Sonntag, 9. Dezember 2018

Predigt von Norbert Wohlrab (09.12.18)

Die kanaanäische Frau

Ich möchte heute mit Euch einen Text betrachten, über den ich neulich gestolpert bin. Und zwar die Begegnung von Jesus mit der kanaanäischen Frau, von der uns bei Matthäus und bei Markus berichtet wird.

„21 Und Jesus ging weg von dort und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon.
22 Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach, Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt….
28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.“ (Mt. 15, 21-28 Luther)
 


So kennen wir Jesus. Er heilt und befreit und begegnet den Nöten der Menschen. Aber den Bibelkennern unter uns ist vielleicht etwas aufgefallen?
Genau, hier fehlt der Mittelteil des Abschnittes. Da passiert nämlich noch etwas dazwischen. Der Mittelteil lautet nämlich. (Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt….)

„23 Er aber antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns nach.
24 Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
25 Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!
26 Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.
27 Sie sprach: Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“
 


Äh, Moment, so kennen wir Jesus eigentlich nicht. Jesus sagt doch: „wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh. 6,37). Und jetzt hier, dieses schroffe Ignorieren und Abweisen dieser leidenden Frau?!

Den Jüngern ging es hier wohl so ähnlich, wie wenn man auf einer Party jmd. vorstellt, den man meint sehr gut zu kennen und dann verhält sich der auf einmal völlig anders.

Aber schauen wir uns die Begebenheit mal der Reihe nach an.
Jesus war in Galiläa unterwegs. Er speiste die Fünftausend, rettete Petrus aus Seenot, heilte viele Menschen in Genezareth und setzte sich mit Pharisäern und Schriftgelehrten auseinander. Und dann wollte er ihnen entkommen und „entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon“.
Im Paralleltext bei Markus steht: „Und er ging in ein Haus und wollte es niemanden wissen lassen“ (Mk. 7,24).

Die Beweggründe sind nicht ganz klar. Aber auf jeden Fall hat sich Jesus zurückgezogen. Von Galiläa rund 60 - 90 km nach Tyrus und Sidon. 2-3 Tagesmärsche. Nur er mit seinen Jüngern. Es scheint, als wollte Jesus einfach seine Ruhe. Vielleicht dem Massenandrang entkommen. Vielleicht sich der Verfolgung entziehen. Vielleicht einfach auftanken. Einfach Ruhe. Das versteh ich. Ich will im Urlaub auch keinen Trubel um mich rum.

Keine Juden, keine Pharisäer, keine Schriftgelehrten. Keine Menschen die was von ihm wollten und auch keine Menschen die ihn etwas Böses tun wollten. Niemand, der sich für ihn interessiert hat, denn Tyrus und Sidon sind zwei Städte in Syro-Phönizien, dem heutigen Libanon, weit außerhalb des jüdischen Staatsgebietes, tief im Heidenland.
Kurz vorher hatte er den Pharisäern noch klar gemacht, dass nicht das Äußerliche den Menschen verunreinigt. Er hatte keine Berührungsängste mit den Heiden.

Jesus hatte sich also eine Art von Urlaub, eine Art Auszeit genommen. Aber das mit der Ruhe hat nicht ganz geklappt, denn er „konnte doch nicht verborgen bleiben“ (Mk. 7,24) heißt es. Auch im Ausland hatte man schon von seinen Wundertaten gehört.

Dann kommt eben diese kanaanäische Frau zu ihm. Markus beschreibt sie als „Griechin aus Syrophönizien“ (Mk. 7,26), deren Tochter dämonisiert ist.
Kanaan ist die alte Bezeichnung für die Region, Syro-Phönizien die gegenwärtige, also kein Widerspruch. Aber Griechin? Das bedeutet wohl die Zugehörigkeit zur hellenistischen Kultur der Oberschicht in dieser Region. Tyrus und Sidon waren reiche Handelsstädte, hellenistisch und multireligiöse geprägte Städte.

Die Frau spricht Jesus an als Sohn Davids. Und Jesus reagiert erstmal gar nicht. Er sagt nichts. Kein Wort. Das schmerzt richtig beim Lesen.
Die Jünger sind schon genervt von ihrem Geschrei und bitten ihn, dass er etwas macht. Und dann erklärt Jesus - eigentlich den Jüngern - seine Haltung. „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“

Jesus hatte eine klare Mission von seinem Vater bekommen. Er war der Messias Israels. Ja, er war der Sohn Davids. Aber diese Frau war keine Tochter Davids. Sie war eine Heidin.
Er war zu den verlorenen Schafen Israels gesandt. Zum Volk Israel. Er sollte die loskaufen, die unter dem Gesetz waren (Gal. 4,4). Gott ist zunächst „nur“ der Gott Israels, nicht der Gott anderer Völker.

Es gab natürlich von Anfang an den Plan, dass dies nicht das Endziel ist. Zu Abraham sagte Gott: „und in dir und in deiner Nachkommenschaft sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“ (1. Mose 28,14 Rev. Elb.) und es gab Verheißungen im AT, dass die Schranke zu den Heiden einmal weggerissen werden wird. Aber das war zu dieser Zeit noch Zukunftsmusik.

„Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht nicht in eine Stadt der Samariter“ (Mt. 10,5 Luther), sagte Jesus, als er die Zwölf vorher ausgesandt hatte. Die Schranke zu den Heiden war noch nicht niedergerissen. Das geschah ja erst am Kreuz.
Jesus war also nicht auf Missionsreise in Syro-Phönizien unterwegs, wie später die Apostel. Die Frau kam zur falschen Zeit aus einer falschen Nation. Sie kam einfach heilgeschichtlich betrachtet zu früh. Sie hätte sozusagen auf Paulus warten müssen.

Aber sie lässt nicht locker. Jesus hat ja auch nicht gesagt, dass er nichts tun wird. Er hat nur den Jüngern sein Verhalten erklärt.

„Herr, hilf mir!“ sagt sie. Und dann kommt diese barsche Antwort:
„Doch er erwiderte: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hündlein hinzuwerfen.«“ (Mt. 15, 26 Menge)

Uff! Harter Tobak.

Bei Markus heißt es noch etwas anders:

„Lass zuvor die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde“ (Mk. 7,27)

Markus fügt hier noch da Wort „zuvor“ ein. Damit werden die anderen nicht gänzlich ausgeschlossen, sondern nur hinten angestellt. Markus schrieb sein Evangelium ja auch für die Heiden und Matthäus dagegen für die Juden.

Dieser Satz ist jetzt eigentlich mehrdeutig:
Zunächst Hunde ist die hebräische Bezeichnung für die Heiden, auch wenn Jesus hier abgemildert Hündchen sagt. Und Jesus ist das Brot des Lebens (Joh. 6,48) und ist zuerst zu den Kindern Israels gesandt. Zunächst sollen die Kinder Israels satt werden. Ihr geistlicher Hunger und Durst soll gestillt werden, ihre Erlösung soll bewirkt werden. Dies ist eigentlich eine Wiederholung der Erklärung, die Jesus den Jüngern gegeben hat, nur mit anderen Worten.

Aber dieser Satz hat auch noch eine andere Dimension. Eine sozialkritische Dimension. Tyrus und Sidon waren -  wie bereist erwähnt - reiche Handelsstädte. Die tyrische Währung war eine der härtesten Währungen des Altertums, so wie die DM bspw.
Wegen des gebirgigen Hinterlands konnte dort aber nur wenig Landwirtschaft betrieben werden - im Gegensatz zu Galiläa. Und so importierte Tyrus schon zu Zeiten Salomons Getreide und weitere Lebensmittel aus Israel (1. Kön. 5, 22-25; Hes. 27,17; Apg. 12,20) und eben auch damals in neutestamentlicher Zeit. Was zur Folge hatte, dass die arme Bevölkerung Galiläas Hunger leiden musste.

Und so könnte Brot in diesem Vers auch ganz wörtlich als Brot zu verstehen sein.

„Lass zuerst die armen Leute im jüdischen Hinterland satt werden. Denn es ist nicht gut, das Brot der armen Leute zu nehmen und es den reichen Heiden in den Städten hinzuwerfen.“ (Gerd Theißen)

Damit wäre dies ein Gerichtswort gegen die Ausbeutung der Armen in guter prophetischer Tradition, wie wir es von den Propheten des AT kennen.

Welche der beiden Interpretationen auch die richtige sein mag oder ob beide gleichzeitig richtig sind. Die Frau hat verstanden. Sie rechtfertigt sich nicht, wie man es so gerne tut: „Oh Herr, die Umstände….und ich kann doch nichts dafür….und die anderen….und du weißt doch….man muss doch sehen, wo man bleibt….es sind schwierige Zeiten….und die Steuern“, sondern sie sagt einfach: „Ja, Herr“. Sie stimmt zu. Sie stimmt mit Jesus überein:

Ja, ich bin keine Israelitin.
Ja, ich habe keinen Anspruch an Dich.
Ja, Du bist nur zum Volk Israel gesandt.
Und vielleicht auch: Ja, wegen uns müssen die Galiläer hungern.

