzählen. Ein Zeichen: Immer mehr Menschen werden gleichgültig oder noch schlimmer: Kaltherzig! Klima der Kälte macht sich immer mehr in unserer Gesellschaft breit.

In diese Situation hinein lese ich eine weitere Bibelstelle, die sich mit der „letzten Zeit“ beschäftigt: Ein Wort von Paulus:

"Lasset allen Menschen eure Freundlichkeit spüren, der Herr ist nahe." (Phil. 4,5)

Mit anderen Worten: Die Nähe des Herrn wird durch unsere Freundlichkeit erfahrbar, spürbar! Viele Chris-ten gehen auf Distanz. Es geht nicht um eine oberflächliche christliche Nettigkeit. Es geht um die Erfahrbarkeit göttlicher Liebe durch Dich und mich in dieser Welt! Es geht um unsere Liebesfähigkeit, es geht um unsere KERNKOMPETENZ! Die dürfen wir nicht verlieren!

Mit anderen Worten: Es geht um unsere „Herzensfreundlichkeit“! Nicht um oberflächliches christliches „Nett-zueinander-sein“! Neues Wort: HERZENSFREUNDLICHKEIT – die Zuwendung meines Herzens um jemand Freund zu werden! Das ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit (Stefans Tattoo: „Indifferenz“). Gleichgültigkeit ist die emotionale Reaktion eines kalten Herzens!

Keine Endzeitpredigt 

Ich will heute keine Endzeitpredigt halten im Sinne von „die Welt geht bald unter und Jesus kommt bald wieder“. Vielleicht schon eher: Vielleicht ist meine oder deine Zeit auf dieser Welt schon bald zu ende. Vielmehr will ich „am Ende“ im Licht von „nach langer Zeit, einer langen Zeitperiode“ verstehen. Liebe, die einmal brennend war steht immer in der Gefahr abzunehmen und zu erkalten!! Am Ende meines Lebens ……, Liebe zu Jesus (erste Liebe), zum Partner, zu Gemeinde, für Menschen allge-mein, für Notleidende usw. Anders ausgedrückt: Man kühlt ab (trotz Erderwärmung). Und das ist alles andere als „COOL“.

Zusammenhang zwischen dem Erleben von Ungerechtigkeit und dem Erkalten der Liebe: Kettenreaktion 

Ungerechtigkeit → Enttäuschung → Rückzug → Abkühlen meiner Liebe → kaltes/steinernes Herz
Ein Prozess der sich schleichend und oft von uns selbst kaum wahrgenommen vollzieht.

Ungerechtigkeit 

Wir erleben fortlaufend Ungerechtigkeit: Politik, Wirtschaft, Beruf, Beziehungen – dies wird sich nicht ändern.

Enttäuschung bringt Abkühlung der Herzen 

Enttäuschung. Ich suche den Schuldigen für meine Enttäuschung und finde ihn in ….
  • Gott --- Wunschtraum nicht erfüllt, den ideale Partner nicht bekommen, Schicksalsschlag, Verheißung nicht erfüllt, Krankheit, warum ist mir das passiert? Nicht beschützt, Lebenskrise, Gemeindekrise, Gott zeigt sich nicht, es läuft bei mir anders als ich es in Predigten gehört habe, z.B. Erweckung.
  • mir selbst --- ich kann mir einen Fehler nicht verzeihen, schaffe nicht, was ich mir fest vorgenommen habe, er-reiche mein Ziel nicht. Wir Christen sind Weltmeister darin, überhöhte Standards zu setzen, an denen wir immer wieder scheitern müssen. Enttäuschung ist vorprogrammiert.
  • anderen --- Erfahrung von Ungerechtigkeit, Verletzungen, Ablehnung, traumatische Erfahrungen usw. 

Abgekühlte Herzen bringen Hartherzigkeit hervor 
  • Steinernes Herz: Rückzug, Einsamkeit, Kälte, abweisend, ablehnend, Angst, Ablehnung, Verbitterung, negativ, nörgelnd, unzufrieden, egoistisch, 
  • Fleischernes Herz: Barmherzigkeit, Offenheit, Freiheit, Courage, Interesse, Zuwendung …..
Durch Abschottung meines Herzens gefriert die Liebe. Und hier steht der Zusammenhang mit Mt 14,12: Und weil die Ungerechtigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.

Die Folge: Mein Leben bleibt auf der Strecke! 

Ein „abgekühltes Herz“, der Rückgang meiner Liebesfähigkeit hat gravierende Folgen für mein Leben:
  • Meine Lebensfreude bleibt auf der Strecke: --- Das hat alles auch viel mit Lebensfreude zu tun! Dort wo die Liebe erkaltet, gefriert, dort gefriert auch das Leben! (Narnia – ewiger Winter). Auch meine Lebenskraft nimmt ab.
  • Mein Engagement bleibt auf der Strecke: --- Ich erlebe bei der überhandnehmenden Ungerechtigkeit mein eigenes Tun als zunehmend Sinn- und Nutzlos. Was ändert es schon auf dieser Welt? Viele Christen wollen sich nicht mehr mit dieser Welt auseinandersetzen. Zumindest nicht mehr so sehr. Gefühl der Ohnmacht.
  • Beziehungen bleiben auf der Strecke: --- Durch meine Enttäuschung ziehe ich mich immer mehr zurück von Gott, meinem Partner, der Ge-meinde, anderen Menschen – und werde immer einsamer! Rückzug. Man zieht sich oft in seine Traumwelt zurück. Sucht seine Heile Welt (Soaps, Traumreise, sucht den Traumpartner, die Traumwohnung, man will die Traumhochzeit, bestaunt die Traumautos, usw. oder versteckt sich im Hobbykeller, Computerzimmer, dorthin wo ich alleine bin.