Sie stimmt mit Jesus überein. Die Bibel nennt das Bekennen. Mit Gott einer Meinung sein.
Und demütig sagt sie dann: Ja, aber für die Hunde fällt doch auch ein bisschen was ab bei Tisch. Ein paar Krümel. Und die gewährt man ihnen.

Ein bisschen Segen, ein bisschen Gnade, ein bisschen vom Brot des Lebens muss doch auch für mich Heiden-Hündchen übrig bleiben.

Und Jesus gewährt ihr daraufhin ihre Bitte, heilt ihre Tochter und lobt ihren großen Glauben.
Interessant ist, dass er dies nur bei zwei Menschen tut. Bei ihr und bei dem Hauptmann von Kapernaum, der für seinen kranken Diener bittet (Mt. 8, 5-13). Ebenfalls ein Heide.

Was hat sich geändert? Oder hat sich überhaupt etwas geändert?

Die Bibel erklärt ja bspw., dass Jesus bis zu seinen letzten Stunden durch sein Leiden Gehorsam lernen musste (Hebr. 5,8). Hat Jesus hier umgelernt? Nein, ich denke nicht. Oder hat die Frau ihn überredet? Das wäre so die feministische Interpretation dieser Stelle. Nein, das denke ich auch nicht.

Jesus hat ja nie gesagt, dass er ihr nicht helfen wird, Er hat nur erklärt, dass er zuerst zum Volk Israel geschickt ist. Ich denke, dass es von Anfang an in Gottes Willen war, dass er hier eingreift. Vielleicht ist Jesus auch durch die Leitung seines Vaters extra dorthin gegangen um dieser Frau zu begegnen. Wir wissen es nicht.

Aber es wird trotzdem etwas deutlich, nämlich dass das Einreißen der Mauer zu den Heiden bevorsteht. Insofern hat diese Begegnung mit der syro-phönizischen Frau eine symbolische und auch prophetische Bedeutung. Es dauert ja auch nicht mehr lange dann werden die Jünger ausgesandt nach Samaria und an die Enden der Erde zu allen Völkern.

Die Begegnung mit der syro-phönizischen Frau ist eingebettet in die zwei Wunder der Brotvermehrung. Beim ersten mal blieben 12 Körbe übrig. Das ist jetzt ein bisschen was für die Numerologen. 12 Körbe für die 12 Stämme Israels. Überfließende Gnade für Israel.
Beim zweiten blieben 7 Körbe übrig. 7 ist die Zahl für das umfassende Wirken an der ganzen Schöpfung. Überfließende Gnade für die Welt. Ich weiß nicht ob das wirklich so ist, aber es ist zumindest mal ganz interessant.

Gut, aber was kann uns dieser Text heute sagen? Was können wir von dieser Frau lernen? Wir haben den Bibeltext jetzt verstanden, aber was sagt er uns heute?

Martin Luther hat die Frau als Mutter des Glaubens bezeichnet. Eine Frau die nichts hat, außer ihren Glauben an Jesus. Sie weiß, dass sie keinen Anspruch hat und nichts zu bieten hat. Sie weiß, dass sie sündig ist.
Wenn wir heute Jesus bitten, dann tun wir das zwar als Gerechtfertigte, aber trotzdem als schwache, unvollkommene, sündige Menschen, die nichts zu bieten haben. In Demut können wir sagen: „Ja Herr, ich bin schwach, ich habe nichts, ich brauche Dein Eingreifen.“

Die Frau bleibt bei Jesus. Sie lässt sich weder von seinem Schweigen irritieren, noch von seiner Belehrung. Sie bleibt da. Sie harrt aus. Sie bleibt in seiner Gegenwart. Wenn wir beten und keine Antwort erhalten, ist das nicht automatisch ein Nein.

Das NT ist voll von Beispielen und Aufforderungen, in denen das nachhaltige Bitten belohnt wird und auch erwartet wird. Z. B. bei der bittenden Witwe beim ungerechten Richter oder bei dem Freund, der um Mitternacht klopft. Beiden wird wegen ihrer Hartnäckigkeit und Unverschämtheit gegeben. Gott will aus Güte geben.

Könnte es sein, dass wir oft zu schnell aufgeben? Dass wir denken, Gott will unser Bitten nicht erhören, nur weil es noch nicht geschehen ist?

Von der Frau können wir lernen im Glauben an der Sache dranzubleiben, weiter zu bitten, nicht aufzugeben, nicht nachzulassen, beharrlich zu sein.

Betet allezeit, betet ohne Unterlass, mit aller Beharrlichkeit etc. So können wir es oft lesen im NT.

Weder die Frau, noch der Hauptmann von Kapernaum baten für sich selbst, sondern für ihnen nahestehende Menschen.
Wer sind unsere nahestehenden Menschen, die unsere Fürbitte nötig haben? Familie, Freunde, Nachbarn. Oft haben sie gar keinen anderen Beter, außer uns (wenn man nicht gerade in so Ballungszentren mit lauter Christen wohnt). Wenn wir dann nicht beten, betet vielleicht gar keiner. Und wie schnell wird man müde und zermürbt und bequem, wenn es sich über Jahre und Jahrzehnte hinzieht und nichts geschieht.

Im AT können wir an vielen Beispielen lernen weiter zu beten oder mit Gott weiter zu reden, wenn er schweigt.

„Steh auf, HERR! Gott, erhebe deine Hand! Vergiss die Elenden nicht!“ (Ps. 10,12 Luther)

Die Psalmen sind dabei wunderbare Beispiele dafür anhaltend im Gebet zu bleiben.

Eine Frage, die sich stellt, ist: Ist Beten Gott überreden? Ist Beten eine Art von Gott weichklopfen?
Man könnte jetzt ganz einfach sagen: Du bekommst nicht, was nicht Gottes Wille ist. Aber die Geschichte Israels zeigt, dass Gott seinem Volk öfters Dinge gegeben hat, die sie wollten, auch wenn sie nicht in seinem Willen waren. Z.B. Fleisch in der Wüste zusätzlich zum Manna (4. Mo. 11),  das östliche Gebiet am Jordan für zweieinhalb Stämme, die nicht über den Jordan ziehen wollten (4. Mo. 32), einen König (1. Sam. 8). Mit meistens negativem Ausgang. Also es gibt Beispiele wo Gott überredet werden konnte. Trotzdem denke ich, dass dies nicht das ntl. Regelprinzip von Gebet und Fürbitte ist.

Gebet und Fürbitte bewegt sich in den Parametern zwischen:
Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet (Jak. 4,2) und Euer Vater weiß was ihr braucht bevor ihr ihn bittet (Mt. 6,8);
zwischen den Willen Gottes vom Himmel auf die Erde bringen (charismatisch-pfingstkirchliches Verständnis) und „Abhängen“ mit Gott. Aus irgendwelchen Gründen hat sich Gott von unserem Beten abhängig gemacht. Und wir tun es viel zu wenig.

AMEN.

Samstag, 1. Dezember 2018

Termine und Aktuelles Dezember 2018

02.12. kein Gottesdienst 

09.12. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab; Thema: "Die kanaanäische Frau")

16.12. 10.30 Uhr Hausgottesdienste

23.12. kein Gottesdienst

24.12. 15.00 Uhr St. Paul Heiligabend Gottesdienst (Predigt Hans Heidelberger)

30.12. kein Gottesdienst


EvG = Evangelische Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50
St. Paul = Gemeindehaus, Dr.-Martin-Luther-Platz 1 

Hausgottesdienste = unterschiedliche Orte, bitte per Email erfragen

Freitag, 30. November 2018

Predigt von Norbert Wohlrab (18.11.18)

Kleine Gemeinde


1. Gemeinsames von CGF und JG

„Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ (Offb. 3,8 Luther)


Wir CGF und die JG St. Paul haben ja so ein paar Sachen gemeinsam:

  • z.B. eine gemeinsame Historie
  • ähnliche Prägungen (evangelisch, charismatisch)
  • starke Pioniere (Frieder und Hans) die ihren Visionen gefolgt sind und andere mit begeistert haben
  • ein bisschen was von nicht Fisch noch Fleisch, die JG als Gemeinde in einer Gemeinde, die CGF als Gemeinschaft im irgendwo und
  • wir sind beide eher kleine Versammlungen mit kleiner Kraft

Das ist ja auf den ersten Blick nicht so positiv: nur eine kleine Kraft zu haben. Aber hier in dem Sendschreiben an die Gemeinde in Philadelphia ist es nicht problematisch. Die Gemeinde wird sogar belohnt, weil sie an Jesus festgehalten hat. Also Kleinsein, schwach sein, ist nicht zwingend gekoppelt mit erfolglos sein.

Im Gegenteil: im NT hat das Kleine, das Schwache, oft eine besondere Bedeutung, einen besonderen Segen, einen besonderen Zuspruch, einen besonderen Schutz (kleine Herde, kleines Bethlehem, kleines Senfkorn.…)

„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“ (2. Kor. 12,9 Luther) 


Wenn man schwach ist, ist man sich seiner Schwachheit bewusst. Man bildet sich nichts ein auf die eigene Kraft. Man lässt Gott durch sich wirken.

Wir haben noch was gemeinsam. Wir sind sowas wie Durchlauferhitzer oder Katalysatoren oder Brandbeschleuniger. Wir haben vielen Menschen zum Durchstarten verholfen.
In unseren Alphakursen oder Glaubenskursen oder Jugendkreisen oder sonstigen Gruppen haben einige zum Glauben gefunden, oder sind zumindest auf ihrem Weg mit Jesus große Schritte vorwärtsgekommen und dann - nach kurzem oder längerem Gastspiel - haben sie sich anderen Gemeinden, attraktiveren Gemeinden oder größeren Gemeinden angeschlossen. Manche sogar evangelischen Kirchgemeinden.

Früher hat mich sowas echt frustriert. Ich war enttäuscht, ärgerlich, zornig, resigniert, ratlos. Hey. Wir. Wollen. Auch. Wachsen. Heute ist mir das ziemlich egal. Glaub ich zumindest. (Wir machen halt einfach keine Alphakurse mehr.)

Wichtig ist doch, dass jmd. überhaupt irgendwo eine geistliche Heimat gefunden hat. Es geht ja nicht um mich oder um uns, sondern um das Reich Gottes, nicht um mein Reich oder unser Reich. Wir bauen ja für Gott und nicht für uns, nicht zu unserer Ehre.

Ich schaue heute auch nicht mehr neidisch auf die dynamischen großen Gemeinden in der Region. Im Gegenteil. Ich habe nämlich gemerkt, dass dort auch nicht alles Gold ist was glänzt.

Beim Gespräch mit einer leitenden Mitarbeiterin einer bekannten großen dynamischen Nürnberger Gemeinde wurde mir schnell deutlich, dass dort von den Mitarbeitern sehr viel abverlangt wird an Zeit und Energie. So gut wie jeder Abend in der Woche wird mit Gemeindeterminen und -diensten gefüllt.
Und ich dachte mir, irgendwie machen die doch die gleichen Fehler, die wir oder zumindest viele von uns auch gemacht haben, als wir in den 20er/30er-Lebensjahren waren. Das ganze Leben neben Job und Familie wurde in die Gemeinde investiert. Man lebt in einer Gemeindeblase, in einer Dienstblase und lebt doch oft am eigentlichen Leben vorbei.

Versteht mich nicht falsch. Ich rede jetzt nicht gegen Gemeindeengagement. Aber wenn das Leben nur noch aus irgendwelchen Diensten besteht, dann läuft was verkehrt, dann lebt man am Leben vorbei.

Es ist nicht ganz vergleichbar. Aber Jesus hat in den drei Jahren seines Wirkens keinen Tempeldienst als Levit gemacht, keinen Priesterdienst und war auch kein Mitarbeiter in einer Synagoge. Er hat durch sein Leben Reich Gottes gebaut. In Gesprächen und Begegnungen im Alltag. Auf Wanderschaft. Beim Feiern. Im Gespräch mit Menschen.

Nachfolge reduziert sich ja nicht nur auf die Mitarbeit in der Gemeinde.

Und zum anderen habe ich gemerkt, im Vergleich zu den großen Gemeinde: Hey, small is beautiful. Klein ist sexy. Weil klein einfach mehr Nähe bedeutet. Es ist persönlicher, intimer, authentischer, echter, ehrlicher. Es ist einfacher Gemeinschaft zu leben.
Nicht, dass das in großen Gemeinden nicht auch möglich wäre. In Zellen oder Hausgruppen. Aber in kleinen Gemeinschaften ist es einfacher.


2. Gemeinschaft

Denn darum geht es: um Gemeinschaft.

Im hohenpriesterlichen Gebet betet Jesus:

„Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.“ (Joh. 17, 20-23 Luther)


Jesus betet nicht dafür, dass seine Nachfolger Erfolg in ihrem Dienst haben, dass auch wirklich alle Toten auferstehen und alle Kranken geheilt werden;
er betet nicht dafür, dass sie die richtigen Gemeindeaufbauprinzipien erkennen und anwenden, nein, er betet für etwas viel einfacheres und doch ganz Besonderes:
er betet für Einheit und Qualität in ihren Beziehungen, er betet dafür dass sie eins sind, so wie Jesus mit dem Vater eins ist.

Gott ist Einheit. Gott ist „3 in eins.“ Gott existiert in permanenter Gemeinschaft. Gott existiert als Vater, Sohn und Heiliger Geist als ewige Gemeinschaft in Einheit. Gottes Wesen ist Gemeinschaft.

Deshalb hat Gott auch den Menschen als Gemeinschaftswesen angelegt. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei (1. Mose 2,18). Der Mensch soll Gott ähnlich sein, als Mann und Frau (1. Mose 1,27). Ein einzelnes Wesen entspricht nicht dem Bild von Einheit in Gemeinschaft. Von Anfang an war der Mensch auf Gemeinschaft ausgelegt.

Gemeinschaft ist kein Abfallprodukt eines göttlichen Brainstormings, sondern Gemeinschaft ist Gottes Geschenk an die Menschen, Gottes Plan für den Menschen, so wie es seinem Wesen entspricht, wie es ihm selbst entspricht.

Das Problem ist nur, um echte, tiefe, authentische Gemeinschaft leben zu können, braucht es den Heiligen Geist. Die Qualität unserer menschlichen Gemeinschaft ist abhängig von der Gemeinschaft mit Gott. Ob wir mit ihm im Einklang leben. Ob er in uns lebt.

Durch das Ausgießen des Heiligen Geistes an Pfingsten wurde menschliche Gemeinschaft nach dem Bild Gottes wieder möglich. Dadurch wurde das Gebet Jesu erhört. Es ist Einheit entstanden.

Schauen wir uns einmal zusammen an, wie diese erste Gemeinschaft der sogenannten Urgemeinde sich ausgedrückt hat.

„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.“ (Apg. 2, 42 - 47 Luther)

Mehr als 3000 Menschen kamen durch die Pfingstpredigt des Petrus zu Jesus - und sie kamen zueinander. Sie hatten den Heiligen Geist und sie wurden durch den Geist zueinander hingezogen. Niemand hat sie dazu aufgefordert. Es war ein innerer Antrieb gewirkt durch den Geist Gottes.

Sie teilten ihr Leben miteinander – im religiösen Bereich (Tempel) und im privaten Bereich (Häusern). Der Heilige Geist wirkte eine Sehnsucht zueinander und ließ eine große Familie entstehen. Sie waren ein Herz und eine Seele heißt es an einer anderen Stelle (Apg. 4,32).

Hier sind Beziehungen entstanden. Gemeinschaft. Gemeinsames, geteiltes Leben.

Man darf sich dabei aber jetzt nicht so auf diese Verse des materiellen Teilens fokussieren. Sie werden ja manchmal als Idealform christlicher Gemeinschaft verstanden mit der Aufforderung dies entsprechend zu kopieren.
Es ist aber nirgends zu lesen ist, dass diese Art des gemeinschaftlichen Lebens für alle Zeiten und alle Orte genauso zu gelten hat. Ja, es steht nicht einmal da, das viele Menschen zum Glauben gefunden haben, weil sie von dieser Art des Lebens überzeugt waren, sondern es heißt ganz einfach, dass der Herr sie hinzugetan hat.

Zumal diese Form des christlichen Prä-Kommunismus nicht sehr nachhaltig war. Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit einem Verantwortlichen einer deutschen Freikirche und er hat mir dann erzählt, dass in den letzten beiden Jahren mehrere Millionen in dem Haushalt nachgeschossen werden mussten. Finanziert durch Immobilienverkäufe. Aber - so sagt er - man kann das Tafelsilber halt nur einmal verkaufen.
Das war wohl auch das Problem in Jerusalem. Irgendwann war alles verkauft und Paulus musste für die Gemeinde in Jerusalem sammeln lassen.

Diese Verse in der Apostelgeschichte sind zunächst erst einmal eine Beschreibung des Zusammenlebens der Urgemeinde, wie es der Heilige Geist gewirkt hat (und z.T. sicherlich auch auf menschlichem Enthusiasmus und einer Naherwartung der Wiederkunft Christi zurückzuführen sind). Ich denke, wenn wir wissen wollen, wie wir als Christen zusammen leben sollen, dann finden wir in den Briefen des Paulus viele allgemeingültigere Aussagen.
Trotzdem lassen sich aus diesem eine Text wichtige Fundamente christlicher Gemeinschaft herauslesen.


3. Die Fundamente christlicher Gemeinschaft

3.1 Lehre


Nicht aus Zufall wird hier gleich am Beginn dieses Textes das Verharren, das Beständigsein in der Lehre aufgezählt.
Lehre ist wichtig, denn nur so ist geistliches Wachstum möglich. Manche Probleme fangen ja auch erst nach der Bekehrung an, wir müssen wissen, wie darauf zu reagieren ist, man muss sich mit Fragen des praktischen Lebens auseinandersetzen und nach dem Willen Gottes suchen in Gebieten, wo man vorher vielleicht gedankenlos darauf los gesündigt hat.