Veränderungskraft

Die größte Kraft der Veränderung ist, wenn auf Ungerechtigkeit mit Liebe und nicht mit Enttäuschung, Resignation und Rückzug oder Gleichgültigkeit reagiert wird!!! Liebet Eure Feinde! 

Mich begeistert Jesus: Seine Liebesfähigkeit – bis zum Ende! Ja bei ihm hat man den Eindruck, seine Liebesfähigkeit hat sich eher gesteigert bis zu seinem Ende. Trotz „Ungerechtigkeit“ die er erfahren hat. Er zieht sich nicht enttäuscht von seinen Jüngern, Eltern zurück. Seine Offenheit, wie er Menschen begegnet, seinen Mut, wie er auftritt, furchtlos, seine innere Weite und Weisheit (hat miteinander zu tun): Er lebt liebe; wo liebe nicht gelebt wird gibt es keine Liebe.

Die Wiederbelebung meiner Liebesfähigkeit 

Mancher muss wiederbelebt werden. „Mund zu Mund Beatmung Gottes“. Seinen Geist, Atem in uns.
Erfüllung mit dem Geist Gottes – Neuerfüllung unseres Herzens mit der Liebe Gottes durch den Heiligen Geist! Durch den Heiligen Geist ist SEINE Liebe in unser Herz ausgegossen!

"Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben." (Hes 36,26)

"Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun." (Hes 11, 19-20)

Umgang mit meinen Enttäuschungen 

Meine Enttäuschungen ernstnehmen – es sind ja meist enttäuschte Erwartungen 
  •  Gestehe dir ein, wo du enttäuscht bist. Schreib es dir auf. Sieh dir an ob du zurecht enttäuscht bist oder zu Unrecht (Jona); falsche ungerechtfertigte Erwartungen 
  • Sprich mit jemand darüber und bleib nicht damit alleine 
  • Bringe bewusst Gott die Steine deines Herzens: Enttäuschungen. 
  • Ich will mir vergeben und mich nicht immer wieder verdammen. Gottes Vergebung wirklich annehmen. 
  • Ich will einen anderen Menschen jetzt wirklich vergeben, wo er/sie mich verletzt haben. 
  • Ich will mich an die guten Erfahrungen erinnern und Kontakt suchen. „Vergiss´ nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Mit Jesus, mit Menschen. Denke nach, erinnere dich, denke zurück.
Entwickeln einer Willkommens-Kultur in meinem Leben 

Willkommenskultur ist ein Wort, dass uns heute oft begegnet: Ich will heute noch etwas über eine „persönliche Willkommenskultur“ sprechen, wie ich persönlich lernen kann durch und mit Jesus eine Kultur der HERZENSFREUNDLICHKEIT (Liebe, Offenheit, Annahme, Freiheit und Courage) zu entfalten anstatt einer Kultur der Abgrenzung, Engstirnigkeit, Ablehnung und Angst! Willkommenskultur bedeutet: Ich will das Du kommst! 

Grundlage dafür ist Gottes Willkommenskultur: Er will dass ich komme! Geliebt werde, immer wieder neu! So wie ich bin; 100%! Grundlage für meine Liebesfähigkeit. Hier erlebe ich Annahme, Geborgen-heit. Gottes Liebe zu mir ist nicht erkaltet! ICH BIN WILLOMMEN! Und die gute Nachricht: Gottes WILLKOMMEN hat keine OBERGRENZE! (Auch wenn die Zeugen Jehovas diese einmal einführen wollten mit den 144000). Daher kann ich mich willkommen heißen: Annehmen, offen sein für meine Bedürfnisse, und daher kann ich auch Andere in meinem Leben willkommen heißen: Auf Andere Zugehen, mein Herz ihnen gegenüber öffnen, ihnen in meinem Leben Raum geben. Mich für sie inte-ressieren. Mit anderen Worten: Sie LIEBEN! Herzensfreundlichkeit! Ich öffne mein Herz um anderen Freund zu sein.

Schluss 

So kommt meine Lebensfreude zurück, so bleibe ich nicht in meinem Rückzug, in meiner Enttäuschung sitzen. Gottes Willkommenskultur holt mich heraus (Verlorener Sohn).

Er deckt mir einen Tisch (Psalm 23). Er dient mir. So darf ich andere Menschen annehmen. Sie willkommen heißen. Ihnen einen Tisch decken, ihnen dienen.

Wer sind die Anderen? Mein Partner, meine Kinder, Nachbarn, Kollegen, Glaubensgeschwister. JA vielleicht auch Flüchtlinge. Herzensfreundlichkeit statt oberflächlicher Nettigkeit: Lass deinem Herzen Freunde finden – dadurch findet dein Herz auch wieder Freude! 


Anhang:

PERSÖNLICHER ENTTÄUSCHUNGSFRAGEBOGEN
Welche meiner Erwartungen wurden enttäuscht?


  • Wo bin ich enttäuscht von Gott? 
  • Wo bin ich enttäuscht von mir selbst? 
  • Wo bin ich enttäuscht von meinem Partner 
  • Wo bin ich enttäuscht von anderen Menschen 
  • Wo bin ich enttäuscht von Institutionen, Politik, Gemeinde usw. 
  • Wo bin ich enttäuscht von ………..?

Montag, 1. Februar 2016

Termine und Aktuelles Februar 2016

07.02.    kein Gottesdienst

14.02.    10.00 Uhr St. Paul gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul (Predigt Heinz Trompeter, Missionsdienst e.V.)


21.02.    10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Hans Heidelberger)


28.02.    10.30 Uhr LKG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Hermann Stecher, LKG)


LKG = Landeskirchliche Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19 
Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50

St. Paul = Gemeindehaus, Dr.-Martin-Luther-Platz 1