Die ersten Christen „verharrten“ in der Lehre, das bedeutet ein kontinuierliches Auseinandersetzen und Aufnehmen. Wir haben heute die Bibel, Literatur, Internet, Bibellehrer. Wir können viel leichter Lehre aufnehmen und uns mit dem Wort Gottes auseinandersetzen, als die ersten Christen damals, die nur die Apostel hatten. Andererseits aber bekamen sie Lehre hautnahe durch von Gott eingesetzte Aposteln, die dazu noch Jesus persönlich erlebt hatten und kannten, vermittelt. Wir müssen heute erstmal vielfach Unsinn herausfiltern. Da kommt man oft mit „betreutem Denken“ allein nicht weiter.

3.2 Gebet und Lob Gottes 


„sie blieben im Gebet...und lobten Gott“ heißt es im Text. Paulus schreibt im 1. Timotheusbrief, dass wir vor allen anderen Dingen beten sollen.

„So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen“. (1. Tim. 2,1 Luther)

Und doch ist es wohl oft der Teil unseres geistlichen Lebens, den wir vor allen anderen Dingen wegkürzen.

3.3 Miteinander Leben teilen

Den Teil, der in unserer Textstelle aus der Apostelgeschichte mit den meisten Worten und am differenziertesten beschrieben wird, möchte ich hier unter dem Begriff „Leben teilen“ zusammenfassen.

Es ist die Rede vom Verharren in der Gemeinschaft, Brechen des Brotes, Beisammen sein, Teilen der Güter, Verharren im Tempel, Brot brechen zu Hause, Mahlzeiten mit Freude einnehmen usw.

Christliche Gemeinschaft wird hier sehr vielfältig beschrieben. Es wird deutlich: sie findet nicht nur im Gottesdienst statt, sondern auch im privaten Bereich, in den Häusern. Sie hat etwas damit zu tun, das Leben zu teilen.

Das umschließt auch den materiellen Bereich. Damals zur Zeit der ersten Christen gab es keinen Sozialstaat, keine karitativen Einrichtungen, keine Heilsarmee. Das tägliche Brot zu teilen war oft die Hilfe für die Armen. Und es gab ja viele Arme. Und viele die ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen haben um bei den Aposteln und Geschwistern in Jerusalem sein zu können. Heute würde man sie wohl eher dazu ermuntern, sich eine Arbeitsstelle zu suchen.

Das Brechen des Brotes ist ein besonderer Aspekt der Gemeinschaft. Wahrscheinlich ist hier nicht nur das Abendmahl gemeint, sondern wirklich das ganz normale Miteinander-Essen, wobei ersteres sicher nicht ausgeschlossen werden braucht, denn es wurde ja früher im Rahmen einer Mahlzeit miteinander gefeiert. Das fand zu Hause statt. Es ist die einfachste Form miteinander Gemeinschaft zu haben. Aus dieser Tischgemeinschaft wird hier ein Ort des Lobpreises und der Anbetung.

Wenn hier im Text von Freude die Rede ist, dann drückt dies auch aus, dass gemeinsames Feiern dazugehört. Ich finde es schön, das wir heute zusammen essen. Und ich bin froh, dass es unter uns oft Anlass gibt zu feiern und Spaß zu haben, das bringt Erfrischung in jede Gemeinschaft.

Jesus ging auf Hochzeiten und Partys und Einladungen zum Essen. Er hatte mit seinen Jüngern Spaß und Freude. Dies muss so sehr zu seinem Lebensstil gehört haben, dass er von den Pharisäern als Fresser und Weinsäufer beschimpft wurde (Mt. 11,19).
Wir dürfen miteinander nicht nur weinen, sondern auch miteinander lachen. Und ich bin froh, dass dies eine Stärke der CGF ist und ich schätze auch der JG.

4. Gemeinschaft ist das Ziel 


Wenn wir jmd. zum Glauben einladen, ihm die Tür zeigen, müssen wir auch erwähnen, was dahinter ist. Was ist das Endziel des Evangeliums? Gemeinschaft!

„Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn. “ (1. Kor. 1,9 Luther)

„was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“ (1. Joh. 1,3 Luther)


Gemeinschaft ist der Ursprung aus dem alles entstanden ist und Gemeinschaft ist das Endziel. Gemeinschaft zu haben ist nicht nur ein Nebenprodukt, sondern das Ziel um das es geht: Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Wir sind in die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist und miteinander berufen. Und diese Gemeinschaft findet in der Gemeinde und in den Häusern, im sakralen und im profanen Bereich des Lebens statt. In der Anbetung und im natürlichen Miteinander.


5. Gemeinschaft ist unsere Stärke 


Wir müssen uns vergegenwärtigen: Gemeinschaft ist unsere Stärke. Des Leib Christi im allgemeinen und unsere Stärke als JG und als CGF im besonderen. Gerade als kleine Gruppierungen haben wir da eine Stärke.
Wir können echt sein vor einander mit unseren Stärken und Schwächen, wir brauchen uns nicht verstellen, wir müssen den anderen nicht erst abtasten und brauchen einander nicht zu fürchten, wir dürfen wissen, dass uns der andere positiv gesonnen ist, wir dürfen wissen, dass dieselbe Liebe, die ich zum anderen habe, auch für mich empfunden wird. Wir sind nicht dauerhaft von Sympathie abhängig.
Natürlich läuft auch mal was daneben und es kracht mal, wenn der alte Adam durchkommt, aber die normale Erfahrung in einer Gemeinde ist liebevolle Gemeinschaft. Und hier haben wir etwas zu geben und brauchen uns gar nicht groß anzustrengen, wir brauchen die Menschen nur mit hineinnehmen.

Die Menschen dürfen dadurch etwas erspüren von der Liebe Gottes, von Wertschätzung und Annahme, von Frieden und Auftanken, von Oase sein.
Wir müssen nur aufpassen, dass wir vor lauter Verliebstein in den Bruder und die Schwester nicht versäumen andere Menschen  um uns herum mehr wahrzunehmen.

Die Gemeinde in Philadelphia - Bruderliebe - hatte nur eine kleine Kraft. Aber diese Kraft verändert seit 2000 Jahren die Welt.


AMEN.

Montag, 5. November 2018

Termine und Aktuelles November 2018

01.-04.11. Gemeindefreizeit in Selb-Silberbach

11.11. kein Gottesdienst

18.11. 10.00 Uhr St. Paul gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul mit anschl. Essen (Predigt Norbert Wohlrab)   

25.11. 10.30 Uhr EvG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Birgit Oechsle)


EvG = Evangelische Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50
St. Paul = Gemeindehaus, Dr.-Martin-Luther-Platz 1 

Hausgottesdienste = unterschiedliche Orte, bitte per Email erfragen

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Predigt von Norbert Wohlrab (30.09.18)

Kein Ansehen der Person


1. Einleitung

Ich möchte heute über den Predigttext des heutigen Sonntags sprechen: Jak. 2, 1- 13.
Als ich nachgesehen habe, welcher Text für den heutigen Sonntag als Predigttext angegeben ist, habe ich erst gedacht: „Ohje. No Way! Passt gar nicht. Und mir auch nicht. Jakobusbrief mag ich sowieso nicht. Was soll ich dazu denn sagen?“ Aber ich hatte dann doch so den Eindruck, dass ich bei dem Text bleiben sollte.
Und jetzt haben wir heute hier also diesen Text aus dem Jakobusbrief. Was machen wir nun damit? Zunächst einmal lesen. Bis Vers 12.

„ 1 Meine Geschwister, ihr glaubt doch an Jesus Christus, unseren Herrn, dem alle Macht und Herrlichkeit gehört. Dann dürft ihr aber Rang und Ansehen eines Menschen nicht zum Kriterium dafür machen, wie ihr mit ihm umgeht! 
2 Angenommen, in euren Gottesdienst kommt ein vornehm gekleideter Mann mit goldenen Ringen an den Fingern; es kommt aber auch ein Armer in zerlumpter Kleidung herein.
3 Wenn ihr nun dem mit der vornehmen Kleidung besondere Aufmerksamkeit schenkt und zu ihm sagt: »Hier ist ein bequemer Platz für dich!«, während ihr zu dem Armen sagt: »Bleib du dort drüben stehen oder setz dich hier bei meinem Fußschemel auf den Boden!« –
4 messt ihr da nicht in euren eigenen Reihen mit zweierlei Maß? Und macht ihr euch damit nicht zu Richtern, die sich von verwerflichen Überlegungen leiten lassen?
5 Hört, meine lieben Geschwister! Hat Gott nicht gerade die, die in den Augen dieser Welt arm sind, dazu erwählt, durch den Glauben reich zu werden? Hat er nicht gerade sie zu Erben seines Reiches bestimmt – zu Erben des Reiches, das er denen zugesagt hat, die ihn lieben?
6 Doch was macht ihr? Ihr behandelt den Armen geringschätzig! Sind es denn nicht die Reichen, die euch unterdrücken und euch sogar vor die Gerichte schleppen?
7 Und sind es nicht die Reichen, die den wunderbaren Namen ´unseres Herrn` verhöhnen, der über euch ausgerufen worden ist?
8 Nun, wenn ihr euch wirklich nach dem königlichen Gesetz richtet, wie es in der Schrift niedergelegt ist: »Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!«, dann handelt ihr gut und richtig.
9 Doch wenn ihr Rang und Ansehen eines Menschen zum Kriterium dafür macht, wie ihr mit ihm umgeht, begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Gesetzesübertreter überführt.
10 Und ihr wisst: Wer das ganze Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges ´Gebot` verstößt, macht sich damit am ganzen Gesetz mit allen seinen Geboten schuldig.
11 Denn derselbe, der gesagt hat: »Du sollst nicht die Ehe brechen!«, hat auch gesagt: »Du sollst keinen Mord begehen!« Bei jedem einzelnen Verstoß gegen ein Gebot verstößt du also gegen das Gesetz als Ganzes; du kannst einen Mord nicht damit aufwiegen, dass du keinen Ehebruch begehst.
12 Redet und handelt so, wie es dem Gesetz der Freiheit entspricht – dem Gesetz, nach dem ihr einmal gerichtet werdet.  “ (Jak. 2, 1 - 12 NGÜ)



2. Hintergrund

Schon Luther hatte seine Probleme mit dem Jakobusbrief. Er hätte ihn am liebsten aus dem NT entfernt und hat ihm jegliche apostolische Autorität abgesprochen. „…achte ich sie für keines Apostels Schrift“ sagt er in seiner Einleitung zum Jakobusbrief.

Warum? Weil sie (die Schrift) „stracks wider S. Paulum und alle andre Schrift den Werken die Rechtfertigung gibt.“ Und wirklich man könnte meinen Jakobus lehrt eine Rückkehr zum Gesetz, wenn er hier so fleißig auf das Gesetz verweist und an anderer Stelle sogar davon spricht, dass man durch Werke gerechtfertigt wird.
So schreibt Jakobus bspw. „Was nützt es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?“ (2,14 Rev. Elb.) oder „Ihr seht also, dass ein Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein.“ (2,24 Rev. Elb.)
Dies veranlasst Luther zu dem Resümee: „Aber dieser Jakobus tut nicht mehr, als daß er treibt zu dem Gesetz und seinen Werken….Darum will ich ihn nicht haben in meiner Bibel in der Zahl der rechten Hauptbücher…“

Luther hat ihn also nicht auf die gleiche Ebene gestellt, wie die Schriften des Paulus oder des Petrus. Aber Luther wusste damals noch wenig über die Hintergründe dieses Briefes.

Wer war eigentlich dieser Jakobus? Jakobus war ein Bruder von Jesus. Er war keiner der zwölf Jünger und damit keiner aus der ersten Reihe der Apostel. Er war einer aus der zweiten Reihe. Aber er war der Vorsteher der jüdisch-christlichen Gemeinde in Jerusalem.

Er wurde als absolut integrer Mann beschrieben und sein Wort hatte geistliche Autorität.
Er war es, der auf dem ersten Konzil in Jerusalem Paulus und Barnabas mit auf dem Weg gab, dass die heidenchristlichen Gemeinden sich nicht an das Gesetz halten müssen und sich auch nicht beschneiden lassen müssen, aber sich doch bitte zur Konfliktvermeidung und aus Rücksicht den Juden gegenüber von bestimmten Speisen enthalten sollen (nachzulesen in Apg. 15). Also keineswegs ein Rückfall in das Gesetz.

Hier bei diesem Brief ist die Situation eine andere. Dies ist vermutlich der älteste Brief im NT. Er wurde geschrieben, als die Gemeinde noch ganz jung war, als es noch keine christliche Theologie eines Paulus gab, als die Trennung von Juden und Christen in den Synagogen noch nicht vollzogen war, als es auch noch nicht für alles eine göttliche Offenbarung gab.
Er wurde geschrieben von einem Judenchristen aus Jerusalem an die Judenchristen in der Diaspora, an Menschen, die in der jüdischen Tradition und vielfach auch tatsächlich nach den Vorschriften des Gesetzes lebten. Jakobus wählt dabei bewusst jüdische Begrifflichkeiten, weil er weiß, dass sie von seinen Lesern verstanden werden, da diese genauso im Judentum und im Gesetz gegründet sind, wie er selbst.
Wenn man sich dies vor Augen hält, ist der Jakobusbrief kein Widerspruch zu den Schriften des Paulus, sondern er verwendet nur andere Begriffe und hat eine ganz andere Akzentuierung.


3. In der Gesellschaft

Um was geht es jetzt Jakobus in der heutigen Textstelle?

Ich möchte an dieser Stelle mit Euch zunächst ein kurzes Video anschauen.

https://www.huffingtonpost.de/2014/05/14/obdachloser-hilfe-anzug_n_5321248.html

Dieses kurze Video beschreibt ganz gut das Problem der Gemeinden, an die Jakobus hier schreibt. Und es macht deutlich wie praktisch und wie einfach oft die Fragestellungen des christlichen Lebens eigentlich sind. (Es gibt ja Christen, die in aufwändigen Seelsorgesitzungen über Jahrzehnte hinweg versuchen immer heiliger und geheilter zu werden, dabei sind die Fragestellungen der Heiligung in der christlichen Nachfolge oft ganz banal.)

Sie haben auf das Äußere geschaut. Seid „frei von allem Ansehen der Person“ (V. 1 Luther) sagt Jakobus. Damit ist jetzt nicht die Persönlichkeit oder die Individualität oder die Originalität gemeint, sondern eben das was einer war: Feldherr, Fürst, Händler oder Sklave, Bettler. Sein Stand. Sein Ansehen. Sein Habitus. Sein Reichtum.
Hier soll in der christlichen Gemeinde kein Unterschied gelten. Warum? Weil Gott auch keinen Unterschied macht. Und weil die Herrlichkeit des einzelnen, nur aus dem Herrn der Herrlichkeit kommt.

„Nicht Besitz, Stellung oder herrliches Kleid gibt Herrlichkeit, sondern allein der Herr der Herrlichkeit.“ (Fritz Grünzweig, Der Brief des Jakobus).

Wir wissen nicht, ob Jakobus sich hier auf eine reale Begebenheit bezieht, oder ob er ein fiktives Geschehen beschreibt. Es muss auf jeden Fall irgendeine Grundlage für seinen Brief gegeben haben.

Die Situation ist bei uns heute gar nicht so einfach vorstellbar. Kein Platz mehr im Gottesdienst? Ist bei uns nicht so das Problem. Hier in diesem Raum sind wir manchmal schon an der Grenze. Aber sonst. Vielleicht an Heiligabend in der Kirche. Und sind dann die Plätze ganz vorne wirklich besser?

Im Theater, bei Konzerten, bei Sportveranstaltungen ist uns klar, da gibt es billige und teure Plätze, schlechte und gute. Und die in der ersten Reihe sind dann nicht immer die besten, weil man da oft die schlechtere Sicht oder schlechtere Akustik hat. Aber im Gottesdienst?
Es muss damals auf jeden Fall gute und schlechte Plätze gegeben haben. Oder vielleicht auch gute gegen gar keine Plätze.
Und den Reichen wurden damals automatisch die besseren Plätze zugewiesen. Für sie hat man notfalls auch mal Platz gemacht. Man hat auf das Äußere geachtet. Mehr Geld, mehr wert.

Wie wäre es denn bei uns? Nehmen wir an, der Raum hier ist voll. Alle Stühle belegt. Es kommen Gäste. Natürlich organisieren wir dann für sie irgendwie Sitzgelegenheiten. Notfalls tritt man den eigenen Stuhl ab. Das ist eine normale Geste der Gastfreundschaft. Aber wenn jetzt gleichzeitig eine bekannte Fürther Persönlichkeit und ein etwas versiffter Stadtstreicher kämen, würden wir da nicht auch ganz automatisch differenzieren? Nur mal so zum Nachdenken.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der selbstverständlich gilt „Du bist, was Du hast!“. Vielleicht nicht immer, aber sehr häufig.
Und wir leben in einer Gesellschaft, in der jedmöglicher Kult und Hype um prominente Personen in den Medien betrieben wird. Und was heutzutage alles als prominent gilt….. Nicht jeder schafft es dabei auf dem Boden zu bleiben. Es macht etwas mit einem, wenn einem ständig zugejubelt wird und die Blitzlichter blitzen. Wer noch nicht narzisstisch war, wird es spätestens jetzt. Lassen wir uns davon beeinflussen?

Sogar unter uns Christen ist es oft so, dass ein Hype gemacht wird um irgendwelche tollen Prediger, Apostel, Heilungsevangelisten o.ä. und groß mit ihrem Konterfei auf Veranstaltungseinladungen geworben wird.
Aber sind sie deshalb etwa mehr wert? Sind wir nicht alle ein Leib? Paulus drückt es so schön demütig aus: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben.“ (1. Kor. 3,6 Luther). Nicht jeder schafft es demütig zu bleiben.


4. Das Beispiel Jesu

Jesus gibt uns durch sein Leben vielfach Beispiele dafür, dass er nicht die Person ansieht, dass er nicht auf den Stand schaut.

Er begegnet einer Ausländerin aus Syrophönizien und befreit ihre Tochter von einem Dämon.
Er begegnet einer Samaritanerin, die ihn wilder Ehe lebt, und heilt ihre Seele.
Er begegnet Zachäus, dem Zöllner und Betrüger, kehrt bei ihm ein und verändert dadurch sein Leben.
Er begegnet Bettlern und Aussätzigen.
Er isst und trinkt mit Zöllnern und Prostituierten und
er kehrt auch ein bei Pharisäern und reichen Menschen.

Jesus sieht nicht auf das Äußere und jetzt kommt normalerweise der Satz: er sieht auf das Herz. Aber das weiß ich ja gar nicht und nicht für jeden war die Begegnung mit Jesus automatisch eine Veränderung zum Positiven, eine Hinwendung zu ihn, ein Schritt in die Nachfolge.
Ich würde eher sagen: er gab jedem eine Chance, er begegnete jedem unvoreingenommen.

Er steckt die Menschen nicht automatisch in Schubladen:
Ausländer? Für die ist mein Evangelium jetzt noch nicht gedacht.
Samaritaner? Falscher Glaube.
Zöllner? Mit denen hat man keinen Umgang.
Prostituierte? Fernab von jeglicher Moral.
Pharisäer? Unbelehrbar selbstgerecht.
Ein Reicher? Sein Gott ist der Mammon.

Jesus begegnet jeden. Ohne Unterschied. Ohne Schublade.

Und wir? Wie machen wir es?

Ich war diese Woche in München. Und ich musste ca. eine Stunde am Bahnhof auf meinen Zug warten und da hab ich die Zeit genutzt und mir die Menschen angeschaut.
Ich finde das interessant, Menschen anzuschauen. Es ist ja auch noch Oktoberfest. Da gab es sehr viele Menschen und sehr viele waren betrunken.

Menschen sind so unterschiedlich. Jeder ist anders. Jeder einzigartig. Jeder auf seine Art originell.
Wenn man sich im Zoo die Paviane anschaut, dann schauen die alle ziemlich gleich aus. Aber Menschen sind so was tolles, so was faszinierendes. Und jeder ist irgendwie anders und jeder ein bisschen verrückt. Das macht ja auch grad die Einzigartigkeit, die Individualität aus. Und das ist dann auch herausfordernd mit all diesen Einzigartigkeiten umzugehen.

Bei der Rückfahrt dann im Zug: Ziemlich viele Betrunkene. Das Oktoberfest macht’s möglich. Und dann auch so ein typischer Heilsarmee-Klient. Besoffen, ungepflegt, herumpöbelnd, alle blöd anmachend und die ganze Zeit die Klappe offen. Und da hab ich auch gemerkt, mein Herz für solche Menschen, geht nicht über die, die ich persönlich betreue oder mit denen ich auf meiner Arbeitsstelle zu tun habe, hinaus. Ich hab mir dann echt gedacht: Könnte nicht einer dieser kampferprobten Oberbayern im Trachtenanzug, ihn einfach mal ein paar auf´s Maul hauen, damit er ruhig ist. Ernsthaft. (Aber die haben die Schläge leider nur angedroht und dann doch lieber klein beigegeben und das Abteil gewechselt.)

Ich bin nicht in der Lage allen gleich zu begegnen oder überhaupt zu begegnen und schon gar nicht unvoreingenommen.


5. In der Gemeinde

Aber wie soll es bei uns sein? Es gibt eine Grenze. Eine Linie. In unserer Gesellschaft spielt es eine Rolle wer man ist und was man hat. Aber in der Gemeinde, im Reich Gottes - und da wo ich mich bewege, ist ja das Reich Gottes - soll dieser Maßstab nicht gelten, da muss gelten: alle sind gleich, keiner ist mehr wert, d.h. nicht, das ich automatisch mit jedem gleich umgehen muss oder die gleiche Nähe zulasse, aber in der Wertigkeit sind alle gleich, in den Augen Gottes sind alle gleich.

Warum? Weil Jakobus sagt, dass das Gesetz der Freiheit, gemeint ist das Gebot der Nächstenliebe, für alle gilt. Hier gibt es keinen Unterschied in Rang und Ansehen. Der Arme ist genauso der Nächste, wie der Reiche. Für beide gilt das Gebot der Liebe.

Jakobus erklärt es den Adressaten mit dem Beispiel, dass man sich beim Gesetz - das sie ja alle kannten - auch nicht heraus suchen kann, welche Gebote man befolgt und welche nicht, sondern alle befolgen muss; genauso wenig kann man sich heraussuchen welche Nächste man lieben will und welche nicht. Er lehrt also nicht wieder Gesetz, sondern er nimmt es zu Erklärungszwecken, weil er weiß, dass es die Empfänger verstehen.

Diese Ethik ist eine ganz praktische Orientierung für unser Leben.

An späterer Stelle erklärt er, dass sich der Glaube - wenn er echt ist - auch durch Taten ausdrücken wird (Jak. 2, 14 - 26), dass Glaube also nicht einfach irgendetwas Vergeistigtes ist, sondern praktisch lebbar und erlebbar sein muss.

Als Beispiel bringt er an: wenn jmd. bedürftig ist und keine warme Kleidung hat, dann nützt es nichts, wenn man ihm einen Reisesegen mit auf dem Weg gibt, sondern dann braucht er einfach eine warme Jacke.

Glaube war damals sehr praxisbezogen. Es gab viele Arme, da konnte der Glaube sich in der Praxis beweisen. Wir haben heute - eben aus diesem christlichen Glauben heraus - gut funktionierende Sozialsysteme, die die meiste Not auffangen. Wir sind in unseren Alltagssituation nicht so permanent gefordert, wie es damals der Fall war.

Aber der Umgang mit den Menschen fordert uns dennoch auch heute noch heraus.
Schaffen wir es den Menschen unvoreingenommen zu begegnen?
Schaffen wir es allen mit der gleichen Haltung zu begegnen?
Können wir allen die gleiche Wertigkeit zusprechen?

Wenn man einen Menschen liebt, dann begegnet man ihm ganz anders. Das heißt auch
nicht, dass wir zu allem Ja und Amen sagen sollen, was Menschen so tun und treiben. Das hat Jesus ja auch nicht gemacht. Aber wenn man einem Menschen liebt, dann kann man ihm viel wohlwollender begegnen. Die Liebe deckt alles zu, „sie rechnet das Böse nicht an“ (1. Kor. 13,5d Zür.).

Ich komme mit meinen Klienten gut zurecht. Ich habe irgendwie ein großes Herz für sie. Egal wie kaputt oder chaotisch sie auch sind. Egal wie sich sich manchmal benehmen. Aber das hört an meiner Bürotür auf.
Damit meine ich jetzt nicht, dass ich ihnen anders begegne, wenn ich sie außerhalb von meinem Büro antreffe, sondern damit meine ich, dass gilt nicht für die Klienten in den Büros meiner Kollegen.
Da denke ich mir: Boah, der nervt, und nöhlt und tobt hier rum, was für ein Idiot, was für ein Arsch, den hätte ich schon längst rausgeschmissen usw.
Es gibt aber keine wirklichen Unterschiede bei unseren Klienten. Sie sind alle ähnlich. Aber die Wertigkeit, die Bedeutung, die ich ihnen beimesse, kommt durch die persönliche Begegnung, durch die Nähe. Dadurch werden sie zu Personen. Außerhalb sind sie nur Chaoten in Schubladen.

C.S.Lewis oft zitierter Satz (sinngemäß): „Wenn Du jmd. nicht lieben kannst, fang an freundlich zu ihm zu sein.“ Der freundliche Umgang verändert die Sicht und das Herz.

Hierbei dürfen wir immer Gottes Hilfe erbitten.

AMEN.



Montag, 1. Oktober 2018

Termine und Aktuelles Oktober 2018

07.10. kein Gottesdienst (Erntedankfestzug)

14.10. 10.30 Uhr Hausgottesdienste

21.10. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Georg Schubert, JmeM)

28.10. 10.30 Uhr EvG Gottesdienst mit anschl. Essen (Predigt Bob Lidfors, Dymanis e. V.)


EvG = Evangelische Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50

Hausgottesdienste = unterschiedliche Orte, bitte per Email erfragen

Montag, 3. September 2018

Termine und Aktuelles September 2018

09.09. kein Gottesdienst
 
16.09. 10.30 Uhr Hausgottesdienste

23.09. 10.00 Uhr St. Paul gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul (Predigt Gertraud Diebel)

30.09. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab)




EvG = Evangelische Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50
St. Paul = Gemeindehaus, Dr.-Martin-Luther-Platz 1

Montag, 2. Juli 2018

Termine und Aktuelles Juli/August 2018

01.07. 10.30 Uhr Hausgottesdienste

08.07. kein Gottesdienst

15.07. Arche Gottesdienst mit anschl. Weißwurst-Frühschoppen (Predigt Birgit Oechsle) - entfällt -

22.07. 10.30 Uhr Hausgottesdienste


29.07. - 09.09. Sommerpause
 


EvG = Evangelische Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50
St. Paul = Gemeindehaus, Dr.-Martin-Luther-Platz 1

Freitag, 1. Juni 2018

Termine und Aktuelles Juni 2018

03.06. 10.00 Uhr St. Paul gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul (Predigt Ehepaar Schubert, JmeM)

10.06. 10.30 Uhr EvG Gottesdienst mit anschl. Mittagessen (Predigt Jürgen Grau, AMIN)


17.06. kein Gottesdienst


24.06. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Zeugnisgottesdienst)




EvG = Evangelische Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50
St. Paul = Gemeindehaus, Dr.-Martin-Luther-Platz 1

Freitag, 11. Mai 2018

Predigt von Norbert Wohlrab (06.05.2018)

Jahreslosung 2018


1. Einleitung

Was fällt Euch ein zum Begriff Fernweh?

(Ein Begriff mit dem wohl jeder spätestens dann etwas anfangen kann, wenn Kinder da sind, weil dann mit einem durchschnittlichen Einkommen nicht mehr so viel für Reisen übrig bleibt. Nicht nur kleine Kinder, gerade auch große kosten Geld.)

Und wie ist es mit Sehnsucht? Was fällt Euch dazu ein?

(Ich war überrascht, dass der Begriff ursprünglich eher pathologisch verwendet wurde. Als Krankheit des menschlichen Verlangens. Als ein Verzehren nach Personen, Objekten oder Zuständen mit dem schmerzhaften Bewusstsein, sie nicht erreichen zu können.

Sehnen und Sucht in einem Wort. Das drückt schon viel aus. Das Sehnen wird zur Sucht. Sich sehnen ist noch keine Sehnsucht im eigentlichen Wortsinn.

Sehnsucht ist auch ein Gemanismus. Ein typisch deutscher Begriff, den es so in anderen Sprachen nicht 1zu1 gibt und daher als deutsches Fremdwort übernommen wird.)

Und wie ist es mit Durst? Was fällt Euch dazu ein?

(Die Karawane zieht weiter…..)

Alle drei Begriffe haben etwas mit Sehnen, Begehren usw. zu tun. Und darum geht es mir heute.



2. Jahreslosung 2018: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst (Offb. 21,6)

In meiner Predigt heute geht es um Durst. Mir ist nämlich aufgefallen, dass wir noch keine Predigt zur diesjährigen Jahreslosung hatten.

Die Jahreslosung stammt aus dem Buch der Offenbarung und zwar aus einem Abschnitt, in dem der neue Himmel und die neue Erde beschrieben werden. Ich lese sie mal im Zusammenhang:

„1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;
4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!
6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offb. 21, 1-6 Luth 2017)


Andere Übersetzungen:

„Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst.“ (Rev. Elb.)
„Wer Durst hat, dem werde ich umsonst von dem Wasser zu trinken geben, das aus der Quelle des Lebens fließt.“ (NGÜ)
„Wer durstig ist, den werde ich unentgeltlich aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt.“ (EÜ 2016)


Hier spricht Gott! Worte in der Bibel, in denen Gott direkt spricht, haben eine ganz besondere Bedeutung!

Wasser ist wichtig! Ohne Wasser verdursten wir.
Wasser hat auch in der Bibel eine besondere Bedeutung. Nicht nur regional, weil in den Gegenden des Orients Wasser knapp war, sondern auch rituell und symbolisch.
Es gab im AT rituelle Bäder und Waschungen um sich von der Schuld und Unreinheit zu säubern.
Und im NT die Taufe als Bild für das Abwaschen der Schuld und das Sterben des alten Menschen.
Und in beiden Testamenten die Bilder vom Wasser als Lebensstrom, als Strom des Heiligen Geistes.

Also, Wasser als Bild für etwas das neues Leben spendet, war den Hörern bereits vertraut.  Und dieser Vers ist jetzt auch nicht neu, sondern wir finden ihn bereits in anderen Zusammenhängen. Z.B. bei Jesus im Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen.

„Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“ (Joh. 4, 13.14 Rev. Elb.)

Eigentlich die gleiche Aussage mit etwas anderen Worten und geringen anderen Aspekten.

Wenn wir noch einmal zurück zur Offenbarung gehen, dann fällt auf, Jesus sagt am Anfang: Es ist geschehen. Es ist fest gemacht! Es ist zementiert!

Das erinnert an die Worte Jesu am Kreuz: „Es ist vollbracht“ (Joh. 19,30) und es erinnert an das rückblickende Schauen Gottes auf seine Schöpfung: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1. Mose 1,31)

Es ist geschehen! Das Werk Jesu ist geschehen und das Angebot an alle Dürstenden gilt!
Und es gilt umsonst!
Umsonst, nicht vergeblich, aber unentgeltlich.
Umsonst, nicht käuflich, aber erhältlich.
Umsonst, nicht ohne Kosten für Jesus, aber kostenlos für uns.


3. Durst und menschliche Stillversuche

Das Angebot gilt für alle die Durst haben, für alle Dürstenden.
Das Problem bei Durst ist systemimmanent. Egal wie viel Du trinkst, Du wirst später immer wieder Durst haben.

„Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten“ (Joh. 4,13a) sagt Jesus zu der Samaritanerin. Das war keine neue Erkenntnis, das war und ist allen Menschen zu allen Zeiten klar: genau wie ich immer wieder essen muss, muss ich auch immer wieder trinken. Hilft nichts. Selbst wenn ich mal „über den Durst getrunken habe“ gilt das.

Das gilt für den biologischen Durst und genauso für den Durst nach materiellen und immateriellen Dingen.

Vielleicht könnt Ihr Euch noch an die Freizeit auf dem Hesselberg vor etwa 15 Jahren mit M. Kettner erinnern. Er hat damals u.a. über die Seele gesprochen. Er hat erklärt dass das hebr. Wort für Seele Schlund oder Kehle bedeutet. Unsere Seele ist ein Schlund, sie sucht danach gestillt zu werden. Jeder Mensch sucht nach Erfüllung, nach Füllung dieses Schlundes, dieses Lochs, dieses Vakuums, dieser Leere.

Je nach dem wie wenig Liebe man in seinem „Schlundsystem“, in seiner Seele speichern konnte, und wie wenig Wert man dann in sich selbst empfindet, wie wenig man emotional in sich selbst ruhen kann, desto stärker ist der Drang diesen Durst durch verschiedenste Dinge von außen zu stopfen.

Es dürstet die Seele nach Leben, nach erfüllten vollen Leben. Und sie sucht es zu finden in mich-erfüllenden Partnerschaften, in mich-befriedigender Sexualität, in erfolgreicher beruflicher Karriere, in sportlichen Leistungskicks und Erfolgen, Körperkult, Ernährungs-kult, materiellen Reichtum und Luxus uvm.

Egal was man anstrebt und auch erreichen mag, es ist niemals genug. „Never enough“ heißt es in einem Rocksong. Selbst wenn man in einem Bereich 100% erreicht, wird es keine dauerhafte Befriedigung schenken und man braucht ein neues Betätigungsfeld.

Nichts davon ist geeignet dieses Vakuum dauerhaft zu stillen. Nichts Immaterielles und nichts Materielles.

Bei der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen war es vielleicht ähnlich. Sie hat ja nicht nur regelmäßig Wasser geschöpft. Sie hatte auch einen gewissen Männerverschleiß. „fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann“ (Joh. 4,18 Rev. Elb.). Es lässt sich nur spekulieren, aber vielleicht hatte ja auch sie ein starkes emotionales Defizit, dass sie versucht hat irgendwie zu füllen.
Übrigens Jesus verurteilt sie nicht, sondern er bietet ihr lebendiges Wasser an.

Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie hat einmal gesagt: „Sobald die Leute genug haben, wovon sie leben können, stellt sich heraus, dass sie nicht wissen, wofür sie leben können.“ Dies gilt in jeder Hinsicht. Egal nach welchem System man Löcher stopfen will, es funktioniert nicht.

„Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten.“ (Jer. 2,13 Rev.Elb.)

Die Zisternen sind löchrig. Das „Schlundsystem" unseres Seins, kann nur durch lebendiges Wasser gestillt werden.

„Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt“ (Pred. 3,11a Rev. Elb.)

Der Mensch hat in sich ein systemimmanentes Vakuum. Dieses Vakuum dürstet nach Ewigkeit, dürstet nach Gott.

„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott“ (Ps. 42,3a Rev. Elb.)

Es ist dieser Durst nach Ewigkeit, nach inneren Frieden und Versöhnung, nach Gnade und Annahme, nach Heil und Geborgenheit, den ich nur in Jesus löschen kann, der nur von ihm gestillt werden kann.
Aber wenn er gestillt ist, dann ist er es auch. Auch wenn die letztendliche Vollendung erst in der Ewigkeit geschieht, wird doch das Vakuum in der Seele schon jetzt gestopft.

„den wird nicht dürsten in Ewigkeit.“ Wenn ich sein Lebenswasser getrunken habe, dann will ich es gar nicht mehr anderweitig stillen. Dann weiß ich auch, dass all die schönen Dinge des Lebens gar nicht dazu geeignet sind, gar nicht dazu gemacht sind, meinen Durst zu stillen. Ich glaube, man kann dann wahrscheinlich erst so richtig genießen.


4. Überfließendes Wasser

Aber Jesus geht ja auch noch weiter. Sein Lebenswasser stopft nicht nur unseren Schlund. Es läuft auch noch über.

„Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (Joh. 7,38 Rev. Elb.)

Jesus spricht hier vom Heiligen Geist (V. 39). Wir sind überfließbar angelegt. Gottes Geist wirkt und fließt durch uns, wenn wir uns von ihm leiten lassen. Und hier geht es nicht nur um spektakuläre Heilungsgebete, sondern auch um das ganz normale Leben im Alltag. Der größte Teil unseres Lebens ist Alltagsleben (wenn wir nicht gerade schlafen). Dort will seine Freundlichkeit, seine Güte, seine Liebe, seine Gerechtigkeit weiter aus uns heraus in die Welt hinein fließen.

Und ich glaube, das geschieht oft sogar, ohne dass wir uns dessen groß bewusst sind.

Es passiert, dass sich Leute bei uns bekehren und wir wissen nichts davon.
Ich habe angeblich mal durch eine einzige Frage eine ganze Ehe gerettet.
Neulich habe ich einen ehemaligen Klienten getroffen, der sich bei mir bedankt hat, weil ich ihm immer so motiviert und gedrängt habe und er damals dann schon Schulabschluss und Ausbildung nachholen konnte und er jetzt mittlerweile seit einigen Jahren Vorarbeiter in einer Firma ist und nun sogar so gut verdient, dass er sich in Fürth eine kleine Altbauwohnung kaufen konnte.

Und ich denke, solche Dinge, wo wir etwas von Gottes Herrlichkeit weitergeben konnten, kennen wir alle. Wir vergessen die Sachen nur oft wieder allzu schnell.


5. Schluss

Viele die versuchen ihren Lebensdurst mit irgendwelchen Quellen zu stillen, sind auch auf der Suche nach einem Sinn im Leben oder den Sinn des Lebens.

Paradoxerweise sagt die Bibel zu dieser eher philosophischen Frage gar nichts. Der Begriff Sinn des Lebens oder eine ähnliche Fragestellung finden wir in der Bibel nicht. Es wird nur erwähnt wie unsinnig und nichtig vieles menschliche Streben ist. Sinn ist irgendwie überhaupt kein Thema. Vielleicht auch weil das von Gott gegebene Leben schon automatisch Sinn in sich trägt.

Wir Christen sind ja ganz schnell mit Aussagen wie „Jesus ist der Sinn des Lebens“ oder „Jesus gibt deinen Leben Sinn“ oder so ähnlich. Aber was heißt das denn eigentlich praktisch, ganz konkret und nicht abstrakt? Im konkreten Alltag? Haben wir überall, in jedem Lebensbereich Sinn gefunden oder überhaupt gesucht? Brauchen wir überall Sinn?

Ich denke, wenn ich Jesus gefunden habe, wenn er den Lebensdurst in mir gestillt hat, dann ruhe ich in dermaßen in ihm, der ja das Leben ist, dass sich die Frage gar nicht mehr stellt, weil ich dann weiß wohin ich gehe, weil ich mit ihm verbunden bin, weil ich mich angenommen und geliebt weiß. Dann habe ich eine unheimliche feste Basis für mein Leben. Dann bin ich über diese Daseinsstufe, über diese Fragestufe schon hinaus. Dann dürstet mich nicht mehr.

Und wenn er dann in mir lebt, dann kann ich durch ihn meinem Alltag Sinn geben.
Vielleicht ist es das gleiche, wie „Jesus gibt deinem Leben Sinn“, aber ich habe das Gefühl, er nimmt mich nicht ganz aus der Verantwortung….

Ich habe neulich einen kurzen Clip von Will Smith gesehen und da hat er erzählt, dass er jetzt aufhört seine Frau glücklich machen zu wollen, weil er erkannt hat, dass das nicht geht. Er kann sie lieben, freundlich zu ihr sein, sie zum Lachen bringen usw., aber sie nicht glücklich machen, denn glücklich zu sein, ist ihre eigene Entscheidung. (Und die Amerikaner sind ja sogar durch die Verfassung verpflichtet nach Glück zu streben.)

Glücklichsein liegt sozusagen im Auge des Betrachters.

Vor ein paar Wochen wurde bundesweit eine Umfrage unter Wohnungslosen durchgeführt mit Fragen zu unterschiedlichen Lebensfeldern. Unter anderem ging es auch um ihre materiellen Möglichkeiten. Und eine Frage war: „Können Sie sich alles kaufen, was ihnen wichtig ist?“ (Freizeit, Kultur, Genussmittel, Fahrkarten etc.). Die Antwortmöglichkeiten gingen von 1 (alles) bis 5 (gar nichts). Die Umfrage wurde auch in unserer Einrichtung durchgeführt und man erwartet bei Menschen, die 115,- Euro im Monat dafür zur Verfügung haben, dass sie überwiegend 4 oder 5 ankreuzen. Aber das war überraschenderweise gar nicht der Fall. Es gab eine komplette gleichmäßig verteilte Streubreite von 1 bis 5. Und ich vermute, dass man hier zu den selben Ergebnissen kommt, egal ob die Leute 200, 2000 oder 20.000 Euro im Monat zur Verfügung haben.
Warum? Weil es ist die eigene Entscheidung, ob man zufrieden ist, ob man glücklich ist oder nicht.

Um das ganze Abzurunden: wenn ich Jesus gefunden habe, wenn er meinen Lebensdurst gestillt hat, wenn mein Leben Sinn macht, kann es trotzdem sein, dass ich in einzelnen Lebensbereichen (z.B. im Beruf) keinen Sinn sehe. Deshalb ist aber nicht das Fundament falsch, sondern ich kann Jesus bitten mir zu helfen die Sache mit anderen Augen zu sehen, neu zu bewerten, vielleicht auch zu lassen oder einfach hinzunehmen, zu tragen. .

Ich habe vorhin von dem jungen Ex-Klienten erzählt. Wie oft kommt das vor? Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass ist vielleicht einer von 40, der so eine vollständige und nachhaltige Integration in die Gesellschaft erzielt. Das sind 2,5 %. Lohnt das denn? Ich sage Ja. Das sind 2,5% die meiner Arbeit Sinn geben. 2,5% für die es Sinn macht. Für mich ist das heute ok. Früher war das anders. Es ist ja auch nicht so, dass alle anderen scheitern. Es gibt da viele Graduierungen. Erfolg liegt im Auge des Betrachters.

Als Johannes die Offenbarung empfangen hat, lag die Welt für die Christen in Scherben. Verfolgung überall. Da bekommen die Aussagen, dass Gott alle Tränen abwischen wird und das es in der Zukunft bei ihm kein Leid und kein Geschrei mehr geben wird, eine ganz neue Bedeutung.

Wie haben sie ihr Leben wohl gerade bewertet? Verfolgung, Unterdrückung, Misshandlung, Benachteiligung, Tod, Leid und Schmerz. Ob sie sich über den Sinn des Lebens Gedanken gemacht haben? Oder haben sie einfach nur nach Erlösung und Gerechtigkeit gedürstet (Mt. 5,6)?

Auch wenn sich ihre Lebensumstände nicht von jetzt auf gleich geändert haben, so galt auch für sie, dass das lebendige Wasser eine Quelle ist, die durch alle Lebenslagen durch trägt und ein Fundament bildet, das allen Widernissen widerstehen kann. Das gilt auch für uns.

AMEN.

Dienstag, 1. Mai 2018

Termine und Aktuelles Mai 2018

06.05. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Norbert Wohlrab zur Jahreslosung 2018)

10.05. 12.30 Uhr Gemeindewanderung in Pottenstein

13.05. 10.30 Uhr EvG Gottesdienst mit anschl. Mittagessen (Predigt Klaus Sparla, Vineyard Nürnberg)


20.05. kein Gottesdienst


27.05. Hausgottesdienst entfällt



EvG = Evangelische Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19
Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50
St. Paul = Gemeindehaus, Dr.-Martin-Luther-Platz 1

Sonntag, 1. April 2018

Termine und Aktuelles April 2018

01.04. Ostern 10.30 Uhr EvG Gottesdienst (Predigt Christiane Schönberger, JG St. Paul, Thema: "Auferstehung")

08.04. kein Gottesdienst


15.04. 10.30 Uhr Arche Gottesdienst (Predigt Horst Gillmann, Vaterhaus Nürnberg)


22.04. 10.00 Uhr St. Paul gemeinsamer Gottesdienst mit der JG St. Paul (Predigt Lennart Forsman)


29.04. kein Gottesdienst



EvG = Evangelische Gemeinschaft, Gebhardtstraße 19

Arche = Christlicher Kindergarten Arche, Theaterstraße 50
St. Paul = Gemeindehaus, Dr.-Martin-Luther-Platz 1